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{Pressereise*} Wir haben unseren Pfingsturlaub in Ostholstein verbracht, genauer gesagt in der “Holsteinischen Schweiz”. Vor ein paar Tagen habe ich Euch ja bereits unsere Traum-Unterkunft gezeigt: Das Gut Petersdorf bei Lensahn. Heute verrate ich Euch nun unsere Lieblingsorte in der Gegend. Wenn Ihr noch weitere Sehenswürdigkeiten oder Geheimtipps für “Das Land der Seen” zwischen Plön und Ostseeküste wisst, hinterlasst gerne einen Kommentar.
Holsteinische Schweiz: Land der Seen & sanften Hügel
Die sogenannte “Holsteinische Schweiz” im Osten Schleswig-Holsteins – zwischen Kiel und Lübeck – ist ein Paradies für Natur- und Kulturliebhaber! Die malerische Region ist von sanften Hügeln, ausgedehnten Buchenwäldern, kleinen Bauerndörfern und über 200 Seen geprägt, darunter der Große Plöner See und der Dieksee. Dazu grenzt sie an die Ostseeküste und verzaubert in der Lübecker und Hohwachter Bucht mit kilometerlangen Sandstränden und sogar einigen Steilküsten. Ihr habt also zahlreiche Möglichkeiten für Wassersport, Bootsfahrten und Angeln, für Jagen, Radfahren und Wandern. Doch auch historisch ist die Holsteinische Schweiz durchaus spannend: Sie war einst das Zentrum des alten Herzogtums Holstein und beherbergt daher zahlreiche historische Gutsanlagen, Gestüte, Herrenhäuser und Schlösser wie das Schloss Eutin, auch als “Weimar des Nordens” bezeichnet. Die Kleinstadt Eutin mit dem romantischen Marktplatz und Schlosspark ist ein kulturelles Zentrum und v.a. für ihre Festspiele bekannt.
Von oben nach unten: “Die Flora” im Schlosspark Eutin (die Schwester steht übrigens im Park von Gut Petersdorf), eine Stute mit Fohlen auf Gut Panker und das Geburtshaus von Carl Maria von Weber in Eutin; Übrigens: Eutin bezeichnet sich selbst – wie Friedrichstadt – als “Rosenstadt”: Im Sommer könnt Ihr hier etwa 2000 Rosenblüten bestaunen
1. An einer Führung durch Schloss Eutin teilnehmen
Unser Besuch im Schloss Eutin war für mich ein absolutes Highlight. Nehmt unbedingt an einer Führung teil, wandelt durch die prächtigen barocken Salons und Säle mit vielen Original-Möbeln und Gemälden und erfahrt dabei die eine oder andere Kuriosität! Wusstet Ihr, dass Katharina die Große zeitweise im Schloss lebte und hier auch ihren späteren Mann, den russischen Thronfolger Großfürst Peter Fjodorowitsch kennenlernte (natürlich absolut keine Liebesheirat)? Oder dass die Reifröcke damals bis zu 3 Meter Durchmesser erreichten und die Damen kaum noch durch die Tür passten? Besonders in Erinnerung geblieben sind mir das Speisezimmer, bestückt mit feinstem KPM-Geschirr, das Teezimmer, über und über mit Delfter Kacheln verziert und die wunderschönen Öfen! Hier hatte Wilhelm Tischbein, der Maler des weltberühmten Gemäldes “Goethe in der Campagna” seine Hand im Spiel. Nach Bildern der klassischen Antike entwarf er die Ofenkacheln für die Eutiner Töpferei Niemann. Ach, und auch sehr spannend: Ein Niemann-Lehrling, Herman Joachim Kähler, ging mit dem Wissen auf Wanderschaft und gründete in Dänemark Kähler Design!
