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Wir Lady-Bloggerinnen lieben Tee und eine stilvolle Tea Time! Ob klassisch britisch mit Scones und Sandwiches oder ostfriesisch mit Kandis und Kluntje – wir haben schon einige Tee-Zeremonien ausprobiert. Diesmal ging es für mich nach Fernost – mitten in München. Im Tushita Teehaus durfte ich an einer echten japanischen Matcha-Teezeremonie teilnehmen. Kein Törtchen-Turm, kein verspieltes Porzellan – stattdessen: Stille, Reduktion und Achtsamkeit.
Matcha-Zeremonie: Stille, Schalen, Schokolade
Geleitet wurde unsere Matcha-Zeremonie von Aya, einer Tee-Meisterin in wunderschönem Kimono, die uns mit ruhiger Präsenz und großer Hingabe in die jahrhundertealte Kunst des „Sado“ einführte – dem „Weg des Tees“. Dabei geht es nicht primär um den Tee selbst, sondern um Gastfreundschaft, Ästhetik und Achtsamkeit – also ein ganzheitliches Ritual. Die Atmosphäre im Tushita Teehaus war beinahe meditativ: Während im Hintergrund ein kleiner Brunnen plätscherte, knieten wir auf Kokosmatten und hielten historische, 100 Jahre alte Teeschalen in den Händen. Der Stempel des Künstlers am Boden verrät die Herkunft – und markiert oft die sogenannte Shōmen, die „schöne Seite“ der Schale. Diese wird dem Gast stets zugewandt – als Zeichen von Respekt und Achtsamkeit. Aya bereitete den Matcha vor unseren Augen zu: Nachdem sie die Schale zeremoniell gewaschen und getrocknet hatte, gab sie zwei Bambus-Löffel (etwa 2 g) des edlen Pulvers in die Schale und übergoss es mit 80 ml Wasser (rund 70 °C) aus einem großen Bottich. Anschließend wurde der Tee mit dem Bambusbesen – dem Chasen – in schnellen Bewegungen aufgeschlagen.
Milch kam natürlich nicht in die Schale! Die „Latte“-Variante ist eine rein westliche Erfindung. Pur ist der Matcha zwar deutlich herber – aber man gewöhnt sich schnell an den Geschmack. Der Tee wurde nacheinander gereicht. Jeder bedankte sich auf Japanisch mit einer kleinen Verbeugung, entschuldigte sich beim Sitznachbarn für’s Warten – und der antwortete höflich, dass das kein Problem sei. Zum Tee gab es ein kleines Stück Schokokuchen – süß, aber zurückhaltend. Getrunken wird der Matcha in drei Schlucken. Und der letzte endet – stilecht – mit einem kleinen Schlürfgeräusch. Ja, das soll so sein und gilt als Zeichen der Wertschätzung. Matcha wird zwar gerade sehr gehypt, ist aber gar keine moderne Erfindung: Schon im 8. Jahrhundert brachten buddhistische Mönche die Zubereitung von Pulvertee aus China nach Japan. Die Pflanze ist dieselbe wie beim grünen Tee (Camellia sinensis) – doch durch die spezielle Beschattung vor der Ernte enthält Matcha besonders viel Chlorophyll, Antioxidantien und L-Theanin.
