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„Out of Africa“ – die eindrucksvolle Szenerie des Filmklassikers mit Robert Redford und Meryl Streep hatte es mir und meinem Reisepartner angetan. Und sie weckte immer wieder das Fernweh und die Sehnsucht nach einer etwas unkonventionelleren Art des Reisens. Ganz im Stil des bildgewaltigen Epos, im Einklang mit der Natur und abseits der Zivilisation, ging es dann im vergangenen Sommer im eigens ausgebauten Land Rover Defender auf wild-romantische „Offroad-Camping-Safari“ durch Skandinavien – mit nicht viel mehr als einem Dachzelt, zwei Wassertanks, ein paar Flaschen Rosé und etwas eigens erjagtem Wildfleisch in der Kühlung. ein Gastartikel von Christin Simone
Reiserouten: Mit Defender & Dachzelt durch Skandinavien
Unser Ziel war zwar nicht Afrika, doch auch die skandinavische Wildnis hielt einige Abenteuer und ein paar ebenso filmreife „Spots“ für uns und unsere Hunde bereit. Die skandinavischen Länder sind einige der wenigen in Europa, in denen Wildcampen noch erlaubt ist. Motorisiert, also mit „fahrbarem Untersatz“, ist diese Art des Übernachtens in der Natur allerdings nur noch in Schweden gut möglich. Daneben machen die unkomplizierte Anreise über Dänemark, die offenen, herzlichen Menschen und die atemberaubende, abwechslungsreiche Landschaft das Land sehr reizvoll: Zahllose Seen erstrecken sich nach jeder Kurve, schier endlose Wälder, dazwischen weite tundraartige Flächen, schneebedeckte Berge im Norden, glasklare Fjorde, welche die raue, zerklüftete Steilküste durchziehen und im Süden in Sandstrände übergehen. Unsere erste Tour führte uns – gemeinsam mit Freunden – 10 Tage von Dänemark über Schweden bis zur norwegischen Grenze. Dieser Roadtrip hat uns so gut gefallen, dass wir nur wenige Wochen später noch einmal, dieses Mal zu zweit, für zehn Tage wiedergekehrt und weiter nach Norwegen gefahren sind.
Tour 1: Schweden
Mit der Fähre ging es von Helsingør (Dänemark) nach Helsingborg (Schweden), nach einem Stop in Larvik über Halmstad weiter ins Landesinnere, vorbei an Jönköping, entlang der beiden größten Seen Schwedens Vännern und Vättern, durch das Värmland und Dalarna über viel Schotterpiste bis hoch in den Fulufjället Nationalpark an der Grenze zu Norwegen. Von dort führte unsere Tour über das Künstlerstädtchen Arvika, den malerischen Fischerort Smögen, vorbei an Göteborg über das südliche Krimi-Städtchen Malmö zurück nach Dänemark.
Tour 2: Norwegen
Gestartet sind wir direkt etwas nördlicher: Nach der Fährüberfahrt vom dänischen Frederikshavn nach Göteburg ging es über den Fulufjället Nationalpark zur norwegischen Grenze und – relativ spontan und etwas leichtsinnig – quer durch die größte Hochebene Europas: Hardangervidda. Die Entfernungen sind durch die z.t. sehr fordernden Serpentinen nicht zu unterschätzen! Nach dem „Tal der Wasserfälle“ Kinsarvik kamen wir über einen abenteuerlich-einspurigen Gebirgs- und Fjordslalom samt minenartigem Bergtunnel zu einem herrlichen „Spot“ direkt am Ausläufer eines Wasserfalls. Entlang des malerischen Hardangerfjords fuhren wir an die Westküste Norwegens, über Bergen, gen Süden, immer unterbrochen von kurzen Fährfahrten von einer Klein-Insel zur anderen, bis in Kristiansand der Speed-Katamaran nach Hirtshals zurück an die Spitze Dänemark auf uns warte.
