Tea-Time: Diese Rezept-Klassiker gehören zum Afternoon Tea
Dani

Es gibt wohl kaum etwas Britischeres als das Zelebrieren der Tee-Zeremonie: die Tea Time. Beim Afternoon Tea macht es sich der Brite mit Schwarztee und Gebäck gemütlich, er genießt den Augenblick. Die britische Tea Time ist eine Lebensart, die in allen Gesellschaftsschichten gelebt wird. Je nach Region und Tageszeit fällt der Tee etwas anders aus. Aber ein paar Rezept-Klassiker wie Scones mit Clotted Cream und der Victoria Sponge Cake sind fast immer dabei.

Afternoon Tea gefällig? Im Kaminzimmer oder im Garten?

Bis heute bestimmt die Teestunde im Königreich den Tagesablauf und bietet eine willkommene Gelegenheit, Gäste einzuladen. Je nach Anlass genießt der Brite seinen Schwarztee zu schlichtem Buttertoast oder einer mit Köstlichkeiten bestückten Etagere. Während der Tee im Winter am liebsten in der Nähe des wärmenden Kamins genossen wird (schaut Euch diese Tea-Time in Prestonfield House an), schmeckt er im Sommer am besten im Garten unter schattigen Laubbäumen. In Romanen von Jane Austen wird er gerne im kleinen Salon oder im Gartenhaus der Landsitze serviert (siehe auch: Jane Austen bittet zum Tee!), erlaubt ein Päusschen zwischen zwei Tennisspielen oder Bridgepartien. In der Arbeiterschicht galt die Teestunde hingegen als letzte Mahlzeit am Tag, zu der man sich nach Feierabend am Familientisch traf. Dabei war Tee bis ins 17. Jahrhundert als höchst exotisches Getränk in Großbritannien unbekannt.

Tea Time: Die Geschichte des Afternoon Teas

Der Händler Thomas Garraway importierte als Erster Tee aus China. Aufgrund der hohen Steuer kosteten 500 g der schwarzen Blätter damals den Jahreslohn eines Dieners und so konnte am Anfang nur die Aristokratie und das reiche Bürgertum bei Thomas Twining und Fortnum & Mason einkaufen oder in den Tea Gardens verweilen. Der Afternoon Tea entstand um etwa 1839 als eigenständige Mahlzeit. Der Grund: Nach einem ausgiebigen Frühstück verzichtete man in der Oberschicht auf das Mittagessen; und das Abendessen wurde mit der Zeit immer mehr nach hinten verschoben – zum Teil wurde erst 22 Uhr oder später diniert. Anna Maria Stanhope, 7. Herzogin von Bedford, litt in der Zwischenzeit unter einem solchen Hunger, dass sie die Zwischenmahlzeit eingeführt haben soll. Sie lud ihre Freundinnen zu Tee, Brot, Butter und kleinen Leckereien – und die Tradition war geboren. In der Viktorianischen Zeit (1837 – 1901) war der Afternoon Tea eine der wichtigsten Institutionen im öffentlichen Leben und machte Englands Kulinarik weltbekannt.

Tea Time: Rezept-Klassiker zum Afternoon Tea

Für das Bestücken der Etagere gelten „strenge“ Regeln: Auf der obersten Etage befinden sich kleine Köstlichkeiten wie Törtchen oder Shortbread, darunter warten Scones und auf der untersten Etage Sandwiches auf die Teetrinker

Was gehört zur klassischen Tea Time?

Die ersten englischen Teetrinker brauten ihren Tee noch mit Pflanzen aus China, doch mit Gründung der East India Tea Company setzten sich Pflanzen aus der Kolonie durch. Und eben diese kräftigen Sorten werden bis heute auch am liebsten genossen (mehr erfahrt Ihr in unserem Beitrag über die Zubereitung von Schwarzem Tee) – ob in den weltbekannten Londoner Hotels wie Browns, Ritz, Dorchester und Athaeneum, in Kaufhäusern wie Harrods und Harvey Nichols oder in den gemütlichen Tearooms an der englischen Südküste, in denen Ihr vermutlich den besten Cream Tea mit Scones, Clotted Cream und Erdbeerkonfitüre erhaltet. Der Afternoon Tea wird zwischen 15 und 18 Uhr gereicht und beinhaltet pikante und süße Köstlichkeiten. In Somerset liebt man ein Stück Apfelkuchen zum Tee, in Schottland Shortbread, in Cornwall geht nichts ohne Scones und in Wales serviert man am liebsten Früchtebrot mit Butter.

