Prinzessin Diana: War sie wirklich eine Stilikone, Henner Buse?
Sybille

Heute wird Prinzessin Diana als Stilikone gefeiert. In der Serie „The Crown“ und demnächst im Film „Spencer“ mit Kristen Stewart wird ihr Stil wieder thematisiert. Doch wie war das eigentlich zu Lebzeiten von Prinzessin Diana? Henner Buse, der in den 90er Jahren in Hamburg Modedesign studierte, empfand die Garderobe der Prinzessin als eher altbacken und entwarf in seiner Abschlussarbeit eine Kollektion mit zeitgemäßen Kleidungsstücken für sie. von Sybille

Henner Buse: Eine Garderobe für Prinzessin Diana

Modedesigner Henner Buse entwarf, bevor es ihn auf Stationen zu Christian Dior, Chanel und Yves Saint Laurent führte, in seiner Abschlussarbeit aus dem Jahr 1992 eine Kollektion mit zeitgemäßen, stylischen Kleidungsstücken für Prinzessin Diana, die, seiner Ansicht nach, einer jungen Frau eher entsprachen. Seine Vorschläge schickte er tatsächlich an den Buckingham Palace. Die Sekretärin von Prinzessin Diana bestätigte den Empfang und bedankte sich. Wir haben Henner zu Prinzessin Dianas Stil befragt und dürfen Euch exklusiv einige seiner damaligen Entwürfe vorstellen.

Modedesigner Henner Buse

Modedesigner Henner Buse lebt und arbeitet auf dem Rittergut Müglenz bei Leipzig

Heute wird Diana als Stilikone gefeiert. War sie das tatsächlich, Henner?

Ihre Kleidung in den 80er Jahren entsprach weder der einer jungen Frau noch war sie in irgendeiner Art und Weise stilistisch anspruchsvoll. Sie war damals Mitte 20, wirkte aber wie jemand um die 40. Häufig hatte man den Eindruck, als würde sie sich verkleiden. Alles wirkte oft sehr bieder und beliebig. Mal erschien sie wie ein Teenie in einem roten Pullover mit weißen Schafen und schwarzer Samtschleife, dann in einem rot-grün-weiß-schwarz kariertem Kostüm mit Samtkragen. Auch die Farbauswahl erschien oft plump. Häufig trug sie lange Röcke mit Bluse, Kleider bis über das Knie und Kostüme, selten oder nie Hosen – außer in der Freizeit. Bei offiziellen Auftritten, wie Paraden, war ihre Garderobe oft uniformähnlich. Bei Staatsbesuchen trug sie gerne eine Garderobe, die an Traditionen des Gastlandes angelehnt war. Rückblickend entsprachen ihre Kleidung und Accessoires schon manchmal dem Stil der 80iger Jahre. Die wadenlangen Röcke oder Kleider wirkten allerdings altbacken, was natürlich auch der Hofetikette geschuldet war.

Prinzessin Diana: War sie wirklich eine Stilikone?

Links: Der Sommermantel besteht aus einer schweren Seiden-Baumwollmischung, kann auch am Abend getragen werden, ist asymmetrisch modelliert und macht einen leichten Eindruck//Rechts: Der regenfeste Mantel besteht aus beschichteter leichterer Seide und ist glockig geschnitten, sodass der Oberstoff in großzügigen Wellen fallen kann

Was waren die Ausgangspunkte für Deine Kollektion?