Das vierflügelige Backstein-Schloss direkt am Eutiner See erreicht Ihr über einen burgartigen Wassergraben mit zahlreichen Seerosen/Neben einer Schlossführung ist vor allem ein Spaziergang durch den englischen Landschaftsgarten empfehlenswert – den traumhaften Küchengarten werde ich Euch noch in einem separaten Artikel vorstellen
Schloss Eutin
Schlosspl. 5
23701 Eutin
2. Eutin erkunden & Fischbrötchen genießen
Doch nicht nur das Schloss sondern auch das Kleinstädtchen Eutin selbst ist einen Besuch wert. Im Tohuus auf dem Marktplatz bekommt Ihr das wohl beste Fischbrötchen der Gegend – probiert unbedingt den Stremellachs! (Den gleichen Inhabern gehört übrigens Eis Karamba – ebenfalls sehr empfehlenswert!) Sucht Euch drinnen im urigen Café unter alten Balken und Fischer-Portraits oder draußen auf dem belebten Markt ein Plätzchen und lauscht dem Glockenspiel, das Kinder durch Hüpfen auf bewegbaren Steinplatten erzeugen. Die hübschen Fachwerkhäuser und stattlichen klassizistischen Bauten lassen Euch einen Hauch der einstigen Eutiner Noblesse spüren. Im 18. und 19. Jahrhundert erlebte die Stadt ihre Blütezeit: Die Fürstbischöfe aus dem Hause Holstein-Gottorf holten namhafte Dichter und Denker an den Hof. Goethe soll Eutin gar als “Weimar des Nordens” bezeichnet haben. Einen interessanten Einblick in die Stadtgeschichte und ihre prominenten Bewohner erhaltet Ihr auch bei einer Nachtwächterführung. Apropos: Wusstet Ihr, dass “Der Freischütz”-Komponist Carl Maria von Weber 1786 in Eutin geboren wurde?
Extra-Tipp: Die Bräutigamseiche
Im Dodauer Forst bei Eutin steht mit der sogenannten “Bräutigamseiche” einer der ältesten Bäume des “Naturparks Holsteinische Schweiz” und der hat es in sich: Die 500 Jahre alte Eiche verdankt ihren Namen einer Hochzeit, die 1891 zu ihren Füßen stattfand. Die Liebenden hatten vor der Heirat ein Astloch der Eiche als heimlichen Briefkasten genutzt, weil die Eltern gegen die Verbindung waren. Wer mag, kann noch heute an die Eiche schreiben (Adresse: Bräutigamseiche, Dodauer Forst, 23701 Eutin) oder auch Briefe herausnehmen und so Brieffreunde oder sogar den Partner für’s Leben finden. Ein Postbote stellt die Briefe an die Eiche zu und deponiert sie im Astloch.
Die Brötchen der warmen Fischbrötchen werden vor dem Belegen kurz erhitzt und sind dann richtig knackig – yummi!
Tohuus/Markt 13
Eis Karamba/Am Rosengarten 11
23701 Eutin
3. Ein Andenken bei Gutshof Interiors erwerben
Das kleine Label Gutshof Interiors habe ich Euch vor vielen Jahren schon einmal auf dem Blog vorgestellt: 2018 habe ich gemeinsam mit Bini den Herbstmarkt Gutshof Segrahn besucht und mich in die zauberhaften Hasen-Kissen von Gräfin Dieta-Andrea Zedtwitz verliebt. Als Friederike vom Gut Petersdorf mir erzählt, dass Dita mit ihrem zauberhaften Laden gleich um die Ecke wohnt, habe ich die Chance natürlich genutzt, um dem Shop einen Besuch abgestattet. Und es lohnt sich so! Wenn Ihr in der Gegend seid, fahrt vorbei. Dita trägt mit viel Gespür wunderschöne, farbenfrohe, handgefertigte, außergewöhnliche Schätzchen für Euch zusammen, darunter auch einige Lady-Blog-Lieblingsfirmen wie Glas Boninée, von Pappenheim, Carlitos und Louicito. Ich bin verknallt in ihre Lampenschirme, die wunderschöne Papeterie und die mit Stoff bezogenen Schächtelchen. Und die niedlichen Hasen-Kissen gibt’s auch immer noch! Ganz in der Nähe befindet sich mit dem 168 Meter hohen Bungsberg (samt Fernmeldeturm mit Aussichtsplattform) übrigens die höchste Erhebung Schleswig-Holsteins. Fällt im Winter ausreichend Schnee, wird er als Rodel- und Skihang genutzt.
