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Wie Ihr spätestens seit unserer letzten Bücherwoche hier auf dem Lady-Blog wisst, bin ich a) ein großer Fan von Agatha Christie und schätze b) liebevoll gestaltete Buchreihen. Meine Agatha-Christie-Jubiläumsausgabe aus dem Scherz-Verlag steht bei mir im Buchschrank darum gleich neben der Ein Fall für Lord Peter Wimsey Reihe von Dorothy L. Sayers. Der Wunderlich-Verlag bringt die großartigen Kult-Krimis rund um den exzentrischen Amateurdetektiv seit 2020 in einer wunderschönen Neuausgabe heraus und macht der guten Agatha damit durchaus Konkurrenz!
Ein Fall für Lord Peter Wimsey: Adeliger Amateurdetektiv
Die Lord-Peter-Wimsey Reihe ist natürlich nicht nur bildhübsch anzusehen, sondern auch grandios zu lesen. Die Bücher spielen im Londoner Raum, Anfang des 20. Jahrhunderts. In den Hauptrollen: Der schrullig-exzentrische aber auch sehr charmante und gewitzte Hobbydetektiv Lord Peter Wimsey, sein von Kriminal- und insbesondere Mordfällen nicht weniger begeisterte Butler Bunter und ihr Freund sowie Kriminalinspektor von Scotland Yard Charles Parker. Vor allem den Inkunabeln sammelnden Privatier Wimsey und seinen Butler habe ich von Beginn an ins Herz geschlossen. Dorothy L. Sayers fängt den schwarz-trockenen Humor der beiden Briten großartig ein. Ich bin sogar inzwischen so ein Fangirl, dass ich mir im Kalender notierte, wann das nächste Buch im Wunderlich-Verlag (gehört zu Rowohlt) erscheint. Dieser bringt nämlich seit 2020 jährlich zwei neue Bände in einer wunderschön gebundenen Variante auf den Markt. Bisher sind sechs Bücher von insgesamt elf Romanen zu haben, aber bereits im März wird der siebte Band erscheinen.
Die Fälle von Lord Peter Wimsey sind intelligent, witzig und unerwartet – da kann zum Teil nicht mal Agatha Christies Mrs. Marple mithalten, und das will was heißen; Bisher meine drei liebsten Ausgaben: Ein Toter zu wenig, Ärger im Bellona-Club und Starkes Gift – dem Band “Fünf falsche Fährten” kann ich hingegen aufgrund seiner Komplexität nichts abgewinnen und es ist der einzige Band den ich Euch nicht empfehlen kann
Die 11 Bände in der richtigen Reihenfolge
1. Ein Toter zu wenig (engl. Whose Body?) 1923, Neuausgabe 2020
2. Diskrete Zeugen (engl. Clouds of Witness) 1926, Neuausgabe 2020
3. Keines natürlichen Todes (engl. Unnatural Death) 1927, Neuausgabe 2021
4. Ärger im Bellona-Club (engl. The Unpleasantness at the Bellona Club) 1928, Neuausgabe 2021
5. Starkes Gift (engl. Strong Poison) 1929, Neuausgabe 2021
6. Fünf falsche Fährten (engl. Five Red Herrings) 1931, Neuausgabe 2022
7. Zur fraglichen Stunde (engl. Have His Carcase) 1932, Neuausgabe 2023
8. Mord braucht Reklame (engl. Murder Must Advertise) 1933, Neuausgabe 2023
9. Der Glocken Schlag (engl. The Nine Tailors) 1934, Neuausgabe 2024
10. Aufruhr in Oxford (engl. Gaudy Night) 1935, Neuausgabe 2024
11. Hochzeit kommt vor dem Fall (engl. Busman’s Honeymoon) 1937, Neuausgabe vrsl. 2025
Außerdem existieren die Kurzgeschichten: Der Mann mit den Kupferfingern (1928), Das Bild im Spiegel (1933), Figaros Eingebung (1939) sowie Lord Peters letzter Fall In feiner Gesellschaft (1998), der von Jill Paton Walsh vollendet wurde.
