Sybilles Bücherschau: Meine Empfehlungen für den Herbst
Sybille

Ich habe es ja schon einmal geschrieben, dass ich die 1920er und Bücher aus und über diese Zeit liebe. Zu meiner großen Freude nehmen in letzter Zeit etliche Verlage wiederentdeckte Bücher von Autorinnen aus den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts in ihre Programme auf. Aber auch Romane und Sachbücher über die Roaring Twenties stehen hoch im Kurs. Ich stelle Euch „Himmel auf Zeit -Die vergessene Künstlerin Anita Rée“, „1929 – Frauen im Jahr Babylon“, „Lolly Willowes“ und „Patience geht vorüber“ vor – vier Bücher von Frauen (nicht nur) für Frauen. von Sybille

1. Karen Grol: Himmel auf Zeit. Die vergessene Künstlerin Anita Rée

Von Anita Ree habe ich zum ersten Mal im Jahr 2017 gehört. Damals wurde ihr eine große Ausstellung in Hamburg gewidmet. Sie gehörte zu den faszinierendsten Künstlerinnen der Avantgarde. Die protestantisch erzogene Hamburgerin mit südamerikanischen und jüdischen Wurzeln wollte immer schon Künstlerin werden. Ermutigt von Max Liebermann, geschult an großen Vorbildern wie Renoir, Cézanne, Matisse und Léger, lebte und arbeitete sie in Hamburg, Paris und Positano. Mit ihrer eigenwilligen Art stieß sie viele Menschen vor den Kopf, blieb nirgends lange, fühlt sich zeitlebens unverstanden und einsam. Sie zog sich nach Sylt zurück, wo sie schließlich Selbstmord beging. Hinterlassen hat sie großartige Bilder, die nach wie vor eine große Faszination ausüben. Karen Grol verdeutlicht in ihrem Roman, wie schwer das Leben als Künstlerin ist, zumal wenn man das Gefühl hat, nicht verstanden zu werden und seiner Zeit voraus zu sein. Ein einfühlsames Porträt, dass dazu einlädt, auch das Werk Anita Rées kennenzulernen. „Himmel auf Zeit“ ist bei Ebersbach-Simon erschienen.

2. Unda Hörner: 1929 – Frauen im Jahr Babylon

Unda Hörner lässt die Monate des Jahres 1929 in 12 Kapiteln auf den Spuren berühmter Frauen Revue passieren und schildert äußerst unterhaltsam, was sich in dieser Zeit ereignet hat. Das Konzept hat sie bereits in „1919 – Das Jahr der Frauen“ angewendet und es funktioniert hervorragend. Der Titel spielt eindeutig auf den Serienerfolg „Babylon Berlin“ an, dessen 3. Staffel Ihr noch in der ZDF-Mediathek sehen könnt. Die Autorin zeigt auf, wie weit es viele Frauen damals schon gebracht hatten und stellt Marlene Dietrich, Vicki Baum, Erika Mann oder Clärenore Stinnes vor. Alles wird in Zusammenhang gesetzt mit den historischen Ereignissen: der instabilen politischen Lage der Weimarer Republik und den wachsenden Wahlerfolgen der NSDAP. Mit Beginn der Weltwirtschaftskrise zeichnet sich ab, dass dieses Jahr ein letzter Tanz auf dem Vulkan ist und der braune Sumpf alle Fortschritte für Frauen zunichte macht. „1929 – Frauen im Jahr Babylon“ ist bei Ebersbach-Simon erschienen.

 

3. Sylvia Townsend Warner: Lolly Willowes oder der liebevolle Jägersmann

„Lolly Willowes“ ist eine wunderbare Wiederentdeckung. Das Buch, geschrieben von Sylvia Townsend Warner, wurde 1926 veröffentlicht und ist – kurz zusammengefasst – ein Hexenroman im Gewand einer altmodischen englischen Erzählung inklusive skurrilem Fräulein und Landleben – und so ganz nebenbei ein Plädoyer für die Freiheit alleinstehender Frauen. Zur Geschichte: Lolly Willowes ist 28 Jahre alt und damit eine alte Jungfer. Ihr Vater stirbt und sie zieht zur Familie ihres Bruders, wo sie den Haushalt schmeißt. Doch nach 21 Jahren hat sie genug und zieht in einem großen Befreiungsschlag ins kleine Dorf Great Mop in den Chiltern Hills. Hier findet sie endlich die Freiheit, nach der sie sich immer gesehnt hat und zu guter Letzt trifft sie auch noch den Teufel und entdeckt ihre Berufung, die Hexerei. Der Roman wurde direkt nach seiner Veröffentlichung zum Erfolg in England, Frankreich und den USA. „Lolly Willowes“ ist bei Doerlemann erschienen und kostet 25 Euro.

4. Margret Goldsmith: Patience geht vorüber

„Patience geht vorüber“ ist auch so ein literarisches Kleinod. Margaret Goldsmith schildert in ihrem erstmals 1931 veröffentlichten Roman die Höhen und Tiefen im Leben der sympathischen Heldin Patience. Die Berlinerin mit englischer Mutter (daher auch der ungewöhnliche Name) verliebt sich in Grete, arbeitet als Journalistin zwischen Deutschland und England und wird zur Medizinerin in den USA. Der Roman entwirft ein komplexes Zeitbild vom Ende des Ersten Weltkrieges über die Inflation bis ins Jahr 1930 und zeigt sich dabei z.T. sehr aktuell, etwa wenn Patience über Rollenbilder und Sexualmoral philosophiert. Der Roman ist der Künstlerin Martel Schwichtenberg gewidmet, mit der Goldsmith befreundet war und von der auch die Umschlagillustration stammt. „Patience geht vorüber“ ist im Aviva Verlag erschienen.

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