Indian Affairs: Dagmar von Tschurtschenthaler im Gespräch
Dani

Dagmar von Tschurtschenthaler kenne ich schon seit vielen Jahren und ihre wunderbar klassischen Schals, Pyjamas und Kinder-Bekleidungsstücke, die sie unter den Namen Indian Affairs und Little Elefants verkauft, habe ich Euch schon häufig hier auf dem Blog empfohlen. Doch Dagmar bringt nicht nur zeitlos-schöne Textilien aus wundervollen Stoffen an die Frau und das Kind, sondern hilft auch seit Jahrzehnten Familien in Rajasthan. Ich wollte von der umtriebigen Geschäftsfrau mit dem großen Herz für Indien wissen, welche Geschichte sich hinter ihrem Unternehmen verbirgt.

Liebe Dagmar, wann und warum hast Du Indian Affairs gegründet?

Nach meinem Geschichts- und Politik-Studium und der Geburt meiner vier Töchter habe ich ab 1993 für ein großes deutsches Reisebüro an der Entwicklung von Reiserouten in Indien gearbeitet und parallel Reiseführer für Indien lektoriert. In den folgenden sieben aufregenden Jahren bin ich zwischen Nord-Indien und München hin- und hergependelt und dabei schnell der Faszination und Kunstfertigkeit indischer Schals erlegen. Die Leuchtkraft ihrer Farben und die Designs mit ihren verschiedenen kulturellen Ursprüngen sind faszinierend! Unübertroffen ist auch das Gefühl der Materialien; diese Geschmeidigkeit auf der Haut! Tja, und so wurden aus vielen kleinen Mitbringseln für die Familie schnell regelrechte Wunschlisten vieler meiner Freunde und 2001 habe ich schließlich Indian Affairs gegründet.

… was bedeutet der Name genau?

Der Name „Indian Affairs“ bedeutet so viel wie Indische Angelegenheiten oder Indische Dinge.

Faire Kindermode von Little Elefants

Meine Tochter hat sich bei Dagmar einen rosafarbenen Pyjama mit Kakadumotiv und ein wunderschönes Mille-Fleur-Kleid mit gesmokter Brust ausgesucht – trotz der Prints handelt es sich um Stücke mit zeitlosen Schnitten und Details

Lässt Du nur in Indien produzieren?

Ja, die gesamte Produktion meiner Schals, Pyjamas und Kindermode findet in Nord-Indien statt. Dort habe ich einfach die beste Infrastruktur und auch der Weg zum internationalen Flughafen ist mit einer Tagesreise nicht zu weit.

Was fasziniert Dich so an diesem Land?

Meine Faszination für Indien geht Hand in Hand mit Respekt vor diesem riesigen und irgendwie “komplett anderen” Land. Die unglaubliche Bevölkerungsdichte ist überall auf den Straßen zu spüren und wirkt zwar chaotisch, irgendwie folgt aber doch alles einer „chaotischen Ordnung“. Durch meine vielen und langen Aufenthalte habe ich zahlreiche Städte und Gegenden kennengelernt. Auch Jaipur, meine Lieblingsstadt: In dieser Stadt leben etwa drei Millionen Menschen, unterschiedliche Kulturen und Religionen, große Armut und großer Reichtum treffen hier aufeinander. Wegen der rosaroten Häuser wird die Hauptstadt Rajasthans auch „Pink City“ genannt. Die belebte Altstadt ist ein einziger Basar, auf dem kunterbunte Saris, Schmuck, Bücher, Obst und Gemüse, Gewürze und Süßigkeiten, aber auch Eisenwaren, Elektrogeräte oder Spielzeug verkauft werden. Es gibt hier wirklich nichts, was es nicht gibt…

Du bist immer noch häufig dort?

Ja, Jaipur ist für mich eine große Inspirationsquelle: die Farben, Gerüche, Geräusche, die Freundlichkeit der Menschen, das Essen, die Bauwerke. Die moderne, digitale Kommunikation hat vieles verändert, aber noch heute reise ich zweimal im Jahr nach Indien und pflege intensiven Kontakt mit meinen Herstellern, die ich regelmäßig vor Ort besuche.

Indian Affairs: Klassischer KinderpyjamaIndian Affairs: Klassischer Kinderpyjama

Die Qualität des Pyjamas aus Bio-Baumwolle begeistert, der Stoff ist schön fest und sieht auch nach häufigem Waschen aus wie neu; Besonders süß: Der Bubikragen und die weiße Paspelierung am Kragen, an der Knopfleiste und den Taschen

Inwieweit unterstützt Du die Familien vor Ort?