Gutshof Interiors
Bungsbergstrasse 8
23744 Schönwalde am Bungsberg
4. Im Gut Panker etwas über Trakehner lernen
Das über 500 Jahre alte Gut Panker mit seinen Ländereien und Gebäuden gehört heute wie Schloss Kronberg (hier vorgestellt) und Schloss Fasanerie (hier vorgestellt) zur Familienstiftung des Hauses Hessen. Das Anwesen besteht aus fünf Läden – u.a. dem zauberhaften Shop Pauline, schaut unbedingt vorbei! -, dem Hotel und Restaurant Ole Liese, zahlreichen alten, noch im Originalzustand erhaltenen Gebäuden, die sorgfältig restauriert und vermietet werden, dem Herrenhaus mit Barockgarten, das von Heinrich Donatus Prinz von Hessen bewohnt wird, sowie der Trakehnerzucht mit ca. 30 Pferden. Wir durften bei einer feinen Führung allerhand über die edle Pferderasse lernen. Wusstet Ihr, dass sie ursprünglich aus Ostpreußen stammt? Im Jahr 1732 gründete Friedrich Wilhelm I. das königliche Hauptgestüt Trakehnen, um robuste und elegante Pferde fürs Militär zu züchten. Während des II. Weltkriegs konnten von ca. 25.000 registrierten Zuchtpferden gerade um die 1000 Tiere nach Deutschland evakuiert werden, davon 27 Stuten aus dem Hauptgestüt. Auf Gut Panker fanden sie ein neues Zuhause und die Trakehnerzucht lebt weiter. Wenn Ihr in der Gegend seid, dann besucht auch den Hessenstein, einen Turm, der Euch nach 110 Stufen eine herrliche Sicht auf das hügelige Umland und die Ostsee bietet, und nebenan ist gleich das fantastische Restaurant Forsthaus Hessenstein.
Trakehner zeichnen sich durch ihre Ausdauer, Leistungsfähigkeit und ihren noblen Charakter aus
Pauline Gut Panker
In der Remise 19
24321 Panker
5. Einen Tag am Strand Sehlendorf verbringen
Den naturnahen Strand von Sehlendorf in der Hohwachter Bucht hat mir eine Leserin empfohlen und ich kann den Tipp nur aus ganzem Herzen weitergeben. Bewacht von einer majestätischen Steilküste bietet der Küstenabschnitt eine wunderschöne Kulisse für Spaziergänge und Naturerkundungen – es wechseln sich feiner Sand und steinige Passagen ab. Aufgrund des flach verlaufenden Wassers ist er auch für kleine Kinder geeignet. Außerdem gibt es einen langen Strandabschnitt für Hunde – vor allem in den Badeorten ist das leider nicht immer eine Selbstverständlichkeit. Und zumindest bei unserem Besuch an Pfingsten war er auch überhaupt nicht überlaufen. Vom Hundestrand führt übrigens ein schöner Weg zu den Steilklippen, von denen Ihr einen herrlichen Blick auf die ganze Bucht habt. Für den Mittagssnack empfehle ich Euch die fantastischen Fish&Chips von Moin Fritz, die Euch ganz in der Nähe, im Ort Hohwacht, aus einem himmelblauen Wagen gereicht werden. Ach, und im Wagen gegenüber könnt Ihr Euch gleich noch eines der ausgewählten, gebrauchten Bücher von der Buchhandlung am Markt als Strandlektüre mitnehmen. Lieb’s!
Sehlendorfer Strand
Strandstraße 24
24327 Blekendorf
Moin Fritz
Seestraße 16
24321 Hohwacht
6. Maritimes Flair in Grömitz erleben
Wenn Ihr Urlaub in der Holsteinischen Schweiz macht, dann geht kein Weg an Grömitz vorbei. Das charmante Ostseebad begeisterte uns mit seinem kilometerlangen Sandstrand, der malerischen Promenade und vor allem dem Yachthafen! Mit seinen 780 Liegeplätzen gehört dieser zu den größten an der Ostsee und bietet Platz für eine beeindruckende Flotte von Segelbooten und Yachten. Während die weiß getünchten Masten der Boote im Sonnenlicht leuchten, könnt Ihr es Euch in einem der zahlreichen Restaurants entlang der Hafenpromenade gemütlich machen. Wir haben das Fischer und Fritz ausprobiert und waren sehr angetan – von der Qualität der Speisen, der entspannten Atmosphäre und der hübschen Einrichtung. Naja und der Blick auf’s weite Meer ist eh unbezahlbar. Grömitz lohnt sich nicht nur für passionierte Segler, sondern für jeden, der das maritime Flair und die Küstenatmosphäre schätzt.