Je mehr ich mich mit Prinzessin Diana befasste, desto spezieller wurde meine Vorstellung von ihr. Dabei spielte nicht nur ihre optische Erscheinung eine Rolle, also Dinge wie Haarfarbe, Teint, Größe und ihre Figur, sondern auch ihr soziales Umfeld. Beispielsweise machten ihre Haarfarbe und ihr blasser Teint die Farbauswahl für eine genau auf sie abgestimmte Kollektion schwieriger. Wenn man eine Kollektion für eine breite klassische Zielgruppe konzipiert, spielt dieser Gesichtspunkt keine Rolle. Als Mitglied der königlichen Familie ist man zudem gezwungen, zu verschiedenen Anlässen immer anders gekleidet zu sein. Hier muss man zusätzlich zwischen offiziellen und privaten Anlässen differenzieren. In der Kollektion für sie habe ich versucht, diese beiden Dinge zu vereinen. Abgesehen von der Abendgarderobe können alle Kleidungsstücke sowohl bei öffentlichen als auch bei privaten Anlässen getragen werden.

Was hat beim Entwurf Deiner Kollektion für Diana eine Rolle gespielt?

Die Kollektion sollte eine feminine und in die Zukunft gerichtete Arbeit sein, anspruchsvoll, durchaus avantgardistisch, aber auch das Gefühl der 90iger Jahre ausdrücken. Die Linien- und Schnittführung der Kleidungsstücke legte ich großzügiger und mutiger an als die Kleidung, die Diana bis dato trug, eindeutiger und nicht so halbherzig. Kontraste und Betonungen sollten nur durch den Schnitt erfolgen und nicht mehr durch überflüssiges schmückendes Dekor. Selbst komplizierte und ungewöhnliche Schnittführungen und die dadurch entstehenden Silhouetten sollten immer wie selbstverständlich erscheinen, durchaus aber mit Witz und einem Schuss Selbstironie. Das Kindliche, Mädchenhafte und Romantische, oft auch Altbackene sollte aus ihrer Kleidung und ihrem Erscheinungsbild verschwinden.

Prinzessin Diana: War sie wirklich eine Stilikone?

Links: Das Kostüm besteht aus einer Jacke in fein gewebtem, farbenfrohe Tweed. Dazu ein Bleistiftrock in Blau//Rechts: Ein Kleid für eine abendliche Veranstaltung aus feingezwirntem Kammgarn und asymmetrischen Kragen

Ab wann wurde Prinzessin Diana wirklich zur Stilikone?

Zur Stilikone wurde sie etwa in den letzten zwei, drei Jahren vor ihrem Unfall, nach der Trennung von Prinz Charles und mit Abstand zum britischen Königshaus. Dadurch wurde sie wurde viel unabhängiger, konnte ihr eigenes Leben führen und ihre persönlichen Interessen verwirklichen. Und das spiegelte sich auch in ihrer Garderobe wider. Ihr ganzes Erscheinungsbild änderte sich. Sie wurde sportlicher, trug Kleidungsstücke von bekannten Designern aus deren neuesten Kollektionen, besuchte Modenschauen in Paris und Mailand und war in den 90igern angekommen. Ihr ganzes Auftreten war plötzlich selbstsicher und blieb trotzdem feminin. Trotz der Trennung von Charles blieb sie durch ihre öffentlichen Engagements und ihr privates Leben permanent in den Medien. So entstand – unerwartet – eine Stilikone.

Modedesigner Henner Buse: Eine Kollektion für Prinzessin Diana

Mode für eine Stilikone: Zwei Abendkleider für Diana aus fliessender Seide mit aufwändigen Drapierungen

Wie sieht es mit der Symbolik von Kleidungsstücken aus – z.B. mit dem sogenannten Rachekleid?

Natürlich können Kleidungsstücke eine bestimmte Symbolik ausdrücken. Das beste Beispiel ist das Hochzeitskleid. Jede Art von Uniform soll etwas aussagen und eine bestimmte Wirkung auf andere Personen ausüben. In das angesprochene Kleid von Lady Di kann man natürlich auch viel hinein interpretieren: Das Kleid wurde in Länge und Schnnitt bewusst so von ihr ausgesucht, um zu zeigen, dass sie jetzt ein unabhängiges neues Leben außerhalb der Königsfamilie führt. Die Wirkung, die davon ausging, war enorm und führte zum Ziel ohne ein Wort.

