Sybilles Bücherschau: Vier Empfehlungen für das Frühjahr
Sybille

In meiner Frühjahrsbücherschau stelle ich Euch wieder vier Werke von und über faszinierende Frauen vor: In „Lass uns tanzen und Champagner trinken“ widmet sich Biografie-Expertin Michaela Karl der Tänzerin Isadora Duncan. Victoria Wolff porträtiert in „Gast in der Heimat“ ein protestantisch-jüdisches Paar im Schwaben der 30er-Jahre. Jonathan Coe beschreibt die Begegnung der griechischen Dolmetscherin Calista mit dem Regisseur Billy Wilder. Und Journalistin Brigitte Benkemoun erhielt durch einen Zufall „Das Adressbuch der Dora Maar“, einst Geliebte von Picasso.

1. Michaela Karl: Lasst uns tanzen und Champagner trinken – trotz alledem

Die Autobiografie der Tänzerin Isadora Duncan haben wir Euch bereits hier vorgestellt. Jetzt hat sich die Autorin Michaela Karl der Tanzrebellin angenommen. Diese war nicht nur im Tanz ihrer Zeit voraus, sondern lebte auch privat kompromisslos und radikal. Im gründlich recherchierten und gut geschriebenen Buch erfährt man viel über die Person Isadora Duncan, aber auch über die Zeit, in der sie lebte (1877 – 1927). Die Belle Epoque wird tatsächlich ein Stück weit lebendig in diesem Buch. Und das hat mir so gut gefallen, dass ich mir direkt ein weiteres Buch von Michaela Karl zugelegt habe: „Ich würde so etwas nie ohne Lippenstift lesen“ über die Autorin Maeve Brennan, das ebenso unterhaltsam und lehrreich ist wie das Buch über Isadora Duncan. Dani ist ein großer Fan von ihrer Biografie über Unity Mitford. „Lasst uns tanzen und Champagner trinken – trotz alledem“ ist bei btb erschienen.

2. Victoria Wolff: Gast in der Heimat

Der Roman „Gast in der Heimat“ von Victoria Wolff erschien Ende 1935 im renommierten Amsterdamer Exilverlag Querido. 1936 wurde er mit dem „Nachtrag I zur Liste 1 des schädlichen und unerwünschten Schrifttums“ indiziert und in Deutschland verboten. 85 Jahre später ist der Roman bei Aviva nun erstmals als deutsche Buchausgabe erschienen. Es geht um die Geschichte der Protestantin Claudia Dortenbach und ihres jüdischen Ehemanns Dr. Helmuth Martell. Sie fühlen sich in ihrer schwäbischen Heimat sicher und zufrieden, bis der Nationalsozialismus in ihr Leben einbricht und zu rasanter Entfremdung und Abkehr von Freunden, aber auch Familienmitgliedern führt. Claudia findet für sich und ihre Familie einen mutigen Weg aus den radikal veränderten Verhältnissen. Besonders begeistert hat mich die feine Beobachtungsgabe mit der Victoria Wolff den Alltag in den 30er Jahren beschreibt. Die deutsch-jüdische Schriftstellerin (und entfernte Verwandte von Einstein) verfasste Reportagen, Reiseerzählungen und Romane über die Lebenswelten moderner Frauen. Sie emigrierte 1933 in das Tessiner Künstlerdorf Ascona, veröffentlichte in der Schweiz, das sie 1939 verließ. Ab 1941 lebte sie bis zu ihrem Tod 1992 in den USA, wo sie als Drehbuchautorin arbeitete.

Jonathan Coe: Mr. Wilder und ich

3. Jonathan Coe: Mr. Wilder und ich

Kennt Ihr die Filme von Billy Wilder? „Manche mögen’s heiß“ und „Eins, zwei, drei“ zählen zu meinen All-Time-Favourites, die ich mindestens einmal im Jahr anschaue. Daher war das Buch „Mr. Wilder und ich“ für mich ein absolutes Muss. Im Sommer 1976 lernt die junge Athenerin Calista beim Urlaub in Los Angeles einen lustigen älteren Herrn kennen, ohne zu ahnen, dass es sich um den berühmten Regisseur Billy Wilder handelt. Als Dolmetscherin begleitet sie den Regisseur und die Filmcrew auf eine griechische Insel, wo Wilder seinen vorletzten Film „Fedora“ dreht. Rückblickend berichtet Calista, die inzwischen Filmkomponistin ist, über ihre Begegnung und die faszinierende Zusammenarbeit. Ein wunderbares Buch für alle Filmliebhaber. Wer sich für Billy Wilder interessiert, dem empfehle ich auch „Hat es Spaß gemacht, Mr. Wilder?“ von Cameron Crowe. „Mr. Wilder und ich“ ist im Folio-Verlag erschienen.

4. Brigitte Benkemoun: Das Adressbuch der Dora Maar

Es gibt ja manchmal kuriose Zufälle: Die französische Journalistin Brigitte Benkemoun gelangt an das Adressbuch von Dora Maar, der zeitweisen Gefährtin von Pablo Picasso und sein Motiv für „Die weinende Frau“. Wem das Büchlein gehörte, findet sie erst durch gründliche zweijährige Recherche heraus, die sie spannend beschreibt. Dora Maar war nicht nur das Modell für ein Gemälde und Geliebte, sondern bereits eine bekannte Fotografin, als sie Picasso kennenlernt. Wie  viele Frauen in Picassos Bannkreis verfällt sie ihm vollkommen und gibt ihr eigenes Leben und sich selbst komplett auf. Als er sie verlässt, verliert sie den Halt vollkommen, wird zur fanatischen Katholikin und wohl auch Antisemitin. Anhand der Adressen im Buch vollzieht Benkemoun das Leben von Dora Maar nach, leider ohne Fotos, die eine perfekte Ergänzung der Künstlerbiografie „Das Adressbuch der Dora Maar“ gewesen wären.

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4 Kommentare
  • Dani sagt:

    Liebe Sybille,

    ich bin ja ein großer Michaela-Karl-Fan. Nach der Unity-Mitford-Biografie hatte ich mir die über Maeve Brennan auch zugelegt. :-) „Lass uns tanzen“ klingt ebenfalls toll!

    Herzliche Grüße
    Dani

  • Sybille sagt:

    Liebe Dani,

    sie schreibt sehr unterhaltsam und vermittelt dabei unglaublich viel Wissen. Eine tolle Kombination.

    Lieben Gruß
    Sybille

  • Judith sagt:

    Die Büchertipps sind hier für mich das Beste! Wieder tolle Vorschläge – vielen Dank dafür.

  • Sybille sagt:

    Liebe Judith,

    Vielen Dank. Das freut mich sehr.

    Herzlichen Gruß
    Sybille

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