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Whisky für Einsteiger? Kein ganz einfaches Thema. Zum einen bietet Whisky viel zu viele mögliche Ein-, Aus- und Umstiegspunkte, um genau einen sinnvollen Rat für Neulinge zu geben. Zum anderen fallen die Empfehlungen für erschwingliche Whiskies, die einen möglichst vielfältigen Einstieg in das Thema bieten, häufig sehr gleichförmig aus. Und weil ich niemanden mit den immer gleichen Tipps langweilen möchte, kommt hier meine ganz persönliche Empfehlung dreier Etiketten, die man als Einsteigerin probieren kann, ja sollte, um zu erahnen, wie abwechslungsreich die Aromen- und Ideenwelt in Sachen Whisky sein kann. Sláinte Mhath! ein Gastbeitrag von Florian Severin
1. Der Rauchige: Caol Ila 12 Years
Wer sich mit Whisky zu beschäftigen beginnt, stellt unweigerlich nach kürzester Zeit fest: Es gibt innerhalb der Kenner-Szene eine eingeschworene Fangemeinde möglichst rauchig-torfiger Whiskies. Der Stil hat Tradition auf der schottischen Insel Islay, und seine Aromatik reicht von trocken-medizinisch wie bei Laphroaig (einer der Favoriten von König Charles) bis hin zu nass-erdig bei Ardbeg. Dazwischen? Grauzone mit allerlei Schattierungen. Und eben auch einer meiner Favoriten: Die Traditions-Destillerie Caol Ila macht einen der Islays, nach denen man problemlos den eigenen Gaumen kalibrieren kann. Für vergleichsweise kleines Geld lernt man hier neben dem klaren, fast klinischen Rauch auch Aromen von Zitrus und Gischt schätzen. Im Gegensatz zu vielen Islays, die auf möglichst tiefe Torf-Noten abzielen und dadurch schnell ins düster-sumpfige abgleiten, überzeugt der 12-jährige durch einen feinsinnigen Schliff, brillante Klarheit und eine fast schon prickelnde Zitrus-Aromatik. Weniger Torf-Traktor, mehr schnittiger Sportwagen. Islay mit Feinsinn. Wer noch eins drauflegen will, versucht den 18-jährigen für den etwa dreifachen Preis. Irgendwann.
2. Die Sherry-Bombe: Aberlour 12 Years Non Chill-filtered
In den letzten Jahren immer wichtiger wird die Kategorie der “nachgereiften Whiskies”, also solche, die nach einer Passage in (meistens) Ex-Bourbon-Fässern noch in weiteren aromagebenden Gebinden lagen. Allen voran: Sherryfässer. Die Kombination aus den Noten des relativ kleinen Holzfasses und des berühmten aufgespriteten Weißweins harmoniert mit von Natur aus milden Whiskies, wie sie in der Schottischen Speyside seit jeher typisch sind. Eine der Destillerien, die sich in den letzten Jahren vor allem mit Sherry-Finishes wieder auf’s Tableau gebracht hat, heißt Aberlour. Die Destillerie hat eine bewegte Geschichte hinter sich und drohte nach einem Brand in den 1870er Jahren für immer zu ruhen. Inzwischen ist sie nicht nur zurück zu alter Form gekommen, sondern dank des schützenden Mantels von Pernod-Ricard auch mit ausreichend Spielgeld für eine Vielzahl spannender Abfüllungen ausgestattet. Nicht nur für Einsteiger perfekt: Der 12-jährige ist ein klassischer Speyside, milde und sanft, über dem ein ungemein saftiges Bukett von Erdbeeren, Holunder und Ceylon-Zimt schwebt. Wer denselben Stil mit noch mehr Komplexität probieren will, kostet den Aberlour a’bunadh, der eine feine Milchschokolade und sehr viel mehr Gewürze addiert.
