4x Kafka zum Jubiläum: Blue Notes, Kinderbuch, Kinofilm  & Serie
Dani

In der Rubrik „Lady-Tipps“ präsentieren wir Euch kleine Fundstücke aus dem Internet, Ausstellungen, Aktionen, Bücher, Filme oder Läden. Heute stellen wir Euch vier Tipps rund um das Kafka-Jubiläum 2024 vor. Zum 100. Todestag des Schriftstellers sind neue Bücher, Filme, Serien und sogar ein Kinderbuch erschienen. Ein Schwerpunkt liegt vor allem auf den letzten Monaten vor seinem Tod und seiner späten Liebe zu Dora Diamant. von Dani, Virginia & Sybille

1. Anders leben: Franz Kafka und Dora Diamant

Wer dem Lady-Blog aufmerksam folgt, weiß, dass wir die Blue Notes Reihe aus dem Ebersbach & Simon Verlag sehr schätzen. Hinter dem blauen Einband verbergen sich häufig Geschichten von starken Frauen, die in Vergessenheit geraten sind oder sogar schon zu Lebzeiten im Schatten ihrer berühmten Ehemänner oder Liebhaber standen. Im Falle von Dora Diamant ist sich die Kafka-Forschung inzwischen einig: Ihre Bedeutung wurde lange unterschätzt, dabei war sie vermutlich die einzige Frau, die Kafka je geliebt hat. Doch ein Briefwechsel (daran wird in der Literaturforschung gerne die Wichtigkeit eines Verhältnisses beurteilt) existiert nicht (mehr). Das liegt daran, dass Kafka 1923, schon schwer krank, recht spontan beschloss, mit der gerade erst an der Ostsee kennengelernten Dora Diamant in Berlin zusammen zu ziehen* – für seine letzten 11 glücklichen Lebensmonate. Das war für den Schriftsteller, der nie wirklich aus Prag herausgekommen ist und eine starke Abhängigkeit zu seinem Elternhaus verspürte, eine enorme Leistung. Doch der Drang „anders zu leben“ war stärker als seine Angst vor Veränderung. Er sollte es nicht bereuen. (dan)

*Fun-Fact: Für den Vegetarier Kafka war „nichts so gut wie das Essen hier im vegetarischen Restaurant“ in Berlin – ist das nicht immer noch so?

Anders leben: Franz Kafka und Dora Diamant

Das Blue Notes Büchlein von Dieter Lamping (von dem übrigens auch der Band über Rahel Varnhagen sehr empfehlenswert ist) fasst – wie immer kurz, eingängig, herrlich für unterwegs und die Handtasche – das berührende Verhältnis der beiden zusammen und macht uns ganz nebenbei wieder ein bisschen schlauer – große Empfehlung, nicht nur für Kafka-Fans!

2. Kinderbuch: Herr Kafka und die verlorene Puppe

Was für ein schönes Kinderbuch! Herr Kafka und die verlorene Puppe ist ein poetisches, nachdenkliches Werk für Kinder ab ca. 5 Jahren und erzählt davon, wie Franz Kafka ein fremdes Mädchen im Park tröstet, das seine geliebte Puppe verloren hat: Der weltberühmte Schriftsteller erzählt der kleinen Irma, dass ihre Puppe auf Weltreise gegangen ist und überbringt ihr von da an jeden Tag Briefe, in denen Puppe Supsi von ihren Abenteuern berichtet. Sie schreibt von leckeren Croissants in Paris, von einer feinen Tea Time mit Peter Hase in England und von den Pyramiden und der Sphinx in Ägypten. Irma und Kafka knüpfen drei Wochen lang ein zartes Freundschaftsband, das jäh zerrissen wird, als Kafka eines Tages keine Briefe mehr bringen kann… Das Buch ist traurig und inspirierend zugleich; umso mehr da es auf einer wahren Begebenheit beruht und Franz Kafka von einer zutiefst menschlichen Seite zeigt. Neben den niedlichen Illustrationen von Rebecca Green und der zarten Erzählweise von Larissa Theule gefällt mir vor allem der Anhang sehr, in dem der Kontext der Geschichte und das Leben Franz Kafkas näher beleuchtet werden. Mal ein ganz anderes Kinderbuch, das nicht nur den Kleinen Freude bereitet sondern auch die Großen zum Nachdenken anregt! (vir)

Herr Kafka und die verlorene Puppe

„Herr Kafka und die verlorene Puppe“ ist im Fischer Verlag erschienen und zeigt die berührende, menschliche Seite Kafkas

3. Film-Tipp: Die Herrlichkeit des Lebens

Auch der aktuelle Kinofilm „Die Herrlichkeit des Lebens“ widmet sich dem letzten Jahr in Franz Kafkas Leben, welches er gemeinsam mit seiner späten Liebe Dora Diamant verbringt. Wunderbar verkörpert wird Kafka von Sabin Tambrea (siehe auch die Ku’Damm-Filmreihe). Der kauzige Schriftsteller lernt die 15-Jahre jüngere polnische Jüdin zufällig am Ostseestrand kennen. Er ist ein Mann von Welt, und schwebt immer etwas über ihr, sie steht mit beiden Beinen fest auf dem Boden. Er kann schreiben, sie kann tanzen. Er hängt an seinem Zuhause und seiner Familie, sie ist als Jugendliche daheim ausgerissen. Doch als die beiden sich kennenlernen, wird alle Verschiedenheit einerlei. Auch wenn sich Kafkas Gesundheitszustand zunehmend verschlechtert, lässt das gemeinsame Jahr die beiden „Die Herrlichkeit des Lebens“ spüren. Die deutsch-österreichische Produktion basiert auf dem Bestseller von Michael Kumpfmüller. (dan)

Franz Kafka anders: „Die Herrlichkeit des Lebens“ hat nichts mit seinen „kafkaesken Romanen“ oder dem klischeehaften Bild von Genie und Wahnsinn zu tun – stattdessen verfolgen wir die überraschend stille und zärtliche Entwicklung einer Liebe

4. Fernseh-Tipp: ARD-Serie über Kafka

Anlässlich des 100. Todestages von Franz Kafka hat die ARD eine ganz wunderbare Mini-Serie gedreht, die sich in sechs Teilen dem Leben und Werk des Schriftstellers nähert. Und das aus den unterschiedlichsten Perspektiven. In jeder Episode stehen unterschiedliche Aspekte im Mittelpunkt, etwa seine langjährige Verlobte Felice Bauer, seine Familie und sein despotischer Vater oder seine Tätigkeit als Versicherungsanwalt. Dabei werden Realität und Literatur vom Drehbuchautor Daniel Kehlmann und Regisseur David Schalko geschickt miteinander verwoben. Mit wundervoller Ausstattung, großartigen Dialogen und einem bis in die Nebenrollen hervorragend besetzten Cast ist „Kafka” ein Genuss und macht Lust darauf, seine Werke wiederzulesen. Die Folgen sind in der ARD-Mediathek abrufbar. (syb)

ARD-Serie über Kafka

Wie hat der Schöpfer einiger der ikonischsten Texte des 20. Jahrhunderts gesprochen, gefühlt, geliebt? Unterstützt von DEM Kafka-Biografen Reiner Stach hat Bestseller-Autor Daniel Kehlmann gemeinsam mit seinem Freund und Regisseur David Schalko eine ambitioniert erzählte sechsteilige Serie entworfen – unbedingt ansehen!

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