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Ich habe während der Lockdowns im letzten Jahr meine Liebe für’s Gärtnern und für Gartengestaltung entdeckt. Dementsprechend wichtig war mir das Thema auch während unserer Toskana-Reise im Juni. Wir haben uns jedoch nicht nur beeindruckende italienische Renaissancegärten angesehen (dazu bald mehr), sondern mit der “Locanda Casanuova” auch selbst in einem Bio-Weingut übernachtet, das über einen herausragend schönen Garten verfügt.
Locanda Casanuova: Rot wie Terrakotta & Grün wie Weinflaschen
Kennt Ihr das Märchen vom Schneewittchen, in dem es heißt, das Mädchen hätte Lippen so rot wie Blut und Haare so schwarz wie Ebenholz? Im Falle der Locanda Casanuova würde ich sagen: So rot wie die Terrakottagefäße und Ziegelsteine, so Grün wie die Weinflaschen und so Silber wie die Olivenblätter und das Heiligenkraut erstrahlt das Bio-Weingut in den toskanischen Hügeln. Am Rande des Chianti-Gebiets, etwa 30 Kilometer von Florenz entfernt, haben Ulla und Thierry Besançon zusammen mit ihrem Sohn Thilo und Hund Miro einen herrlichen Rückzugsort zwischen Olivenbäumen und Weinbergen erschaffen. Der Hof umfasst 17 ha Wald und 16 ha Produktionsfläche. Hier werden nach biologischen Prinzipien Weine, vor allem Sangiovese und Vermentino, und Oliven für Olivenöl extra vergine angebaut.
Echte Aromen wiederentdecken
Hinzu kommt ein umfangreicher, geometrisch angelegter Gemüsegarten, der nach dem Prinzip der Fruchtfolge und des Fruchtwechsels angelegt wurde. “Wir kultivieren alte Obst-, Gemüse- und Getreidesorten, um vergessene und echte Aromen wiederzuentdecken”, sagt Ulla Besançon. Ihre Liebe für gutes Essen zeigt sich auch bei den leckeren Menüs am Abend. Die raffinierten Gerichte bestehen zu einem Großteil aus frischem Gartengemüse der Saison. Traditionelle Rezepte werden modern interpretiert, zum Beispiel hausgemachte Pasta, Involtini und Cantuccini. Besonders angetan hatten es mir die Gnocchi à la Romana. Auch die Prinzipien von “Slow Food” spielen eine Rolle. Die Locanda wurde in den 1980er von Ulla und Thierry erworben – sie, deutsche Pädagogin und er, niederländischer Diplom-Sportlehrer.
La Bellezza della Semplicità in der Locanda Casanuova
In behutsamen Schritten renovierten sie das Anwesen, welches schon als Kloster, Waisenhaus und Pachtstelle der Bauern des Grafen Serristori diente. Dabei hatten sie immer ein Ziel vor Augen: Einen Ort erschaffen, an dem Menschen zusammenkommen, die Natur, Kultur und die Gemeinschaft schätzen. Die Locanda Casanuova sollte die Freude am Einfachen zurückholen: “La Bellezza della Semplicità”. Während Thierry die Landwirtschaft reaktivierte, beschäftigte sich Ulla mit der Restaurierung alter Gärten, denn der Garten der Locanda sollte das Herzstück werden. “Als dann plötzlich ein holländischer Gartenarchitekt an unsere Haustür klopfte, weil er sich eine Auszeit nehmen wollte, kam eines zum anderen”, erinnert sich Ulla. “Zusammen haben wir Terrassen nach historischen Vorbildern angelegt”.
Lauschige Sitz- und Liegemöglichkeiten
Heute besteht die Locanda Casanuova aus einem Ensemble mehrerer Gebäude. Auf verschiedenen Ebenen und umringt von jahrhundertealten Buchsbaumhecken wachsen Zitronenbäume, Orangen, Bergamotte, Heiligenkraut, riesige Agaven, Kakteen, Rosmarin und Lavendel. Eine Sammlung aus mehr als 80 verschiedenen Rosenarten und der Jasmin verströmen herrlichen Duft. Viele lauschige versteckte Sitz- und Liegemöglichkeiten laden zum Lesen, Träumen oder zum Aperitif am Abend ein. Hinzu kommt ein herrlicher, naturbelassener Schwimmteich mit Seerosen. Und überall summt und surrt es! Seltene Schmetterlinge, Libellen und Bienen genießen dieses Gartenparadies genauso wie wir.
Der Garten ist ein Paradies: Efeu und wilder Wein umklammern die historischen Mauern, Rosen und Oleanderbüsche reichen fast bis unters Dach; im Teich – der einen Mittelpunkt des Gartens bildet – quaken die Frösche um die Wette
Hier wachsen die typischen Oliven-Sorten der Region: Leccino, Frantoio, Moraiolo und Pendolino; das entstandene Öl ist – typisch für toskanisches Olivenöl – mittelfruchtig und leicht bitter mit einer Note von frischem Gras
Kleine Weinprobe mit Thilo: Nach dem Agrarwissenschaftsstudium an der Uni Florenz übernahm er 2012 den landwirtschaftlichen Part der Locanda; seither entwickelt er die Weine und das Olivenöl beständig weiter, beides kann im Restaurant verkostet und im Anschluss im eigenen Hofladen erworben werden
Patinierte Terrakottaböden & antike Möbel
In der Locanda Casanuova könnt Ihr in Einzelzimmern, Doppelzimmern, Suiten oder Appartements wohnen. Wir haben uns für das große Apartment entschieden. Dieses befindet sich zwar ein Stückchen vom Haupthaus entfernt, in einem renovierten Bauernhaus, aber da wir unsere Räder dabei hatten, war das kein Problem. Das leckere Frühstück und Abendessen haben wir trotzdem häufig auf der Terrasse des Restaurants in Anspruch genommen. Die Zimmer mit patinierten Terrakottaböden und antiken Möbeln sind geschmackvoll, nachhaltig und ohne viel Schnickschnack eingerichtet. Es gibt keine Fernseher aber dafür wunderschöne Ausblicke bei traumhaftem Abend- und Morgenlicht, das Zirpen der Grillen und das Gequake der Frösche. Der Luxus besteht hier aus kompletter Entschleunigung. Übrigens: Die Locanda Casanuova bietet auch Räumlichkeiten für Workshops, Seminare, Hochzeiten und ähnliches an.
Entdeckt haben wir die Locanda Casanuova über Goodtravel.de, eine Plattform für nachhaltige Unterkünfte.
Die Zimmer und Appartements sind im traditionellen toskanischen Landhausstil eingerichtet, besonders gut hat mir die umfangreiche Bibliothek mit gemütlichen Lesesesseln gefallen
Die Locanda Casanuova befindet sich in der Nähe des kleinen Städtchens Figline Valdarno und kann – nach Anmeldung – auch als Tagestourist, z.B. für das Dinner oder einen Workshop, besucht werden
Locanda Casanuova
via S. Martino Altoreggi, 52
50063 Figline e Incisa Valdarno
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