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„Augenbrauen sind der Rahmen eines Gesichts“ – das habe ich als Kind gelernt. Tatsächlich können gepflegte Augenbrauen ein Gesicht schöner machen und den Ausdruck vervollkommnen, wohingegen verzupfte Augenbrauen das Gesamtbild massiv stören. Trotzdem – oder vielleicht gerade deshalb – unterlagen Augenbrauen über die Jahrtausende zahllosen Schönheitsidealen und sind bis heute Ausdruck bestimmter Stilrichtungen. von Virginia
Manch’ Augenbrauentrend wurde unfreiwillig geboren…
Welche bekannten Namen fallen Euch beim Stichwort Augenbrauen als erstes ein? Bei mir sind es Frida Kahlo, Marlene Dietrich und Sean Connery – alle drei kultivierten stark ausgeprägte Augenbrauen und waren gleichsam als starke Persönlichkeiten bekannt. Zufall? Vielleicht! Unbestritten ist allerdings, dass Augenbrauen einem Gesicht einen unverwechselbaren Ausdruck von Stärke und Unbeugsamkeit verleihen können, wie kaum ein anderes Merkmal. Dies machten sich Ladies zu allen Zeiten zunutze und gaben ihrem Gesicht mit sorgfältig ausgearbeiteten Brauen einen angemessenen Rahmen. Häufig stößt man im Zusammenhang zu der vorherrschenden Brauenmode auch auf den Trend die Gesichtshaut mit Hilfe von Bleiweiss aufzuhellen und Unreinheiten sowie Pigmentflecken zu überdecken. Bleiweiß ist eines der ältesten, künstlich hergestellten Pigmente – und hochgiftig. Eine übliche Nebenwirkung der Verwendung als Kosmetikum war das vollständige Ausfallen der Gesichtsbehaarung, sodass in der Folge die Augenbrauen aufwändig rekonstruiert werden mussten – manche Augenbrauentrends wurden wohl mitunter recht unfreiwillig geboren…
Je nachdem wie Ihr Eure Augenbrauen zupft und färbt, könnt Ihr Euren ganzen Gesichtsausdruck verändern
Augenbrauen in der Antike: Stark geschwungen, dunkel akzentuiert
Bereits die Frauen des Alten Ägyptens wussten um die Macht eines guten Make-ups. Vor allem die Pharaonin Kleopatra und Nofretete, die Gemahlin des altägyptischen Königs Echnaton, haben geschwärzte Augenränder und stark geschwungene, dunkle Augenbrauen so populär gemacht, dass sie im Alten Ägypten sogar von Männern getragen wurden. Was die wenigsten wissen: Die starke Bemalung diente vor allem gesundheitlichen Aspekten! Beauty-Historikerin Doreen Bloch zufolge wurden Kajal und Mineralien damals vor allem um das Auge herum aufgetragen, um Augenkrankheiten vorzubeugen und vor dem grellen Sonnenlicht zu schützen. Die Augenbrauen wurden damals in Form gezupft, rasiert und anschließend mit einem Gemisch aus Ruß und Eisenoxid nachgezogen. Auch bei den Alten Griechen und bei den Römern waren dichte, dunkle Augenbrauen ein Schönheitsideal. Zeitweise lagen sogar sogenannte „Uni- oder Monobrauen“ – zwei ineinander übergehende, zusammengewachsene Augenbrauen – und Augenbrauenperücken aus Ziegenhaar im Trend, die mit Baumharzen an Ort und Stelle befestigt wurden.
Die starke Bemalung der Augenbrauen diente im Alten Ägypten vor allem gesundheitlichen Aspekten
Mittelalter bis Rokoko: Brauenlos bis zur Perücke!
Im mittelalterlichen Europa sollten Augenbrauen dagegen vor allem dünn und unauffällig sein. So rückte man im 15. und 16. Jahrhundert den feinen Härchen mit Bleichmitteln, Ölen zum Hemmen des Haarwachstums und Pinzette vehement zu Leibe. Seinen Höhepunkt erreichte der Trend wohl mit Queen Elizabeth I., die heute für ihren brauenlosen Look bekannt ist. Ob dies wirklich so gewünscht oder Folge ihres exzessiven Gebrauchs von giftigem Bleiweiss als Make-up war, ist heute nicht mehr ganz nachzuvollziehen. So oder so hat sie brauenlose Gesichter salonfähig gemacht! Im 16. und 17. Jahrhundert, den Hochzeiten des Barock und Rokoko, ging der Trend zurück zu dichten, vollen Augenbrauen. Die Frauen nutzen nach wie vor Bleiweiss als Grundierung für einen vornehm blassen Teint (es wurde tatsächlich bis in die 1950er Jahre hinein verwendet!) und mussten bei den Augenbrauen durch den daraus resultierenden Haarausfall, wie schon die Frauen in der Antike, nachhelfen und klebten sich Mäusefell als Augenbrauenersatz an. Verrückt!
