Von wegen altbacken: Gardinen erleben ein Revival

Gardinen – einige von Euch denken vielleicht noch mit Grauen an die gerüschten Varianten vor den Fenstern der Eltern und Großeltern, die sich maximal zum Hochzeit spielen eigneten. Zwischenzeitlich schmückten dann nur noch Vorhänge unsere Fenster, oder wir ließen sie gleich ganz “Nackedei”. Die alten Bilder sollten wir allerdings aus dem Kopf verbannen, denn Gardinen in ihrer neuen Form sind nicht nur schön anzusehen, sondern auch sehr praktisch. Worauf Ihr beim Kauf achten solltet, habe ich Euch heute zusammengefasst. Ein Gastbeitrag von Sandra Bodons

Unterschiede: Gardine, Vorhang & Raff-Rollo

Die Begriffe “Gardine” und “Vorhang” werden im allgemeinen Sprachgebrauch häufig synonym verwendet und die Übergänge sind auch durchaus fließend. Grundsätzlich gilt jedoch: Gardinen werden aus hellen, transparenten oder halbtransparenten Stoffen gefertigt, Vorhänge eher aus blickdichten, gemusterten und/oder verdunkelnden Textilien. Vorhänge hängen darum meistens seitlich des Fensters und dienen als Dekoration, sowie zur Verdunklung und als Sichtschutz nach Bedarf. Gardinen werden nicht zugezogen, sondern schmücken Euer Fenster dauerhaft. Damit trotzdem genügend Licht in den Raum kommt, wird gerne Voile, Batist, Chiffon oder auch feines Leinen verwendet. Der Duden verortet die sprachliche Herkunft der Gardinen übrigens beim niederländischen und niederdeutschen „Gordijn“. Ursprünglich bezog sich der Begriff auf den Bettvorhang (franz. „courtine“, lat. „cortina“). Im Laufe der Zeit veränderte sich die Bedeutung jedoch und die Gardine verdeckte fortan nicht mehr das Bett, sondern das Fenster. Eine Sonderform der Gardine – und momentan besonders beliebt – ist das Raff-Rollo aus Stoff, auch Rollgardine oder Faltrollo genannt.

Raff-Rollo von Insa von The Salonette

Insa von The Salonette hat sich im Treppenhaus für ein Raff-Rollo aus weißem Leinen entschieden/Bild-Credit: Insa

1. Das richtige Maß für Gardinen

Gardinen sollten nicht zu üppig und niemals zu knapp ausfallen. Das korrekte Maß wird natürlich auch vom Style der Gardine bestimmt: Wenn Ihr sie schlichtweg als Plissee-Ersatz nutzen und nur einen Teil des Fensters bedecken möchtet, dann benötigt Ihr andere Maße, als wenn der Stoffschmuck vor dem ganzen Fenster hängen soll. Prinzipiell unterscheiden wir zwischen den halbhohen Bistro-, Scheiben- sowie Kurzgardinen, den langen Stores und Schiebegardinen und den raffbaren Rollogardinen. Bei besonderen Fensterformen, aber auch bei Ideen, deren Umsetzung noch ein wenig nebulös ist, solltet Ihr eine Maßanfertigung in Erwägung ziehen. Gardinen nach Maß erfüllen genau die eigenen Wünsche. Das gilt übrigens auch für die Stoffwahl. Gerade online ist die Dichte eines Stoffes für Laien nur schwer zu bemessen. Sind bereits Aufhängungen vorhanden, spielt ebenso das Gewicht des Stoffes eine Rolle. Während Laien hier häufiger im Trüben fischen, können Profis direkt sagen, welche Stoffe sich eignen.

