- Wie normal ist es, sich heute im Alltag schick zu machen? - 22. Dezember 2024
- Outfitpost: Plätzchen backen mit unserer Samt-Haarschleife - 9. Dezember 2024
- Outfitpost: Kranz binden mit unseren Tassels of Talisker - 3. Dezember 2024
Hoch soll sie leben! Dieses Jahr feiert Pippi Langstrumpf ihren 75. Geburtstag! Doch während ihre Autorin Astrid Lindgren weltberühmt ist, weiß kaum jemand, wer 1945 eigentlich die fabelhaften Illustrationen zum stärksten Mädchen der Welt geliefert hat – Illustrationen, die bis heute unser Bild von Pippi Langstrumpf prägen. Anlässlich des Jubiläums hat der Oetinger-Verlag nun bebilderte Bücher von Ingrid Vang Nyman neu aufgelegt. Für mich sind es die schönsten Pippi-Bücher überhaupt und vielleicht für den einen oder anderen von Euch ja ein schöner Weihnachtsgeschenketipp!
Pippi Langstrumpf: Keine traditionelle Heldin
Im Herbst 1945 veröffentlichte Astrid Lindgren ihre erste Geschichte über „das stärkste Mädchen der Welt“, eine Geschichte, die nicht bei allen gut ankam. Vor allem unter Pädagogen und Psychologen war die Aufregung groß: „Unkultiviert, krankhaft und irre“ sei die Romanfigur, hieß es damals bei schwedischen Kritikern, und auch im Nachkriegsdeutschland entsprach Pippi Langstrumpf zunächst keineswegs dem Bild der Heldinnen des traditionellen Mädchenbuchs. Doch nicht nur die Geschichte von einem rothaarigen, sommersprossigen Mädchen, das alleine mit einem Affen und einem Pferd in einer Villa lebt und bei Zusammenstößen mit großen Leuten immer das letzte Wort hat, war revolutionär, sondern auch die Bebilderung von Ingrid Vang Nyman dazu. Diese ist angesichts der Berühmtheit ihrer Bilder selbst jedoch relativ unbekannt – zu unrecht! Die 1916 geborene Dänin war für die 1945 erschienene Originalausgabe von Astrid Lindgrens Pippi Langstrumpf zuständig und mit ihrem Stil der Zeit weit voraus.
Wir lieben die Illustrationen von Ingrid Vang Nyman in der Neuauflage von Pippi Langstrumpf
Ingrid Vang Nyman: Neuartige Kinderbuchillustrationen
Ingrid Vang Nyman wuchs in einer Familie von Intellektuellen auf, die sie beständig dazu ermutigten, selbstständig zu lernen. Sie studierte einige Jahre an der Königlich Dänischen Akademie der bildenden Künste in Kopenhagen und lernte dort den Maler, Karikaturisten und Texter Arne Nyman kennen. Sie heiratete ihn 1940, bekam mit ihm einen Sohn namens Peder, löste die Ehe aber schon nach wenigen Jahren wieder auf. Stattdessen widmete sie sich – jetzt in Stockholm wohnend – ganz der Buchillustration. Zwischen 1945 und -52 entstanden ihrer bedeutendsten Werke, darunter auch die Illustrationen von Pippi Langstrumpf. Daneben gestaltete sie Pippis Abenteuer als Bildergeschichten für die schwedische Zeitschrift KlumpeDumpe, schuf Bilder für „Wir Kinder aus Bullerbü“, arbeitete aber auch für andere Autoren. Trotzdem litt die ehrgeizige Ingrid Vang Nyman ihr Leben lang unter fehlender Anerkennung für ihre Leistungen, die in physischen und psychischen Krankheiten und 1959 schließlich im Selbstmord endeten.
