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Es gibt unzählige Bücher über Coco Chanel – über ihr Leben, ihre Beziehungen, ihre Mode, sogar eines, das sich ausschließlich um das berühmte „Little Black Jacket“ dreht (hier vorgestellt). Und doch erscheinen immer wieder Werke, die versuchen, neue Sichtweisen auf Chanel zu eröffnen. Mit „Chanel Intim“ ist das gelungen, denn hier kommen auch Familienmitglieder zu Wort. Auch „Gabrielle Chanel“ wirft neue Blicke auf die Stilikone. von Sybille
Isabelle Fiemeyer: Chanel Intim
Ich gebe zu, ich bin bei der Person Coco Chanel etwas zwiegespalten. Ich liebe ihre Mode. Doch es gibt Interviews aus ihren letzten Jahren, da äußert sie sehr merkwürdige Ansichten, und ihr Verhalten während der Nazi-Zeit erschien auch recht fragwürdig. Das Buch „Chanel Intim“, erschienen bei Callwey, eröffnet einen neuen Blick auf Chanel und hat mich ihr gegenüber etwas milder werden lassen. Die Autorin Isabelle Fiemeyer, eine ausgewiesene Kennerin der Modeschöpferin und ihrer Geschichte, durfte einen Blick in die Chanel-Archive werfen und bisher nicht gezeigte Dokumente, Briefe und Fotos veröffentlichen. Außerdem pflegte Fiemeyer eine enge Freundschaft zur Nichte Chanels.
Gabrielle Palasse-Labrunie (1926-2014) eröffnete Fiemeyer einen persönlichen Blick auf die private Coco Chanel und unterstützte sie bei Recherchen über Chanels Leben während des Krieges. Sie erzählt z.B., dass Chanel Freunde und Familie und auch ihr Personal in jeder Lebenslage unterstützte und dabei eine grenzenlose Großzügigkeit an den Tag legte. Chanels Interesse an Spiritualität kommt zur Sprache sowie ihr Liebe zur Literatur. Private Fotografien, Briefe oder handschriftliche Ratschläge ihrer Liebe Boy Capel ergänzen das Buch.
Spannend: Der Verdacht, dass Chanel für die Nazis spioniert habe, beruht höchstwahrscheinlich auf einer Namensverwechslung, wie Fiemeyer akribisch recherchiert hat
Chanel bei einem Pferderennen, 1907/Foto: Archives privées, Tous Droits reserves. Courtesy of Chanel
Coco Chanel in ihrer Villa “La Pausa” in Roquebrune/Foto: Roger Schall Schall Collection
Einblick in Chanels Appartement im Pariser Hotel Ritz; Das Abendkostüm aus goldfarbenem Lamé trug Chanel bei der Verleihung des Neiman Marcus Award 1957 in Dallas/Fotos: Frances Hammond
Oriole Cullen, Connie Karol Burks: Gabrielle Chanel
Viele Entwürfe sind bunt und gerade in den 1930ern überwiegen florale Muster. Die Entwürfe sind so zeitlos, dass man sie auch heute noch tragen könnte! Neben Mode werden Schmuck, Accessoires, Parfums und Kosmetika präsentiert. Informative Kurztexte erkunden die Themen und Motive der einzelnen Looks und untersuchen en détail Textilien, Schnitt und Machart besonderer Verzierungen. Auch die Stoffbeschaffung, Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs und die Ideologie hinter den Entwürfen werden erklärt.
Aus der amerikanischen Vogue: Anne Freshmann in Chanel/Foto: Edward Steichen
Dieses Kleid von 1935 besteht aus bedrucktem Seidenorganza/Patrimoine de Chanel Paris
Titelbild: Collection Mr. Férréol de Nexon
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Liebe Sybille,
so spannend, dass man immer noch so viel über Coco Chanel herausfindet. Ich glaube ein Grund ist, dass sie ihre Vergangenheit selbst so verschleiert hat, man könnte auch sagen, sie war eine notorische Lügnerin. Netter ausgedrückt: Sie wollte ihre ärmliche Kindheit einfach hinter sich lassen. Inzwischen geht man ja auch davon aus, dass weder ihr Aufwachsen im Kloster Aubazine noch ihre Ausbildung bei einem Aussteuer- und Babyartikelgeschäft der Wahrheit entsprechen soll. Stattdessen hat sie wohl in einer Art Nachtclub gearbeitet. Siehe dazu die Podcastfolge über Chanel bei „Was bisher geschah“ (basierend auf der Biografie von Henry Gidel): https://open.spotify.com/episode/0bLKwBfJeWyODf9lvndyeT Dass sie doch nicht für die Nazis spioniert hat, wäre sehr wünschenswert – wenn Du da noch mehr Infos hast, gern her damit! Wie beurteilst Du selbst diesen Teil ihrer Geschichte?
Herzlichst, Dani