Bisher sind zehn gebundene Ausgaben im Wunderlich-Verlag erschienen, insgesamt ist Lord Peter Wimsey Protagonist in elf Romanen sowie einigen Kurzgeschichten
Krimi-Kunstgriff: Der Gentleman Detective
Die Kriminalromane des 19. und frühen 20. Jahrhunderts hatten ein grundlegendes Problem: Die soziale Schichtzugehörigkeit des Ermittelnden. Polizisten entstammten normalerweise der unteren sozialen Schicht und es war schwer vorstellbar, dass ein Angehöriger dieser Schicht ungehemmt im oberen Milieu ermitteln könnte. Gerade für die Angehörigen der oberen Schichten interessierten sich aber viele Leserinnen. Die Lösung: Dem ermittelnden Polizeiinspektor wird eine Figur an die Seite gestellt, die der oberen Schicht angehört. Bei Dorothy L. Sayers ist Lord Peter Wimsey sogar die Hauptfigur, die durch Inspektor Parker unterstützt wird. Wimseys ererbter Wohlstand verschafft ihm die Zeit, seinen detektivischen Interessen nachzugehen und seine adelige Herkunft Zugang zu den interessantesten Personen und Fällen. Lord Peter Wimsey zählt mit seiner Herkunft und seiner Lebensart also zu den sogenannten „Gentleman detectives“. Agatha Christie löst das Problem übrigens indem sie Herculet Poirot zu einem Belgier macht: Seine Herkunft macht ihn zum Außenseiter, für den die britischen Klassenschranken nicht gelten.
Dorothy L. Sayers: Begabte Krimiautorin
Das Werk der 1893 in Oxford geborenen Dorothy L. Sayers war zum Zeitpunkt ihres Todes 1957 weitgehend in Vergessenheit geraten, dabei gilt sie heute neben Agatha Christie und P.D. James zur Trias der drei großen englischen Ladies of Crime*. Wiederentdeckt wurde die humorvolle Britin zunächst im Rahmen der Frauenbewegung der späten 1960er, denn Sayers legte als eine der ersten Frauen an der Universität Oxford ihr Examen ab. Sie studierte klassische und moderne Sprachen und erlangte 1915 den Abschluss First Class Honours. Was mir an ihrem Stil besonders gut gefällt: Er ist nicht nur spannend und witzig, sondern durchaus auch komplex und vielschichtig. So wird Lord Peter von ihr als redselig und albern, aber auch voller Moral und Schwermut gezeichnet. Dabei schwingt auch immer etwas Zeitkritik mit: Die Wimsey-Romane entstanden zwischen den Weltkriegen, Wimsey war für die Briten im Geheimdienst tätig und unter seinen Kriegserlebnissen litt er lebenslang. So wie auch Sayers Ehemann der Journalist Mac Fleming.
*Laut Luise Berg-Ehlers in “Mit Miss Marple aufs Land” zählt neben Christie und Sayers Margery Allingham zu den drei “Queens of Crime”
Übrigens: Fünf Geschichten wurden von 1972-1975 mit Ian Carmichael als Lord Peter Wimsey verfilmt: Diskrete Zeugen, Ärger im Bellona-Club, Mord braucht Reklame, Der Glocken Schlag und Fünf falsche Fährten
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Sehr geehrte Frau Dr. Uhrich,
sehr schön, dass die Lord-Peter-Wimsey-Romane endlich einmal in einem schönen Einband veröffentlicht werden. Ich bin schon lange auf der Suche, um einen Ersatz für meine Taschenbuch-Sammlung zu finden. Alllerdings wird wohl nichts an meine Sherlock-Holmes-Gesamtausgabe vom Haffmans Verlag aus den 80er Jahren herankommen.
Es gibt übrigens noch einen letzten Roman aus dem Jahr 1940 von Jill-Paton Welsh nach Texten von Dorothy Sayers: „Mord in mageren Zeiten“. Hier spielt aber eher Harriet Wimsey die Hauptrolle.
Viele Grüße
Knut Lachmann
Lieber Herr Lachmann,
ach, die Gesamtausgabe muss ich mir mal ansehen. Ich bin aber gerade “ganz verknallt” in die wunderbaren Sherlock-Holmes-Ausgaben aus dem Coppenrath-Verlag. Besser geht es für mich nicht! Danke auch den Tipp bezügl .Jill-Paton Welsh!
Herzliche Grüße
Daniela Uhrich
PS: Ich bin auf der Suche nach einer Alternative für meine quietschgelbe Diogenes-Reihe von Margery Allingham…