Auch in Norwegen ist Wildcampen eigentlich nur unmotorisiert erlaubt; entsprechend viele Straßen sind mit Schlagbäumen abgesperrt und es ist deutlich schwieriger, einen Stellplatz abseits der offiziellen Campingplätze zu bekommen; Wer suchet findet jedoch und Ihr könnt auch einmal die Bauern fragen und ein kleines Standgeld da lassen
Reiseart: Roadtrip im 110er Land Rover Defender
Das ganz besondere Freiheitsgefühl entsteht zum einen durch die Möglichkeit, nahezu überall hinfahren und sein Lager aufschlagen zu können und die Natur so ganz nah zu erleben. Zum anderen durch Reduzierung auf das Wesentliche: Man merkt erst einmal, was man alles wirklich nicht braucht und mit wie wenig man doch nach kurzer Gewöhnung sehr gut leben kann. Es ist natürlich eine Typ-Frage, aber wir beide haben auf Reisen wenig Annehmlichkeiten vermisst – und das obwohl wir mit dem klassischen Camping im Wohnmobil wenig am Hut haben. Für uns überwog das Lebensgefühl, das Erkunden schwer zugänglicher Landstriche, das Öffnen des Dachzeltfensters am frühen Morgen mit den ersten Sonnenstrahlen im Gesicht und dem Blick über einen glitzernden See, das Freiluft-Duschen mit Savannah-Panorama, das abendliche Kochen im Dutch Oven und Entspannen am knisternden Lagerfeuer. Auch die Land-Rover-Community, die Menschen mit einer Leidenschaft für diese individuelle Art des Reisens untereinander verbindet, ist etwas Besonderes. Überall wo wir auftauchten, begegnete man uns freundlich und mit aufgeschlossenem Interesse.
Unsere beiden Hunde Casper und Cleo haben das Abenteuer sichtlich genossen; übrigens: Hunde benötigen eine vom Veterinär dokumentierte Bandwurmkur bei der Einreise nach Norwegen!
Defender-Umbau: Ein Zuhause auf vier Rädern
Ursprünglich kam unser Reisefahrzeug mit fünf Sitzen daher. Da bei meinem Reisepartner aber schon immer die Idee bestand, mit dem Defender a la „Camel Trophy“ auf Reisen zu gehen und handwerkliches Geschick vorhanden ist, entfernte er die Rücksitze. Die Form des Autos wollte er erhalten, entschied sich also gegen ein Hubdach und für das klassische Dachzelt – was ein gut durchdachtes Raumkonzept beim weiteren Ausbau erforderte: Der Innenraum sollte so genutzt werden, dass sowohl genügend Stauraum als auch Platz zum Sitzen und Schlafen vorhanden ist. So fanden eine Bodenplatte und Schränke ihren Platz, für die er Mahagoni-Funir in Eigenregie anbrachte. Schubladen für Besteck und Klappen mit Schnappverschluss sorgen für den sicheren Transport und gefahrloses Öffnen, auch wenn die Fahrt etwas unruhiger verläuft. Dennoch kann es je nach Strecke und Fahrstil ratsam sein, auf bruchempfindliches Glas zu verzichten und stattdessen z.B. Geschirr aus dem Bootsbedarf zu besorgen. Ebenso ist es sinnvoll, leichte Dinge in den oberen Fächern unterzubringen und schwere Kochutensilien, wie z.B. eine gusseiserne Pfanne unten zu verstauen. Eine Liegefläche im Innenraum bietet eine Schlafoption für kalte Nächte oder für den Fall, dass die Gegebenheiten den Aufbau des Zeltes nicht erlauben. Durch wenige Handgriffe kann diese wieder in ein Sofa verwandelt werden.
Zusätzlich hatte meine technisch versierte Reisebegleitung nicht nur den Dachhimmel herausgenommen, das gesamte, andernfalls doch sehr geräuschvolle Auto mit einer schall- und klimaisolierenden Dämmung versehen und mit anthrazitfarbenem Wildleder verkleidet, sondern auch ein Wärmekonzept mit Heizung, eine Stromversorgung mit Solarmodul auf dem Dach, Spannungsumwandler und Doppelbatteriesystem eingebaut. Auf diese Weise waren wir unabhängig von externer Stromzufuhr und benötigten nur die übliche Tankladung Diesel. In Verbindung mit einem energieeffzienten 45Liter-Kühlschrank mit Tiefkühl-Möglichkeit, einem Zusatztank sowie einer Optimierung des Fahrwerkes und Anpassung des Gewichtes an das Gelände, bedeutete dies für uns noch mehr Freiheit in der Routenwahl. Im Außenbereich ermöglicht eine rundum installierte Lichtanlage auch das Kochen im Dunkeln, z.B. auf der ausklappbaren Arbeitsplatte. Eine Schalterleiste gestattet das individuelle Ansteuern der Lampen und bietet außerdem die Möglichkeit, elektronische Geräte zu laden. Eine seitlich angebrachte Markise bietet Schutz vor Sonne und Regen und ein extra über Reißverschlüsse zu montierender Dachzeltvorraum, der als Duschkabine umfunktioniert werden kann, gewährt Privatsphäre, wenn man in der Gruppe reist oder es am „Spot“ einmal etwas geselliger zugeht.