Restaurant Fischer & Fritz
Am Jachthafen 1
23743 Grömitz
7. Kuchen & Kultur im Kloster Cismar auskosten
Auf dem Weg nach Grömitz könnt Ihr einen kleinen Abstecher zum Kloster Cismar machen. Um das ehemalige Benediktinerkloster ranken sich einige Geschichten: 1238 gegründet war es im Mittelalter vor allem wegen seiner großen Reliquiensammlung in ganz Norddeutschland bekannt. Zeitweise lebten im Kloster zeitgleich (v.a. adelige) Mönche und Nonnen, weshalb es zu “Ausschweifungen” gekommen sein soll. Das Kloster wurde darum vom Ursprungsort Lübeck ins Nestchen Cismar verlegt – nun nur noch mit Mönchen. Der erste evangelische Pastor von Cismar, Johannes Stricker (von 1561-1572), schuf im Hinblick auf die Zustände auf den umliegenden Gütern das Theaterstück “De düdesche Schlömer”, das u.a. als Vorbild für Hugo von Hofmannsthals “Jedermann” gedient haben soll. Im Kloster finden regelmäßig Ausstellungen statt, momentan mit Gemälden von Armin Mueller-Stahl. Und wenn Ihr schon in der Ecke seid, dann besucht noch den Hof Klostersee! Der Demeterhof besteht aus einem Bio-Hofladen, Käserei, Bäckerei sowie einem kleinen Café. Während die Eltern einkaufen können die Kids Kälber gucken!
In den alten Gemäuern des Klosters Cismar gibt es auch ein kleines Café – schaut mal, dieser Kastanienbaum!
Klostercafé Cismar/Bäderstraße 42
Hofladen Klostersee/Klostersee 1
23743 Grömitz
8. Diese Tipps könnt Ihr auch noch ausprobieren
Solltet Ihr im Gut Petersdorf Urlaub machen, könnt Ihr Euch dort Räder leihen und einige Nahziele “erradeln”, z.B. das Waldschwimmbad, die Eisdiele und den Museumshof in Lensahn. Auch das Gut Güldenstein – bis heute im Besitz des Hauses Oldenburg – könnt Ihr mit dem Rad erreichen. Mit dem Auto seid Ihr ganz schnell am Weißenhäuser Strand und Schleswig-Holsteins größten Steilklippen – nett für ein Picknick am Abend! Wenn Ihr noch ein paar Städtchen anschauen möchtet, dann sind der Ostseeort Dahme, die Innenstadt von Lütjenburg (nehmt auch Gut Helmstorf mit!), sowie die Kurorte Bad Segeberg und Bad Malente empfehlenswert. Den Malente-Ausflug könnt Ihr mit einem Stop beim Gut Rothensande und dem Guts-eigenen Hotel Gut Immenhof verbinden und Euch die Originalschauplätze der Kultfilme ansehen. Last but not least ist neben dem Eutiner das Plöner Schloss wohl die wichtigste Sehenswürdigkeit der Region – ab dem 16. Jahrhundert entwickelten sich Plön und Eutin zu höfischen Residenzstädten verschiedener Familienzweige des Hauses Oldenburg. Hier hat Euch Bini bereits Die Alte Schlossgärtnerei in Plön vorgestellt.
Romantische Steilufer, flach abfallende Badebuchten, traditionelle Fischerdörfer und moderne Seebäder wechseln sich an der Ostseeküste ab; im Norden rund um Hohwacht findet Ihr auch noch viele naturbelassene Strände
Bild 1-4: Gut Panker, 5-7: Grömitz, 8-11: Eutin, 12: Museumshof Lensahn, 13: Gut Güldenstein, 14:Gutshof Interiors
Hallo Ihr Lieben,
Tipp für Eutin:
Es gibt da einen kleinen feinen Juwelier, der aus ausgemusterten Hermès Tüchern individuelle Armbänder herstellt. Meines habe ich dann natürlich mit einer Perle verzieren lassem :)
Danke für den tollen Blog, bereichert meinen Alltag.
Liebe Grüße Anke