Meine Produkte werden in Handarbeit gefertigt. Das gibt auch den Menschen in den abgelegenen Regionen Rajasthans die Möglichkeit, selbstständig ein Einkommen zu generieren und: Gemeinsam wirken wir so der Massenproduktion entgegen. Ich setze mich für die Menschen der unteren Kasten in dieser Region stark ein. Diese haben oft keinen Zugang zu Bildung und leiden auch heute noch unter Diskriminierung. Da sie nur selten Arbeit finden, haben sie kaum eine Chance, ihre Situation zu verbessern. Zusätzlich unterstütze ich das regionale Entwicklungsprojekt des Barefoot College (hier auf dem Blog vorgestellt). Wir finanzieren vorrangig Abendschulen sowie ein Brückenschul-Internat für benachteiligte Bevölkerungsgruppen, wie Wanderarbeiterfamilien. Vor allem die Bildung und Chancengleichheit der Mädchen liegen mir sehr am Herzen. Mehr Informationen findet Ihr bei www.friends-for-hope.de

Du bist mit Schals gestartet. Führst Du von Beginn an auch Kindermode?

Die Zeit des legendären Pashmina-Schals begann Ende der 90er Jahre und die Bestellungen verwandelten sich in große Lieferungen. 
Nach Ende des Booms entschied ich mich, zusätzlich zeitlose Kindermode und Pyjamas fertigen zu lassen.

Entwirfst Du die Schnitte für “Little Elefants” selbst?

Ja! Alles fängt mit einer einfachen Skizze auf Papier an, gefolgt vom ersten Prototypen, bei dem letzte Details abgestimmt werden. Erst wenn ich auf das Resultat stolz sein kann, werden die Artikel in aufwendiger Handarbeit erschaffen. Zeitloses Design und zurückhaltende Farben prägen das Sortiment von Little Elefants, nicht Trends und Fast Fashion! Statt Pailletten und Prints findet Ihr bei mir einfache und stilvolle Basics, mit liebevollen Details wie Perlmuttknöpfen und Paspeln. Wir nutzen ausschließlich strapazierfähige, langlebige Materialien, die für Kinder geeignet sind. Und viele meiner Pyjamas und Pullis sind unisex und einfarbig, um sie unter Jungs und Mädchen zu teilen. Zweimal im Jahr biete ich neue Kollektionen an. Die Besuche in Indien nutze ich, um meine Ideen zu besprechen.

Little Elefants: Kindermode aus Indien

Das leicht gefütterte Millefleurkleid mit gesmokter Brust sieht im Sommer genauso zauberhaft aus wie im Herbst und kann selbst jetzt im Winter mit einer dicken Strumpfhose und einem Wolljäckchen getragen werden

Was ist Dir bei Deiner Mode sonst noch wichtig?

Statt auf Fast Fashion setze ich auf die Prinzipien der Fair Fashion. Meine Produkte werden in Familienunternehmen in Jaipur und Noida (bei Delhi) unter Einhaltung eines hohen Sozialstandards produziert. Dieser basiert auf Normen und Standards der International Labour Organization, die unter anderem Kinderarbeit verbietet. Alle genähten Artikel werden in einer Schneiderei in Jaipur gefertigt. Die durchgehende, ganzjährige Beschäftigung mit einem fairen Gehalt sichert den Schneidern ein Einkommen für ihre Familien. Der Inhaber der Schneiderei kennt das Handwerk „von der Pike auf“. So kann er die Qualität der Arbeit überprüfen. Jedes Kleidungsstück wird von einem Mitarbeiter fertig genäht und jeder hat inzwischen seinen Lieblingsartikel herausgefunden, den er besonders gut herstellen kann…

Und wie schaut es mit der Umweltverträglichkeit aus?

Auch eine Zero-Waste-Produktion sowie eine Verpackung und ein Versand ohne Plastik gehören für mich zu Fair Fashion. Sehr wichtig ist mir schon immer das Material: Wir verwenden reine, hochwertige Baumwolle, um Hautfreundlichkeit zu garantieren. Bis heute kümmere ich mich selbst um den Stoff-Einkauf, um sicher zu sein, dass es sich dabei um Bio-Baumwolle handelt. Regelmäßige Reisen nach Indien haben dazu geführt, dass ich die an der Produktion unserer Artikel beteiligten Menschen persönlich kenne. So ist auch gewährleistet, dass nicht nur die Qualität stimmt, sondern auch kein Betrag an Mittelsmänner fließt, sondern wirklich bei den Schneidern ankommt.

Smokkleid von Indian Affairs

Übrigens: Indian Affairs und noch mehr Lieblingslabels findet Ihr auf der Seite „Hier shoppt die Lady“

Deine Bestseller?

Pyjamas für Kinder und Erwachsene sind bis heute meine absoluten Shop-Bestseller! Meine Never-out-of-stock Kollektion ist zeitlos und in Farben gefertigt, die sich mühelos kombinieren lassen und so das morgendliche Anziehen erleichtern. Sie ist dafür gemacht, über Generationen weitergetragen zu werden. Sehr gut gehen auch die MiniMe-Looks: Viele Familien wünschen sich z.B. einen „Weihnachtspyjama“ für alle oder gleiche Looks für Geschwister.

Danke für das Gespräch liebe Dagmar!

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