Greift zu der wenige Euro teureren Variante ohne Kühlfiltration, die im Alkoholgehalt leicht höher liegt (48% vol. statt 40% vol.) und damit mehr Raum für Versuche mit ein, zwei Tropfen Wasser zum Aufschließen der Aromatik lässt
3. Der Geradlinige: Nikka from the Barrel
Wer die vergangenen Zeilen mit ein wenig Vorwissen gelesen hat, fragt sich inzwischen wahrscheinlich, warum beide Empfehlungen bisher vor allem über ihre Aromatik on top argumentieren und wo denn die Empfehlungen absolut purer, neutraler schottischer Whiskies bleiben. Ganz einfach: Ich finde, die meisten davon kann man sich aktuell sparen. Nicht etwa, weil sie nicht gut wären. Sondern weil diesen Job seit einigen Jahren die vergleichsweise jungen Japanischen Destillerien wesentlich besser machen. Wie in so vielen anderen handwerklich-ästhetischen Domänen (Maßschuhe, Produkt-Küche, Jazz, …) gilt auch hier: Was in Europa entstand, wächst durch japanisches Exzellenzbewusstsein über die Wurzeln der eigenen Tradition hinaus. Das beste Beispiel: Nikka from the Barrel. Dieser Whisky steht für alles, was Premium-Whisky aus Schottland nicht sein will: Günstig verpackt, fehlende Altersangabe, nicht mal ein Single Malt. Und zugleich ist all das egal, wenn man ihn dann probiert. Was der Destillerie Nikka hier gelungen ist, ist nichts weniger als die Blaupause eines absolut perfekt abgestimmten, puren – ja, wohlerzogenen – Whisky. Sanft genug, um als Crowd Pleaser durchzugehen, leicht rauchig gegen die Langeweile, nicht zu preziös, um auch als Highball zu schmecken.
Nikka from the Barrel: Viel unprätenziöser und zugleich hochwertiger kann man einen modernen Whisky kaum trinken
War’s das? Nicht ganz…
What now? Wer diese drei Whiskies zuhause hat, ist für vieles gerüstet, was dahinter noch wartet. Mild wie Speyside, aber voller und süßer? Bourbon! Klar und kühl wie Caol-Ila, aber ohne Rauch? Irland! Tradition ehren, indem man sie bis zur Perfektion ablehnt? Japan! Die Landkarte guter Whiskies ist, auch wenn wir das gerne vergessen, größer als Schottland. Was nicht heißt, dass man sich davon zu früh abwenden sollte. Doch das ist Stoff genug für eine 2. Liste…
Über den Autor
Florian Severin ist aufmerksamen Leserinnen noch als Florian S. Küblbeck bekannt. Unter diesem Namen hat er bei C.H.Beck mit “Was Mann trägt. Gut angezogen in zwölf Schritten” einen der Longseller für klassische Herrenmode veröffentlicht. Inzwischen ist er vor allem als Werber mit eigener Agentur, Creative Consultant und Erfinder verschiedener Lifestyle-Brands wie etwa der Spirituosenmarke Junikorn unterwegs. Der feinen Lebensart hat er sich dennoch nie abgewendet, und so schreibt er für uns seine Whisky-Empfehlungen für Einsteiger auf.
Titelbild: Depositphotos.com
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Lieber Florian,
danke für Deine spannenden Ausführungen – ich liebe es ja immer, von den ganzen Aromen zu lesen (auch wenn ich sie selbst zugegebenermaßen nicht immer rausschmecke). Aber! Wie bei jedem guten Wein, Champagner etc. schätzen wir doch auch die Geschichte dahinter sehr oder? Wir wollen beim Genuß an das romantische Weingut in Frankreich oder die Distillery im nebeligen Schottland denken – und deshalb wird mir ein Whisky aus Japan wohl nie so gut schmecken, wie einer aus Schottland, mag er handwerklich noch so gut gemacht sein.
Herzlichst, Dani