Das Tushita Teehaus im Münchner Glockenbachviertel zählt – neben dem japanischen Teehaus im Englischen Garten – zu den wenigen Orten in München, an denen Ihr nach Voranmeldung eine authentische Teezeremonie erleben könnt; neben Matcha- gibt es auch klassische Grüntee-Zeremonien; im Café erwarten Euch exzellente Tees und Kuchen
Ich trinke schon seit ca. 1 Jahr regelmäßig und mit viel Genuss einmal am Nachmittag einen Matcha (bisher allerdings mit Milch) und freue mich, jetzt etwas mehr über dieses altehrwürdige und so gesunde (!) Getränk erfahren zu haben
Fun-Facts über Matcha
In Japan wird grüner Tee traditionell zwischen 11 und 15 Uhr getrunken, – also nach dem Essen, da er als verdauungsfördernd gilt
Matcha wird häufig zu kleinen Süßigkeiten (Wagashi) gereicht, welche die Bitterkeit des Tees ausgleichen
Grüner Tee (Sencha, Bancha, Genmaicha etc.) wird im japanischen Alltag mehr getrunken als Matcha
Die klassische Teezeremonie ist in Japan kaum noch verbreitet – nur noch wenige Meisterinnen geben die Kunst weiter
Der Bambusbesen wird nicht rotiert, sondern in schneller „M“- oder „W“-Bewegung geschlagen
Je nach Tee-Schule ist mehr oder weniger „Crema“ beim Matcha gewünscht
Für Usucha (dünner Tee) nimmt man 2 g Matcha auf 70–80 ml Wasser bei ca. 70–80 °C, Koicha (dicker Tee) wird mit doppelt so viel Pulver und weniger Wasser zubereitet – und nur bei formellen Zeremonien serviert
Die japanische Jugend und urbane Bevölkerung liebt Matcha inzwischen auch in moderner Form: Starbucks Japan ist ein absoluter Matcha-Pionier und führt Dutzende saisonale Matcha-Kreationen, wie Matcha Latte mit Hafer- oder Sojamilch, Iced Matcha Drinks, Matcha mit Limonade, Matcha Frappe oder sogar Matcha-Bier
Zen in der Teeschale: Eine kleine Geschichte
Die japanische Teezeremonie hat ihren Ursprung im Zen-Buddhismus und ist tief mit der Meditationspraxis verbunden. Über China kam der grüne Tee nach Japan, wo er von Mönchen, Samurais und später Teemeistern kultiviert wurde. Ursprünglich war die Teezeremonie Teil klösterlicher Rituale, entwickelte sich dann jedoch zu einer eigenen Kunstform mit festen Regeln, Symbolik und jahrhundertelanger Tradition. Die Idee: Tee als Achtsamkeitspraxis – als Einladung zur inneren Einkehr, nicht zum Smalltalk. Kein Wunder also, dass die japanischen Teehäuser früher winzige, fenstergroße Türen hatten, durch die man sich bücken musste – ein symbolischer Akt: Man legte Waffen und Ego ab, bevor man dem Tee begegnete. Der Stil der Teezeremonie änderte sich im 15. Jahrhundert grundlegend durch den einflussreichen Teemeister Sen no Rikyū (1522–1591). Er prägte den „Wabi-Sabi-Stil“, also die Schönheit des Schlichten, Unvollkommenen und Vergänglichen. Statt goldverzierter Prunkgefäße bevorzugte er handgefertigte, rustikale Keramik. Kein Chichi, kein Klimbim – sondern der Zauber der Einfachheit. Sein Vermächtnis lebt bis heute weiter.
Nichts in der Japanischen Teezeremonie ist zufällig – jedes Objekt hat Symbolkraft: Teeschale (Chawan): individuell, mit sichtbaren „Makeln“, Bambuslöffel (Chashaku): schlicht und natürlich – verbindet Mensch und Natur, Bambusbesen (Chasen): nicht nur Werkzeug, sondern Brücke zwischen Pulver und Wasser – zwischen Mensch und Tee, Natsume (Teedose): oft schlicht schwarz lackiert, steht für Bescheidenheit, Wasser: Quelle des Lebens – wird achtsam geschöpft
Fernweh auf Japanisch
Wem beim Genuss von Matcha das Herz für Japan aufgeht, der sollte sich die Originalkulisse natürlich nicht entgehen lassen. In Kyoto etwa lassen sich Teezeremonien in traditionellen Machiya-Häusern oder Tempelgärten erleben – besonders schön im Frühjahr zur Kirschblüte oder im Herbst, wenn sich die Ahornblätter feuerrot färben. Auf meiner persönlichen Bucket-List steht Japan nicht nur wegen des Tees ganz oben, sondern auch wegen der faszinierenden Kultur, Landschaften, Design, Küche und der technologischen Entwicklungen. Und wer noch weiterreisen möchte: Die eSIM Thai ist ideal, um auch in Ländern wie Thailand oder Bali mobil zu bleiben. So könnt Ihr nicht nur japanische Stille erleben, sondern auch tropische Teeplantagen entdecken – und vielleicht einen ganz neuen Lieblingsritus mit nach Hause bringen. Bis dahin stillt eine echte Matcha-Zeremonie auch mitten in München ein wenig das Fernweh.
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