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Für mich gehören gute Schirme zu den schönsten Accessoires der Lady und des Gentlemans. Darum war es mir auch eine große Ehre den Meister der Schirme kennenzulernen, den sympathischen Francesco Maglia. Seine italienische Fabbrica Ombrelli Maglia gehört zu den letzten Unternehmen weltweit, die Schirme in Handarbeit produzieren.
Francesco Maglia: „Heute gibt es keine Kultur mehr“
Bei strahlenden Sonnenschein und Temperaturen um die 30 Grad traf ich il Maestro degli Ombrelli in einem Showroom abseits des Fashion-Week-Trubels. Franceso Maglia war gerade auf der Durchreise von Mailand nach Hamburg und machte einen Zwischenstopp in Berlin. Als Repräsentant seiner Firma und als Botschafter der Schirmkultur vertritt und verkauft der Italiener die Erzeugnisse seines Familienunternehmens weltweit. Und um seine Händler zu besuchen fährt er auch im fortgeschrittenen Alter noch jeden Kilometer selbst.
Da der sympathische Mann mit dem Rauschebart neben Italienisch auch fließend Englisch, Spanisch, Französisch und Deutsch beherrscht, stand einem Interview nichts im Wege und so erzählte mir Francesco von Ombrelli Maglia, der Firma, die in Mailand sitzt und Schirme noch komplett von Hand fertigt. „Daniela“, sagte Francesco zu mir und fasste mich am Handgelenk, „Daniela, schreib das auf: Heute gibt es keine Kultur mehr.“ Ombrelli Maglia wurde von Francescos Ur-Ur-Ur-Großvater Francesco Senior 1854 in Montechiari gegründet und wird mittlerweile in 5. Generation geführt – als eine der letzten Schirmfabriken. Früher gab es laut Franceso 110 Schirmhersteller in Italien. Mittlerweile hat er weltweit nur noch zwei Konkurrenten, die er sogar selbst beliefert.
70 Arbeitsschritte bis zum handgefertigten Maglia-Schirm
Auch Maglia traf die Schirm-Krise. Von ehemals 40 Mitarbeitern produzieren heute noch 6 Angestellte den Großteil des Luxus-Schirmbedarfs. Der Grund: Billigschirme bekommt man an jeder Ecke für wenig Geld. Francesco beliefert jedoch nicht nur High-Fashion-Marken, sondern verkauft auch unter eigenem Namen. Bei Francesco Maglia könnt Ihr fertige Schirme erwerben oder Euren Traumschirm nach den eigenen Vorstellungen anfertigen lassen. Dafür stehen unzählige Bezugsstoffe und verschiedenste Griffarten zur Auswahl. So kann der Stock beispielsweise aus Walnuss, Hickory, Zeder, Eiche, aber auch Palisander, Apfelbaum, Ulme, Kastanie, Kirsche, Ebenholz oder Malacca hergestellt werden.
Für einen handgemachten Schirm sind rund 70 Arbeitsschritte notwendig. Die einzelnen Materialien werden bei Maglia zusammengeführt und in der kleinen Werkstatt in Mailand zusammengesetzt. „Allerdings gehen mittlerweile auch viele unserer Zulieferer pleite“, erzählte Francesco mit leichtem Wehmut. Früher wurden die Schirme mit einer speziell für Maglia produzierten Bastseide bespannt. Dafür gibt es allerdings keinen Hersteller mehr. Andere Teile, wie die Krone, produziert Franceco mittlerweile im eigenen Unternehmen. Auch Schirmfachgeschäfte sind heute rar gesäht. Wenn Ihr einmal in der Nähe sein solltet – und darauf besteht der Schirm-Enthusiast – solltet Ihr deshalb unbedingt den Schirmmuseen in Weimar, Sonthofen (Allgäu) oder Gignese am Lago Maggiore einen Besuch abstatten.