Königin Elizabeth I. von England in ihrer Robe zur Krönung, bemerkenswert sind ihr blasses Gesicht und ihre aufgezeichneten Augenbrauen/Bild-Credit: Wikipedia
Augenbrauen ab den Roaring Twenties…
Im 20. Jahrhundert gehörten zahlreiche Produkte mit bedenklichen Inhaltsstoffen endlich der Vergangenheit an. Dennoch war die Begeisterung für kunstvoll getrimmte Augenbrauen ungebrochen! Die Ära des Stummfilms machte sie gar zu einem wichtigen Ausdrucksmittel: Unvergessen sind bis heute die dicken schwarzen Balken von Charlie Chaplin, die ganz bewusst so dominant gewählt waren: „Das Zucken einer Augenbraue kann mehr ausdrücken als hundert Worte” – so Chaplins Meinung! Ansonsten wurden die Brauen in den 20er Jahren bevorzugt dünn und lang gezupft, schwarz betont und mit ein paar Tropfen Öl zum Glänzen gebracht. Ihren Höhepunkt erreichten die linienhaften Augenbrauen in den 1930ern: Schauspiel-Ikonen wie Marlene Dietrich und Greta Garbo stilisierten ihre Augenbrauen zu hauchdünnen, stark geschwungenen Bögen die jegliche Natürlichkeit vermissen ließen; dennoch aber charakteristisch für das damalige Schönheitsideal wurden. In den Vierzigerjahren erfolgte die Rückentwicklung zu natürlichen Augenbrauen – sicherlich nicht zuletzt wegen der harten Kriegsjahre, in denen andere Dinge im Fokus standen.
Die Schauspielerin Greta Garbo mit sehr dünn gezupften Augenbrauen im Film Anna Christie 1930
… und ab den 50er Jahren
In den 1950ern durften die Augenbrauen wieder stärker betont und gerne breit gewachsen sein. Bekanntestes Beispiel ist wohl die phantastische Audrey Hepburn, deren markante Augenbrauen ihrem Gesicht viel Ausdruck und Persönlichkeit verliehen. In den Sechzigern inszenierte Filmdiva Sophia Loren ihre Augenbrauen regelrecht wie Kunstobjekte: Ihre natürliche Augenbrauenform verlieh ihrem Gesicht ihrer Ansicht nach einen traurigen Ausdruck; also rasierte sie sie kurzerhand ab und ließ ihre Augenbrauen fortan aufzeichnen – dramatisch geschwungen verliehen sie der Loren zusammen mit geheimnisvollen Smokey Eyes einen katzengleichen, divenhaften Ausdruck. Auch in den folgenden Jahrzehnten wechselte die Augenbrauenmode etwa alle 10 Jahre von einem ins andere Extrem – von elegant geschwungenen Brauen in den Sechzigern (Catherine Deneuve), hauchdünnen Linien in den Seventies, natürlicher, buschiger Optik in den Eighties (Brooke Shields), bis zu erneut künstlichen schwarzen Strichen (Madonna) und Anti-Brows (Kate Moss) in den Neunzigern – in der Regel in passendem Kontext zum gerade vorherrschenden Modestil.
Die Augenbrauenmode wechselte etwa alle 10 Jahre von einem Extrem ins andere – passend zur aktuellen Mode/Audrey Hepburn betonte mit ihren ausdrucksstarken Augenbrauen ihre ohnehin großen Augen, Bild-Credit: Artphotolimited
Und wie trägt die Lady ihre Augenbrauen heute?
Während sich die Modeepochen im vorigen Jahrhundert in 10er-Schritte unterteilen ließen, ist dies im 21. Jahrhundert schwieriger geworden – die Welt ist sichtlich schnelllebiger und vielfältiger. Stars wie Drew Barrymore und Gwen Stefani zupften ihre Augenbrauen während der Nullerjahre zu präzisen, schmalen Streifen, bis Cara Delevingne markante dunkle Augenbrauen 2009 zu ihrem Markenzeichen und zum neuen Hype machte. Kim Kardashian brachte perfekt geformte Augenbrauen mit sinnlichem Bogen nochmal auf ein neues Level und wurde kürzlich gar als „Frau mit den schönsten Augenbrauen der Welt“ tituliert. Aktuell sollen „Straight Brows“, eine gerade, fast horizontale Form wie in den Fünfziger Jahren, ein Comeback erleben. Trends kommen und gehen innerhalb weniger Jahre (manchmal sogar Monate!). Heute sind persönliche Vorlieben und Individualität wichtiger, als bestimmte Schönheitsideale, und wir können den Augenbrauenstil wählen, der am besten zu unserem Gesicht und unserer Persönlichkeit passt. Zu einem klassischen, zeitlosen Stil gehören wohl natürliche, gepflegte Brauen ohne zu starke Akzentuierung oder Ausformung.
Wie Ihr Eure Augenbrauen pflegt, natürlich zupft und betont, verraten wir Euch beim nächsten Mal
Bild-Credits: Depositphotos
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