Kultur-Tipp: „Wie im Himmel“ im Festspielhaus Erl
Dani

Normalerweise kennt man das kleine österreichische Örtchen Erl von den Passionsspielen, die alle sechs Jahre im Passionsspielhaus aufgeführt werden. Seit Februar 2016 lässt Markus Plattner, der Regisseur der 400-jährigen Jubiläumspassion, mit einem neuen Projekt aufhorchen: Er bringt den schwedischen Filmstoff Wie im Himmel auf die Bühne des Festspielhauses der Tiroler Festspiele – mit 70 Darstellern aus Erl und Umgebung. Wir haben uns die Premiere angesehen und waren von der Leidenschaft der Laiendarsteller begeistert!

Das Grenzdorf Erl gehört neben Oberammergau zu den ältesten Passionsspielorten in Europa. Die Tradition ist bereits seit 1613 nachweisbar. Alle sechs Jahre werden hier religiöse Spiele aufgeführt, an denen fast das ganze Dorf mitwirkt und die tausende Besucher aus dem In- und Ausland anziehen. Daneben finden jährlich im Sommer vier Wochen lang die Tiroler Festspiele Erl statt, mit etwa 30 Veranstaltungen von Opern über Konzerte bis hin zu Kammermusik, von über 20.000 Zuschauern besucht – ganz schön viel Kultur für ein 1500-Einwohner-Dorf.

Wie im Himmel 3

1959 wurde das durch Brandstiftung abgebrannte alte Gebäude durch ein neues, hochmodernes Passionsspielhaus nach den Plänen von Robert Schuller ersetzt – der Bau gilt als eine Ikone der Nachkriegsmoderne wie auch als akustisches Meisterwerk

Bis 2012 war das Passionsspielhaus der Austragungsort beider Großereignisse. Da das Haus den Tiroler Festspielen während der Passionsspiele nicht zur Verfügung stand, wurde 2010 ein zweites Gebäude errichtet: Das Festspielhaus. Vom 27. Februar bis 13 März wird dort nun das oscarnominierte schwedisch-dänische Musikdrama von Regisseur Kay Pollak aus dem Jahr 2004 auf die Bühne gebracht. 70 Darsteller – Erler Passionsspieler und Laiendarsteller aus der Region – schlüpfen in die Rollen von Daniel Daréus, Lena, Arne und Gabriella. Das Besondere: Jede Person wird auf der Bühne durch sein junges Alter-Ego, sein inneres Kind, unterstützt.

Wie im Himmel 2

Das 2010 errichtete Festspielhaus der Architekten Delugan Meissl sticht durch seine schwarze Fassade ins Auge, die aus einer komplexen Geometrie aus Faserzementtafeln besteht

Wie im Himmel

„Wie im Himmel“ ist einer der erfolgreichsten schwedischen Filme aller Zeiten. Seine Thematik geht auch nach über zehn Jahren noch unter die Haut: die Geschichte des erfolgreichen Dirigenten Daniel Dareus und die Kraft der Musik. Wie der Film so bringt auch das Theaterstück die Kernbotschaft unter die Zuschauer: Sie dürfen erleben wie Musik die Menschen in dem kleinen Dorfchor verändert und sie dazu bringt, ihre Lebenslügen nicht weiter zu leugnen.

Der Regisseur Markus Plattner hat den Filmstoff überaus professionell und eigenständig inszeniert – so wurden einige Musikstücke aus der Feder von Philipp Moll neu komponiert. Plattner bekennt sich zum Volks- und Laientheater, fordert von seinen Darstellern jedoch alles. Zudem nutzte er sämtliche technischen Möglichkeiten, die das Erler Festspielhaus bietet. Ihm gelingt es, das starke Gefühl, das man vom Kinofilm kennt an den Zuschauer zu bringen – und das mit einem minimalistischen Bühnenbild. Wir waren von der Umsetzung begeistert!

Wie im Himmel 4

Die 450 m2 große Bühne beherbergt ein sehr minimalistischen Bühnenbild dafür aber eine bombastische Akustik

Bild-Credits: Peter Kitzbichler

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