Die attraktive Vang Nyman litt ihr Leben lang unter fehlender Anerkennung/Bild-Credit: Wikipedia
Die Illustrationen widersprachen Konventionen
Die Sicht auf Kinder und Kindererziehung wandelte sich in der Nachkriegszeit stark – das zeigte sich auch an Kinderbüchern, die in dieser Zeit erschienen. Vang Nyman kann man dabei durchaus als Pionierin verstehen: Vor ihr waren Kinderbuchillustrationen oft „hygienisch“: Die Kinder waren blitzsauber und perfekt gekleidet, die Perspektive der Bilder war korrekt. Vang Nymans Bilder widersprachen der Konvention. Obwohl sie eine Kinderbuchillustratorin war, glaubte sie, dass Illustrationen für Kinder ebenso wie Illustrationen für Erwachsene von hoher künstlerischer Qualität sein sollten. Ihre Illustrationen sind unsentimental, humorvoll und direkt. Kinder konnten schmutzig aussehen und ausgelassen lachen. Die Konturen in ihren Zeichnungen sind stark betont und enthalten einen Mix verschiedener Perspektiven. Felder mit markanten Farben werden durch fette Konturlinien getrennt, Schatten zeichnete sie niemals.
Die Konturen von Vang Nymans Zeichnungen sind stark betont und enthalten einen Mix verschiedener Perspektiven
Noch mehr von & über Ingrid Vang Nyman
Vom 17. Oktober bis 21. Februar 2021 findet in Göteburgs Kunstmuseum eine umfassende Ausstellung über Ingrid Vang Nyman statt, welche die Bandbreite ihres Werkes zeigt. Sie umfasst rund 200 Buchillustrationen, Gemälde, Skizzen und Skulpturen sowie Originaldrucke, Buchausgaben und Briefe. Im Schwedischen ist auch eine Biografie über Vang Nyman erschienen – leider gibt es das Buch nicht auf Deutsch, lieber Oetinger Verlag, das wäre doch mal was! Antike Vang Nyman-Ausgaben gibt’s zum Beispiel hier. Hinzu kommen zahlreiche Merchandising-Produkte wie Stifte, Notizblöcke, Gummitwist oder Kreide. Unser größter Schatz ist aber ein schwedisches Puzzle mit Vang Nyman Illustrationen. Im Verlag Oetinger könnt Ihr momentan folgende Pippi-Ausgaben mit Illustration von Vang Nyman erwerben:
- Pippi Langstrumpf
- Hier kommt Pippi Langstrumpf
- Pippi Langstrumpf geht an Bord
- Pippi in Taka Tuka Land
- Pippi Langstrumpf der Comic
- Kennst Du Pippi Langstrumpf?
- Pippi im Park
Auch das Hörbuch „Hier kommt Pippi Langstrumpf“ wurde anlässlich des 75. Geburtstag vom Oetinger Verlag mit einer farbenfrohen Illustration von Ingrid Vang Nyman versehen
Die drei wunderschönen Pippi-Puzzle mit Illustration von Ingrid Vang Nyman sind – so weit ich weiß – nur in Schweden erschienen, ich habe sie in unserem schwedischen Bullerbü-Häusschen entdeckt und seitdem bei Ebay-Kleinanzeigen gesucht, bis ich sie vor ein paar Monaten bei einem Anbieter entdeckte
Astrid Lindgren soll einmal gesagt haben: „Jeder Autor, der das Glück hatte, einen kongeniale Illustrator für sein Buch zu finden, wäre diesem Künstler auf ewig dankbar.“ Wir sind Ingrid Vang Nyman auf jeden Fall dankbar!
- Småland: Auf den Spuren von Astrid Lindgren
- „Wie wir in Småland Weihnachten feierten“ von Astrid Lindgren
- Die 50 schönsten Kinder- und Jugendbuch-Klassiker
- Elsa Beskow: Kinderbuch-Klassiker aus Schweden
Danke für den schönen Artikel! Eine weitere erwähnenswerte Lindgren-Illustratorin ist übrigens Ilon Wikland.
Liebe Mariam,
ja das stimmt – von ihr liebe ich vor allem die Bullerbü und Lotta-Zeichnungen!
Herzliche Grüße
Dani