Francesco Maglia im Showroom eines Herrenmaßschneiders in Berlin
Franceco zeigt mir stolz die unzähligen Presseartikel, die in den letzten Jahren über ihn und sein Unternehmen veröffentlicht wurden
Links: Das erste Plakat von Maglia aus dem Jahr 1854/Rechts: Bunte Schirme von Maglia mit farbigen Lederaufsätzen
Besonders angetan hat es mir dieser blau-gelbe Damenschirm mit Pünktchen/Foto: schirmhaus-shop.de
Diesen schönen blau-silbernen Schirm ziert ein Griff aus blauem Leder/Foto: Shirnestyle.com
Francesco Maglia: Ein Schirm für’s Leben
Ich persönlich werde mir demnächst einen Schirm von Maglia zulegen – vielleicht ja die blau-gelb-gepunktete Variante? Mit etwa 150 Euro für ein Standardmodell ist der Schirm zwar nicht gerade günstig, aber dafür hat man ein Stück, in dem jede Menge Liebe steckt und das ein Leben lang hält. Und geht doch einmal etwas kaputt, dann kann man es jederzeit repariert lassen. Lieber Francesco, es war schön Dich kennengelernt zu haben und ich bin überzeugt, dass es für wirklich gute Dinge immer Abnehmer geben wird.
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Liebe Dani, das sind wunderschöne Schirme und ein toll geschriebener Artikel. Sowas liest mal leider selten auf anderen Blogs. Ganz liebe Grüße, Teresa
Der Artikel macht wirklich Lust auf schlechtes Wetter und schöne Schirme. :))
Vielen lieben Dank Ihr zwei! :-)
Was für ein toller Artikel, und ein sehr sympathischer Mann! Die Schirme machen wirklich Lust auf Regen ;-)
Ein toller Artikel. Mein nächster Schirm kommt von Francesco Maglia.
Ein schöner Artikel über einen sehr sympathischen Herren! Ich hab meinem Mann auch einmal einen sehr schönen, handgemachtem dunkelblau-rot gestreiften Schirm aus Krawattenseide geschenkt. Er trägt ihn immer mit sehr viel Freude.
Ein prima Artikel und ich kann ihm nur zustimmen. Ich verkaufe seine Schirme in meinem Schirmgeschäft sehr gern und kann nur bestättigen das sie von sehr guter Qualität sind. Es ist wirklich schade, daß heute so wenig Wert auf einen guten Schirm gelegt wird.
Liebe Dani.
Kannst Du mir sagen, wo ich diesen schönen blau-silbernen Schirm mit dem ein Griff aus blauem Leder bekommen kann? Ich habe schon das ganze Internet durchforstet, aber leider ohne Erfolg. Dieser Schirm würde so perfekt zu unserer standesamtlichen Trauung passen :-)
Liebe Grüße,
Vanessa
Liebe Vanessa, anscheinend gibt es den Onlineshop nicht mehr – ich werde dem Francesco mal eine E-Mail schicken.
Liebe Schirmfreude und Schirmfreundinnen, im Frühjahr hat uns Francesco Maglia auch in Berlin besucht – und uns beeindruckt. Den Ausspruch “Es gibt keine Kultur mehr” können wir hier im Streetstyle-Mekka nur unterschreiben und bemühen uns dem etwas entgegenzusetzen. Und bei einem Espresso und guten Gesprächen haben wir unseren kleinen Onlineshop “Herr von Welt” eine farbenfrohe Schirm-Kollektion mit dem Schirmherrn gemeinsam entwickelt und geordert. Hoffentlich habe ich jetzt nicht so viel Schleichwerbung gemacht – aber immerhin: Hier geht es um Handwerkskunst, den Regenschirm als Statussymbol (und nicht als Schrott aus Fernost!) und Stilempfinden. Wir jedenfalls freuen uns schon auf die nächste kreative Begegnung mit Francesco. Ralph & Andreas