2. Gardinen-Muster & Stoffarten

Ein großer Vorteil der Gardine ist ihre Lichtdurchlässigkeit. Trotz ihrer Fähigkeit, Sichtschutz zu bieten, gelangt genügend Sonnenlicht in den Raum und die Wohnung ist stets hell und freundlich. In relativ dunklen Räumen empfehlen sich halbe Fenstergardinen. Sie bedecken nur die untere oder obere Fensterhälfte. Ein anderes Thema sind die Muster. Klassische Gardinen von früher hatten meist irgendwelche eingewebten Blumenmuster im weißen Stoff. Heute bevorzugen die meisten von uns eher schlichte Modelle aus hochwertigen Stoffen wie leichtem Leinen. Bei Rollgardinen könnt Ihr aber durchaus “aus den Vollen schöpfen” und auf eine auffällige Musterung setzen. Klassiker sind Streifen- und Toile-de-Jouy-Muster. Beachtet jedoch, dass sehr auffällige Muster einen Raum auch erdrücken können. Ist der Raum ohnehin schon farbenfroh dekoriert, so lenkt die Gardine mitunter vom Interieur ab.

Küche der Villa Peng von Alexa von Heyden

Villa Peng von Alexa von Heyden

Alexa von Heyden hat sich für die Küche der Villa Peng ein maßgefertigtes Rollo mit Ikat-Stoff bei Kristina Becks Interiors anfertigen lassen; im Wohnzimmer setzt sie auf eine helle durchscheinende Leinengardine/Bild-Credit: Alexa

3. Die Aufhängung der Gardine

Beim Kauf von neuen Gardinen wird eines gerne vergessen: die Aufhängung. Mitunter kann sie –  gerade in Mietwohnungen – nämlich Tücken aufweisen. Wer noch keine wirkliche Idee hat, der sollte sich in einem Fachgeschäft umschauen und beraten lassen. Bei komplizierten Fenstergrößen oder ungewöhnlichen Fenstern (Rundfenster, dreieckige Fenster etc.) ist die Beratung mit dem sich anschließenden Aufmaß durch den Fachmann empfohlen.

Fenstergardinenstange: Die Variante wird v.a. bei halben Gardinen genutzt. Strahlt die Sonne auf das Fenster, löst sich jedoch gerne der Kleber der Haken. Sollte das Bohren erlaubt sein, ist die Aufhängung natürlich kein Problem.

Fenstersturz: Auch dort können Gardinenleisten oder Haken befestigt werden. Die Variante dient für Raffgardinen oder Fenstergardinen, die von oben herabhängen. Es befindet sich ein Abstand zwischen Scheibe und Gardine.

Gardinenstange: Sie befindet sich oberhalb des Fensters – meistens an der Decke. Der Abstand der Gardine zum Fenster ist größer. Diese Variante bietet sich für leichte Gardinen an, die dauerhaft vor dem Fenster hängen.

dekolars

Auch über Schienen können Gardinen angebracht werden – Raumausstatter Lars Schwuchow, alias Dekolars, zeigt in dieser Altbauwohnung, wie schön man Gardinen und Vorhänge kombinieren kann/Bild-Credit: Lars

Fazit: Gardinen richtig kaufen

Gardinen sind kein bloßes Stück Stoff, welches vor dem Fenster hängt. Mit der heutigen Auswahl können sie ein echtes Dekoelement sein, das viel Gemütlichkeit und auch einen echten Mehrwert in die Räume bringt, denn sie schützen effektiv vor Sonne und neugierigen Blicken. Allerdings kommt es auf die richtige Wahl und die korrekten Maße an. Zu schmale Gardinen wirken gestreckt, zu schwere reißen die Leisten hinab, zu dicke Gardinen verhindern, dass das Tageslicht eindringt. Im Zweifel empfehle ich Euch, die Gardine nach Maß anfertigen zu lassen.

Über die Autorin

Sandra Bodons arbeitet seit über zwölf Jahren als Inneneinrichterin und Dekorateurin. Mit ihrer Erfahrung und ihrem Know-how verwandelt sie Räume in einladende Wohlfühlorte. Als Autorin verfasst sie regelmäßig Verbrauchertipps und Ratgeber rund um die Themen Interieur, Dekoration und Lifestyle.

Titelbild: Rollgardine Ebba von Himla via Nordic Nest

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