Eine Garderobe für Prinzessin Diana

Das Reitensemble: Neu interpretiert für die 90iger Jahre aus Kammgarn und Victoria-Karo

Zeichnungen: Henner Buse/Bildbearbeitung und Porträtfoto: Sara Buse-Niemann
Titelbild Diana: Shutterstock.com/mark reinstein

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War Prinzessin Diana wirklich eine Stilikone

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9 Kommentare
  • Virginia Landau sagt:

    Woooow – ein tolles Thema und ein toller Artikel, liebe Sybille!
    Das Lesen hat mir ganz viel Freude gemacht!

    Ganz liebe Grüße,
    Virginia

  • Sybilles sagt:

    Liebe Virginia,

    vielen lieben Dank. Das Interview hat mir auch sehr viel Spaß gemacht.

    Lieben Gruß
    Sybille

  • Laura sagt:

    Hier ein interessanter Artikel zum Thema Diana-Stil: https://www.thecut.com/2020/12/why-did-princess-diana-have-that-feathery-mushroom-haircut.html#_ga=2.41948069.1832492690.1616500738-626673784.1614617997
    Dieser s.g. „Sloane Ranger“-Stil war durchaus gewollt und sollte auch nicht den damaligen Trends der breiten Bevölkerung entsprechen und auch nicht perfekt durchdacht wirken.

  • Dani sagt:

    Liebe Laura,

    danke für den Link! Den Sloane Ranger Stil kennen wir natürlich und haben dazu auch bereits einen Artikel veröffentlicht: https://www.lady-blog.de/sloane-ranger-der-britische-prepster/ Und ob die Prinzessin jetzt den neuesten Modetrends folgen sollte, sei mal dahin gestellt. Trotzdem finde ich es sehr spannend, Diana mal aus der Sicht eines Modedesigners wahrzunehmen.

    Herzliche Grüße
    Dani

  • Sybille sagt:

    Liebe Laura,

    ich sehe es wie Dani – eine Prinzessin muss (und sollte wahrscheinlich auch nicht) jedem Modetrend folgen . Ich persönlich fand ihren Modestil in den 80er Jahren auch sehr altmodisch, mir haben ihre Outfits selten gefallen.

    Viele Grüße
    Sybille

  • Laura sagt:

    Liebe Dani, liebe Sybille,
    ich finde den Diana-Stil der 80er auch nicht besonders ansprechend, trotzdem ist er in seiner merkwürdigen, teils altbackenen Art aus meiner Sicht die Essenz des „Diana-Stils“ und machte sie zur Stil-Ikone. Anders ausgedrückt: man könnte sich als Diana verkleiden und würde sofort als diese erkannt, was im Falle von z.B. Herzogin Kate nicht der Fall wäre, auch wenn dieses Outfit eigentlich besser aussehen würde. Nichtsdestotrotz hätten die in eurem Artikel präsentierten Entwürfe Diana objektiv viel besser gepasst!
    Vielen Dank euch für den schönen Blog!

  • Dani sagt:

    Ja ihr Stil hatte definitiv Wiedererkennungswert! Danke für Dein liebes Kompliment Laura!

  • Lisa sagt:

    Da ich nur einige Jahre jünger als Diana bin, habe ich sie seit ihrer Hochzeit miterlebt. Für so gut wie alle (außer in UK vielleicht) war damals vor allem Prinzessin Caroline von Monaco die eigentliche Stilikone, später dann auch Carolyn Bessette-Kennedy.

  • Sybille sagt:

    Hallo Lisa,

    Diana wird ja erst jetzt von vielen (auch Modemagazinen) als Stilikone gefeiert – so wie ich es am Anfang des Artikels geschrieben habe. In den 80er und 90er Jahren habe ich sie auch nicht als Stilikone gesehen. Der Stil von Caroline Bessette-Kennedy hat mir persönlich auch viel besser gefallen.

    Viele Grüße
    Sybille

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