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Max Liebermann ist mein liebster Maler! Bei einem Lottogewinn würde ich vermutlich als erstes ein Werk von ihm erwerben. Mit dem Leben des Impressionisten hatte ich mich bislang jedoch nur oberflächlich auseinandergesetzt – und mit dem seiner Frau Martha noch viel zu wenig. Nach der Lektüre von Sophia Motts berührender Romanbiografie „Dem Paradies so fern“ betrachte ich die Liebermanns und ihr Werk nun noch einmal mit einem ganz anderen Blick.
“Dem Paradies so fern” von Sophia Mott
Sophia Motts Roman „Dem Paradies so fern“* spielt auf zwei Zeitebenen. In der Haupthandlung (1941 bis 1943) ist Max Liebermann bereits seit 6 Jahren tot, die Nationalsozialisten haben die Herrschaft in Deutschland übernommen und Martha, überaus angesehene Berlinerin und Jüdin, versucht eine Genehmigung für die Ausreise aus Deutschland zu bekommen. Unterstützt wird sie dabei von zahlreichen Berliner Adeligen, Künstlern und Entscheidungsträgern – ein Wettlauf gegen die Zeit. Doch Martha ist alt, verliert langsam ihre Kraft und ihren Durchhaltewillen. Auf der zweiten Handlungsebene tauchen wir gemeinsam mit Matha in ihre Erinnerungen ein, erleben besondere Augenblicke noch einmal – ihre ersten Begegnungen mit Max, das schwierige Verhältnis zu seinem Vater, die Aufstände in Berlin.
Martha Liebermann: Eine stolze und starke Frau
Spannend ist auch der Wechsel der Perspektiven, die der allwissende Erzähler vornimmt. Mal schildert er die schlaflose 84-jährige Witwe des berühmten Impressionisten, die dem Pochen der Standuhr im Flur lauscht tock-tock, tock-tock, dann beschreibt er uns die Handlung aus der Perspektive ihrer treuen Unterstützer Baron von Uexküll oder Graf Bernstorff, oder er erzählt von der kleinen Martha, die als Kind stets Schätze in ihrer Schürzentasche verwahrte. Auf diese Weise erhält der Leser einen sehr umfassenden Blick auf diese stolze, starke Frau. Martha Liebermann war eine echte Lady, die nie erwartete, dass ihr jemand hilft, der aber alle helfen wollten und die nie das Rückgrat verlor, auch nicht in ausweglosen Situationen. Das Buch hat mich sehr berührt und bis heute nicht losgelassen.
Sophia Mott wurde 1957 in Baden-Baden geboren, studierte u.a. Musik in Würzburg und Germanistik in Heidelberg; 2002 veröffentlichte sie ihren ersten Roman: “Der Fall Doria – Die Ehe von Elvira und Giacomo Puccini”
Nur am Wannsee scheint die Zeit stehen zu bleiben
Neben einer anderen Sichtweise auf Max Liebermann (herrlich, wie Sophia Mott ihn mit seinem schweren Berliner Dialekt und schwarzen Humor zu Wort kommen lässt) habe ich auch einen ganz neuen Blick auf das Berlin der Weimarer Republik und der Nazi-Zeit gewonnen. Martha und vor allem auch Max stammen aus überaus wohlhabenden jüdischen Familien, die vor dem Nationalsozialismus eng mit dem Entscheidungsträgern der Zeit verbandelt waren. Diese Familien hatten Einfluss und haben Berlin mitgeprägt. Sie haben das Berlin der Zeit jedoch auch mit ins Ausland oder KZ genommen und wer heute durch die Metropole wandelt, muss schon genau hinsehen, um ihre Spuren – in Kaffeehäusern, breiten Prachtboulevards und imposanten Villen – zu entdecken. Nur am Wannsee scheint die Zeit stehen zu bleiben. Ich glaube, genau deshalb haben die beiden ihr Häuschen, ihr Paradies, auch so geliebt.
“Dem Paradies so fern” von Sophia Mott, erschienen im Verlag ebersbach & simon, ist eine unbedingte Leseempfehlung für Liebermann-Fans, Geschichtsinteressierte, Berlin-Liebhaber und alle, die Freude an Lektüre über beeindruckende Frauenpersönlichkeiten haben
Das Buch wurde inzwischen auch unter dem Titel Martha Liebermann – Ein gestohlenes Leben verfilmt
*Affiliate-Link, d.h. wir werden bei einem Kauf am Umsatz beteiligt
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Wunderbarer Tipp, liebe Dani und perfektes Timing,
Das Liebermann-Museum am Wannsee ist einer meiner Lieblingsorte, und der Garten, die Aussicht, die Räume und Exponate bezaubern und bestürzen mich jedes Mal. Kommt auf meine Provence-Urlaubsleseliste ab nächster Woche.
Das freut mich liebe Kathrin,
ich hoffe, Dir wird die Lektüre genauso gut gefallen wie mir! Eine schöne Zeit in der Provence!
Herzliche Grüße
Dani
Liebe Dani, ich habe mir das Buch soeben in meiner Buchhandlung bestellt und bin sehr gespannt. Ich hatte bereits eine Empfehlung gelesen und Deine Rezension hat mich endgültig überzeugt, vielen Dank! Da ich die Bilder Max Liebermanns sehr schätze und einen emotionalen Bezug zur bezaubernden Lindenterrasse des Hotels Louis C. Jacob in Hamburg habe, die Max Liebermanns so wunderbar auf die Leinwand gebracht hat (dort habe ich geheiratete ;-) ), bin ich natürlich umso neugieriger auf seine Frau…
Herzliche Grüße aus Hamburg!
Larissa
Liebe Larissa,
was für ein wunderbarer, geschichtsträchtiger Ort zum heiraten… ich liebe das Bild von Max Liebermann! Und ich bin sehr gespannt, wie Dir das Buch gefällt!
Herzliche Grüße
Dani