1. Scones mit Clotted Cream

Der mittlere Teller Eurer Etagere ist in der Regel für die ofenwarmen Scones reserviert, zu denen Clotted Cream und Erdbeerkonfitüre gereicht wird.* Bei der Clotted Cream handelt es sich um „geklumpte Sahne“, die aus naturbelassener Kuhmilch hergestellt wird. Scones sind eine Mischung aus Brötchen und Kuchen. Sie haben ihren Ursprung in Schottland. Was als erstes auf den Scone kommt – die Konfitüre oder die Clotted Cream – das ist von Region zu Region unterschiedlich. Ich persönlich ziehe Clotted Cream als erste Schicht vor. Clotted Cream gibt es bei uns nicht im Supermarkt zu kaufen, Ihr könnt sie aber selbst herstellen. Gebt dafür 200 ml Bio-Sahne in ein Wasserbad und erhitzt dieses 7-8 Stunden bei 70 Grad im Ofen. Es sollte sich nun eine dünne Haut gebildet habe. Stellt die Masse über Nacht in den Kühlschrank. Am nächsten Morgen könnt Ihr eine dicke Schicht Clotted Cream abschöpfen. Wenn Euch das zu aufwendig ist, könnt Ihr alternativ Sahne „über den Punkt“ schlagen. Ihr Rezept für Scones verrät Euch Virginia hier.

*Auch Himbeermarmelade, Orangenmarmelade oder Lemon Curd schmecken fantastisch zu Scones

Clotted Cream selber machen

Tipp: Wer die Clotted Cream nicht selber machen möchte, kann sie auch über THE BRITISH SHOP beziehen

2. Der Victoria Sponge Cake

Der Victoria Sponge Cake besteht aus einem klassischen Biscuitboden, der in der Mitte mit Sahne, Konfitüre und frischen Erdbeeren gefüllt ist. Angeblich war er der Lieblingskuchen von Queen Victoria (1819-1901) zum Afternoon Tea.

Das benötigt Ihr:

– 4 Eier
– 70 g Zucker
– 1 TL Vanillezucker
– 40 g flüssige, kalte Butter
– 120 g Bio-Weizenmehl
– 2 TL Backpulver

– Erdbeerkonfitüre
– 200 ml Schlagsahne
– 350 g frische Erdbeeren

Und so wird’s gemacht:

Heizt den Backofen auf 180 Grad Ober-/Unterhitze vor. Legt den Boden einer kleinen Springform (ca. 18 cm Durchmesser) mit Backpapier aus und fettet den Rand mit Butter ein. Trennt die Eier. Schlagt das Eiweiß mit einer Prise Salz steif, gebt Zucker und Vanillezucker dazu und schlagt die Masse weiter, bis sie glänzt. Rührt die Eigelbe und die flüssige Butter nach und nach unter. Mischt Mehl und Backpulver und gebt es dazu. Füllt die Masse in Eure Form und backt sie 25 bis 30 min. Lasst den Kuchen 10 min ruhen, nehmt ihn aus der Form und lasst ihn auf einem Kuchengitter auskühlen. Schneidet den Kuchen vorsichtig horizontal durch und bestreicht den Boden mit Erdbeerkonfitüre. Schlagt die Sahne und verteilt die Hälfte auf dem Boden. Für die Ränder könnt Ihr eine Garnierspritze verwenden. In die Mitte gebt Ihr die Hälfte der Erdbeeren. Legt nun das Kuchenoberteil auf die Masse, bestreicht es mit der restlichen Sahne, garniert es mit den restlichen Erdbeeren und bestäubt den Victoria Sponge Cake vor dem Servieren mit Puderzucker.

Tea Time: Victoria Sponge Cake

Tipp: Im Winter könnt Ihr die frischen Früchte auch weglassen und den Kuchen nur mit Sahne und Konfitüre belegen

3. Früchtebrot Bara Brith

Das Teebrot mit Früchten stammt aus Wales und der Name „Bara Brith“ bedeutet „gesprenkeltes Brot“. Das Früchtebrot wird zum Tee mit Butter serviert. Und obwohl es aus Hefeteig besteht, hält es ein paar Tage frisch.

Das benötigt Ihr:

– 1 Beutel Schwarztee
– 100 g getrocknete Aprikosen
– 100 g getrocknete Feigen
– 100 g Rosinen oder Sultaninen
– 1/2 Würfel Hefe
– 200 ml lauwarme Milch
– 40 g Zucker
– 400 g Bio-Weizenmehl
– 30 g kalte Butterstückchen
– 1/2 TL Nelkenpulver
– 1/2 TL Zimtpulver
– 1 Ei
– 1 TL Salz

Und so wird’s gemacht:

Lasst 400 ml Wasser aufkochen, gebt den Schwarzteebeutel hinein und lasst ihn einige Minuten ziehen. Entfernt den Beutel und gebt die Trockenfrüchte hinzu. Lasst den Sud zugedeckt 1 Stunde ziehen, holt die Früchte dann hinaus und lasst sie über einem Sieb abtropfen. Löst die Hefe und 1 EL Zucker in der lauwarmen Milch auf. Gebt eine Mulde in Euer Mehl und gießt Eure Hefemilch hinein. Bestäubt die Flüssigkeit mit etwas Mehl und lasst diesen Vorteig zugedeckt 15 min gehen. Nun könnt Ihr die restlichen Zutaten hinzugeben: Zucker, Butter, Gewürze und ein verquirltes Ei. Knete die Masse zu einem Teig und lasst ihn 1 Stunde zugedeckt gehen, bis sich der Teig verdoppelt hat. Inzwischen könnt Ihr Eure Trockenfrüchte zu kleinen Würfeln schneiden und mit 1 TL Salz mischen. Knetet sie nun in den Teig und gebt den Teig in Eure gut eingefettete Kastenform. Lasst den Teig zugedeckt abermals 30 min bis 1 Stunde gehen. Heizt den Backofen auf 180 Grad Ober-/Unterhitze vor und gebt den Bara Brith 45 min in den Ofen. Lasst ihn nach dem Backen 10 min stehen, nehmt ihn dann aus der Form und lasst ihn auf einem Gitter auskühlen.

Früchtebrot Bara Brith zum Afternoon Tea

Tipp: Am besten schmeckt das walisische Früchtebrot bestrichen mit Butter

4. Englische Sandwiches zur Tea Time

Sandwiches sind ein fester Bestandteil des Afternoon Teas. Sie sind eine Erfindung des vierten Earl of Sandwich, der 1762 seinen 24-Stunden-Spielmarathon nicht durch Essenspausen unterbrechen wollte. Er ließ sich sein Essen deshalb zwischen zwei Brotscheiben servieren. Typische vegetarische Sandwich-Variationen sind das Gurken- und Tomatensandwich. Bestreicht dafür ein Toast (ein tolles Rezept für Toastbrot findet Ihr hier) mit Frischkäse, den Ihr mit Salz und Pfeffer würzt, und belegt ihn mit Gurken bzw. Tomaten, deckt den Toast mit einem zweiten Toast zu, schneidet die Rinde dünn ab und schneidet die Sandwiches diagonal in Dreiecke. Für ein Eier-Kresse-Sandwich schält ihr zwei Eier und zerdrückt sie mit einer Gabel. Gebt 2 EL Mayonnaise, 1 TL Worchestersauce, 1 TL englischen Senf, 1 TL Zitronnensaft und 1/2 TL Salz dazu. Gebt 2 EL Kresse und etwas Pfeffer dazu und verteilt die Masse auf dem Toast.

Afternoon Tea: Der Aufbau der Etagere

Neben den aufgeführten vegetarischen Varianten sind auch Sandwiches mit Schinken, Lachs und Sardellen begehrt

5. Shortbread „Spicy Scottie Dogs“

Es gibt so unzählig viele verschiedene Shortbread-Varianten, dass Theresa Baumgärtner daraus ein eigenes Backbuch gemacht hat – hier haben wir es Euch vorgestellt. Eine besonders zarte Shortbread-Variante verrät Euch Virginia außerdem hier. Für diese Tea Time habe ich eine kräftige Version mit Muskatnuss aus Thereas Backbuch ausgewählt.

Das benötigt Ihr:

– eine Scottie Dog Backform (oder Ihr formt sie wie im Rezept von Virginia beschrieben)
– 100 g kalte Butter
– 30 g Zucker
– 150 g Bio-Weizenmehl Typ 550
– 1/2 TL Zimt
– 1 Prise Muskatnuss

Und so wird’s gemacht:

Würfelt die Butter klein und gebt sie in eine Rührschüssel. Fügt die restlichen Zutaten hinzu und knetet daraus rasch einen Teig, und zwar am besten so kurz wie möglich. Rollt ihn nun auf einer leicht bemehlten Arbeitsfläche 3 bis 4 mm dick aus und stecht mit Eurer Hunde-Form Plätzchen aus. Legt ein Backblech mit Backpapier aus, setzt die Plätzchen darauf und stellt sie 30 min kühl. Heizt den Backofen inzwischen auf 150 Grad Heißluft vor und backt die Scottie Dogs etwa 15 min. Lasst sie auf einem Gitter auskühlen und verziert sie nach Belieben mit einer Schleife.

Shortbread

Habt Ihr eine Lieblingsspeise zum Afternoon Tea? Dann verratet sie uns gerne in den Kommentaren!

 

Viele Informationen und auch einige Rezeptideen für diesen Artikel habe ich dem Buch „Afternoon Tea“ von Tamara Hänggli entnommen. Tamara Hänggli ist eine Kochbuchautorin und Kochlehrerin aus der Schweiz. Das Buch rund um die Tea Time ist 2016 im Verlag FONA erschienen.

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1 Kommentar
  • Sybille sagt:

    Liebe Dani,

    wie stilvoll! Und es sieht alles köstlich aus! Hab einen feinen Muttertag.

    Sybille

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