Wird das Dachzelt auf dem Defender nicht gebraucht, nimmt es zusammengeklappt kaum Platz weg
Explorer-Grundausrüstung: Ich packe meinen Defender…
… und nehme zu allererst einen kleinen Klappspaten mit. Wozu? Nun ja, die menschliche Natur ruft auch in der Wildnis und will dort entsprechend rücksichtsvoll gegenüber nachfolgenden Wildcampern und der Landschaft verrichtet bzw. vergraben werden. Wem das so gar nicht liegt, dem bietet der Camping-Handel entsprechende Falt-Toiletten mit Trockengranulat als Lösung an. Da wir beide keine Freunde von Schlafsäcken sind, haben wir uns für komfortable Kopfkissen und Bettdecken aus synthetischen Materialien und schnelltrocknende Bettwäsche entschieden. Je nach Luftfeuchtigkeit des Reiseziels können diese sonst schnell einmal klamm und ungemütlich werden. Ein Dutch-Oven, eine Art gusseiserner Feuertopf, diente uns zum Backen von Brot und Kuchen und leistete beim Kochen diverser Schmorgerichte über dem offenen Feuer hervorragende Dienste. Auf einer Dreibein-Grillplatte brutzelten wir über dem Lagerfeuer unsere Wildbratwurst oder auch die Damwildkeule. Zusätzlich führten wir eine Gaskocher-Doppelplatte an Bord, auf der wir z.B. mit einem Perkolator den Kaffee und das Frückstücksei zubereiteten. Eine Akku-Dusche, die einfach in die Wasser-Kanister, die wir regelmäßig an Seen und Flüssen auffüllten, eingehängt wurde, eine Axt, Säge sowie weitere Werkzeuge für den Notfall fanden ebenfalls ihren Platz in unserem Explorer-Mobil.
Neben einer Öllampe sorgte auch eine Lichterkette für das stimmungsvolle Ambiente am Abend
Noch so viel zu entdecken: Where to next und letzte Tipps
Nachdem der 110er Dachzelt-Defender und sein liebevoller, technisch ausgefeilte Eigenausbau nun auf Offroad-Expedition verprobt wurde, wartet am Horizont schon das nächste Projekt auf seine Realisierung: Der Umbau einer alten Land Rover Ambulance. Als Reiseziel lockt uns besonders noch einmal der nördliche Teil Skandinaviens – sehr gerne würden wir einmal die Nordlichter sehen! Ebenso begeistern können wir uns aber auch für wärmere Gefilde, wie z.B. die Adriaküste. Ein Traum wäre es für uns auch, einmal für längere Zeit unterwegs zu sein, den Wagen z.B. nach Südamerika zu verschiffen. Die Welt ist ein Abenteuer, es gibt noch so viel zu entdecken! Wer jetzt Lust bekommen hat, seinen Defender selbst zu gestalten, dem sei noch folgendes mit auf den Weg gegeben: Ihr schraubt an einem Partner, der Euch gute Dienste erweisen soll, also setzt bei den Materialien und der Technik auf Qualität. Plant genug Zeit ein, um auch unvorhergesehene Dinge richten zu können. Jeder Handgriff ist individuell. Der Umbau braucht Geduld und Raum für Kreativität und zum Rumprobieren. Multifunktionalität, wie z.B. das Brett, das gleichzeitig als Liegefläche und als Tisch verwendet werden kann, zahlt sich am Ende aus. Zu guter Letzt sind ein gewisses handwerkliches Geschick und technisch-maschinelles Verständnis unerlässlich, um sich unterwegs auch einmal selbst helfen zu können.
Über die Autorin
Unsere abenteuerlustige, reisebegeisterte Gastautorin ist Christin Simone Damrau. Die gebürtige Hamburgerin arbeitet in einer internationalen Wirtschaftskanzlei in der Geschäftsfeldentwicklung. Sie liebt die klassische Lebensart, Mode, Kunst, Kulinarik und die Natur, in der sie als Jungjägerin, begleitet von ihrer Vizsla-Hündin Cleo, mit Vorliebe ihre freie Zeit verbringt. Hier hat sie über ihre Heimatstadt geschrieben; bei Instagram findet Ihr Christin unter @christinsimone.
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Hallo lieber Lady-Blog,
eure Schweden-Rour mit dem Defender IT genau das, was wir (1 Hund, 2 Menschen) für den Jahreswechsel planen.
Könnt ihr uns ein wenig zu eurer Route schreiben und evtl die Plätze, wo ihr übernachtet habt?
Wir sind auch mit unserem Defender unterwegs und wären über jeden Tipp dankbar.
Liebe Grüße
Kröte, Szilvia und Andre