Wie im Märchen: Der Wiener Kaffeesiederball

Wolltet Ihr auch schon einmal Teil eines Märchens sein? Lange, elegante Roben tragen? Durch die Gänge eines Palastes schreiten, entlang großer Spiegel mit Goldverzierungen, Skulpturen und Malereien, um dann den Festsaal zu erreichen und in einen rauschenden Ball einzutauchen? Was für ein schönes Märchen! Märchen? Auf dem Kaffeesiederball, einem der traumhaften Wiener Tanzbälle, wird das Szenario Wirklichkeit. Denn jedes Jahr zur selben Zeit, nämlich zwischen Januar und März, erwacht die höfische Lebensart der alten Wiener Kaiserzeit neu zum Leben. von Nastasia

130 Wiener Kaffeehäuser laden zum Tanz

Über 400 Tanzbälle finden in der Winterzeit statt, darunter auch der weltbekannte Wiener Opernball. Meistens werden die Bälle von bestimmten Berufsständen ausgerichtet. So gibt es unter anderem den Zuckerbäckerball, Bonbon-, Juristen- oder Medizinerball. Auch mich hat diese Welt verzaubert, gebannt habe ich das wunderschöne Treiben aus der Ferne beobachtet. Und endlich! Letztes Jahr lagen dann die Tickets unter dem Weihnachtsbaum – für den Kaffeesiederball. 130 Wiener Kaffeehäuser, darunter die Traditionscafés Landtmann, Schwarzenberg und Central, laden zu Kaffee, Tanz in die Hofburg. Mit mehr als 5.500 Gästen ist er einer der größten der österreichischen Hauptstadt.

Eröffnung durch die Debütanten

Seinen Ursprung fand der Tanzabend – wie alle anderen Bälle auch – Ende des 18. Jahrhunderts, als Kaiser Josef II. die Redoutensäle der Hofburg für Tanzveranstaltungen des gemeinen Volkes öffnete. Dabei lernten die Wiener die höfischen Sitten der adeligen Gesellschaft kennen, die sie bis heute eisern beherzigen. Dazu gehören die strengen Kleidervorschriften wie auch die Eröffnung durch die Debütanten. Auch heuer wurde der Abend durch junge Paare eröffnet, die mit einer wunderschönen Choreographie zur Melodie der weltbekannten Operette „Wiener Blut“ des österreichischen Komponisten Johann Strauss tanzten. Ganz in schwarz-weiß gekleidet schwebten sie im Dreivierteltakt über das Parkett, einmal drehten sie sich in einer kreisförmigen, später in einer Reihenformation.

„Alles Walzer!“

Zum Schluss wurden einige Damen von ihren Partnern in die Luft gehoben, andere knieten nieder, um den eleganten Handkuss der Herren zu empfangen. Plötzlich mischte sich eine schwarz gekleidete Figur unter die Paare. Die klassische Musik verschwamm und erwachte als poppige „Rock me Amadeus“- Nummer. Der mysteriöse Herr im glitzernden Jackett entpuppte sich als Falco-Doppelgänger – eine Hommage an den vor genau fünfzehn Jahren verstorbenen österreichischen Musiker. Der ganze Saal explodierte vor Begeisterung und glich plötzlich einem großen Popkonzert. Dann ertönte der berühmte Ausruf „Alles Walzer“ und das Orchester stimmte die ersten Klänge des wohl bekanntesten Walzers „An der schönen blauen Donau“ von Johann Strauss an. Nun begannen alle Gäste im Dreivierteltakt über das Parkett zu kreiseln – und ich unter ihnen. Wie in einem richtigen Märchen!

Wiener Kaffeesiederball: Einmarsch der Debütantinnen und DebütantenDer Einmarsch der Debütantinnen und Debütanten auf dem Kaffeesiederball/Foto:Peter Hautzinger

Die Debütantinnen beim Wiener Kaffeesiederball

Einmal Prinzessin sein – die Debütantinnen vor ihrem großen Auftritt/Foto: Andreas Bruckner

Wiener Kaffeesiederball: Tanz der Debütanten

In schwarz-weiß gekleidet schwebten die Debütanten im Dreivierteltakt über das Parkett/Foto: Peter Hautzinger

Wiener Kaffeesiederball: Tanz der Debütanten

ball-3Wiener Kaffeesiederball: Falco-Double

Axel Herrig mischte die Gesellschaft als Falco-Double auf/Foto: Gerhard Fally

Sacherwürstel

Zwischendurch gab’s Wiener Würstchen – allerdings heißen sie hier Frankfurter/Foto:Peter Hautzinger

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6 Kommentare
  • Dani sagt:

    Liebe Nastasia,

    jaja, die Wiener Ballkultur hat schon was! Danke für den schönen Beitrag und die tollen Fotos – wirklich wie im Märchen. Nur Bockwürschtl hätte es da wohl nicht gegeben. :-)

    Liebe Grüße
    Dani, die auch mal wieder auf einen Ball möchte – am besten zum Bonbonball!

  • Kristina sagt:

    Sehr schöner Beitrag! Erinnert mich an mein Debut beim Münchner Chrysanthemenball. Ich bin selbst auch begeisterte Ballgängerin und es stehen dieses Jahr für mich noch Bälle im tschechischen Karlsbad, in London und auf Schloss Versaille an. Mit diesem Artikel bin ich schon ganz in Tanzstimmung gekommen!
    Liebe Grüße
    Kristina

    PS: Bonbonball klingt in der Tat verführerisch…

  • LaVazza sagt:

    Ich bin selbst Wienerin und ich liebe die Ballsaison! Der Kaffeesiederball ist wirklich einer der schönsten Bälle, viele finden ihn auch viel toller als den Opernball, welcher einfach nur sehr fad sein soll!
    Empfehlen kann ich die Rudolfiner Redoute, sie findet immer am Faschingsmontag statt und es herrscht bis Mitternacht Damenwahl! Alle tragen eine Maske und eben erst später lüftet Frau das Geheimnis ihrer Identität :)

    lg
    ps: die Würstchen werden “Sacherwürstel” bei uns genannt.

  • groschenroman sagt:

    Ich beneide die Österreicher. Um ihren Schmäh, ihr Tirol, ihre Berge, ihren Dialekt und ihre unwiderstehlichen Bälle. Tolle Fotos!

  • Corinna sagt:

    Ein wirklich schöner Beitrag und vor allem bezaubernde Fotos. Danke :-)
    LG Corinna

    http://thecharmingdress.blogspot.de

  • Anna sagt:

    Oh, wie schön! In meiner Zeit in Wien war ich auch auf zwei Bällen letztes Jahr. Der IAEA Ball und der Steirer Ball, schön im klassischen Dirndl. Ein wundervolles Erlebnis durch die Wiener Hofburg zu tanzen, das ich mein Leben lang nicht vergessen werde!

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