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Könnt Ihr Euch an meinen Artikel Winterjacke von Wellensteyn – geht oder geht nicht erinnern? Der Beitrag kam so gut bei Euch an, dass er inzwischen zu den am besten geklickten auf dem ganzen Blog zählt. Gerne möchte ich die Reihe also fortsetzen und mich heute genauer mit der Firma FRAAS beschäftigen. Das fränkische Unternehmen bezeichnet sich selbst als Weltmarktführer in Sachen Kaschmirschals und textile Accessoires – geht das zulasten der Qualität?
Das Unternehmen FRAAS
Die V. FRAAS GmbH ist ein familiengeführtes Textilunternehmen mit Sitz in Wüstenselbitz sowie Helmbrechts in Oberfranken. Auf Hochleistungsmaschinen werden hier feine Schals und Halstücher, Nikitücher, Herrenschals und Stolen, Mützen, Handschuhe, Capes und Ponchos gefertigt. Es wird gewebt, geraschelt, gestrickt und bedruckt was das Zeug hält. Das Spezialgebiet von FRAAS sind Produkte aus Kaschmir. Das Logo ziert deshalb auch eine stilisierte Distel. Oberfranken ist seit jeher das textile Zentrum von Bayern. Große Webereien waren hier einst ansässig und galten als Motor der Industrialisierung in dieser Region. Doch die Textilindustrie in Nordbayern – und nicht nur hier – erlebte einen jahrelangen Niedergang. Zu groß war die billige Konkurrenz aus dem Ausland. Nur wer sich auf Spezialgebiete konzentierte, wie die Herstellung von Autositzbezügen, konnte überleben. Oder wer, wie FRAAS, auf Expansion setzte.
Das fränkische Unternehmen FRAAS hat eine lange Geschichte in der Textilverarbeitung/Bild-Credit: FRAAS
Die Geschichte von Fraas
Das Familienunternehmen ist, mit 10 bis 12 Millionen Stück jährlich, nach eigenen Angaben der größte Hersteller von Schals der Welt, besitzt 25 Vertriebsstandorten weltweit und beschäftigt circa 600 Mitarbeiter, davon rund 300 an den Standorten in Deutschland. Dabei unterstützten Valentin Fraas bei der Gründung seiner V.FRAAS GmbH 1880 gerade einmal 10 Mitarbeiter mit der häufig noch händischen Fertigung von Halstüchern, Kopftüchern, Schultertücher und Plaids. Um die Jahrhundertwende waren es dann schon etwa 100 Mitarbeiter. Enkel Arthur Fraas setzte die Expansion des Unternehmens in den 1950er- und 60ern fort und baute das erste Fabrikgebäude in Wüstenselbitz. Unter Schwiegersohn Robert Schmidt und seinen Söhnen Alexander und Andreas expandierte das Unternehmen noch stärker; es entstanden weltweite Niederlassungen, unter anderem in New York, Toronto, London und Hong Kong.
Wo und was wird produziert?
Fünf Designteams erarbeiten jährlich zwei Kollektionen und entwerfen dafür bis zu 700 Einzelteile. In China errichtet FRAAS eine der modernsten Strickereien des Landes. Dort entstehen feine Schals abseits der Billiglohnbedingungen. Produziert wird auch in Oberfranken, in Tschechien und den USA. Nach der Lieferung der Garne wird in den Werken gewirkt, gestrickt, veredelt, gewaschen, gewalkt oder geschirgelt. Allein zur Veredelung von Kaschmir benötigt das Unternehmen jährlich 50 Kilogramm Weberdisteln (über deren Widerhaken wird der Stoff gezogen, dadurch wird er so flauschig). Auf der anderen Seite erfand FRAAS 1985 – in Anlehnung an die Weichheit von Kaschmir – den Acrylschal mit dem Namen Cashmink – nach Firmenangaben der meistverkaufte Schal der Welt. 1997 übernahm FRAAS das Unternehmen Jammers & Leufgen und erweitert damit sein Produktportfolio um Seidentücher und -schals.
Diese beiden Kaschmir-Stirnbänder gefallen mir in der aktuellen Kollektion am besten/Erwerben könnt Ihr die Produkte in den FRAAS-Stores in Berlin, Dresden oder Leipzig, aber auch in Shops wie P&C oder Breuninger
Und wie sieht’s mit der Nachhaltigkeit aus?
Zahlreiche Artikel von FRAAS sind „Made in Germany“ gelabelt. Sie werden hierzulande gewebt, gefärbt und veredelt. Das hat auch einen praktischen Vorteil: In Nordbayern hat das Wasser einen hohen Chloridgehalt. Auf diese Weise benötigt das Unternehmen weniger Chemikalien zum Aufbereiten des Wassers für die Färberei. In den letzten Jahren hat man durch den Einsatz modernster Technik begonnen, den Stromverbrauch und Gasbedarf erheblich zu reduzieren. Auch durch die kurzen Transportwege werden die Umwelt und die natürlichen Ressourcen geschont.
Viele Qualitäten sind bei FRAAS mit dem Label Oeko-Tex 100 zertifiziert
Mein Fazit
Mir gefällt, dass FRAAS nach wie vor zum Großteil Made in Germany produziert, das ist sicherlich nicht leicht angesichts der Konkurrenz aus Billiglohnländern. Ich persönlich trage aus ästhetischen und Umweltschutz- Gründen keine Schals aus Acryl. Es ist jedoch nicht ersichtlich, woher die Schurwolle stammt – hier könnte noch ein bisschen mehr Transparenz nicht schaden. Das Kaschmir bezieht FRAAS aus der Mongolei, und bei den Mengen greifen sich vermutlich nicht auf kleine, nachhaltige Farmen zurück (zum Problem „Kaschmir mit gutem Gewissen“ haben wir hier einen Artikel geschrieben). Ein Kaschmirschal von FRAAS kostet im Schnitt 129 Euro, das ist m.E. zu wenig. Es ist nachweislich so, dass, wer etwas Hochpreisiges kauft, dem Produkt auch mehr Weltschätzung entgegenbringt. Und Kaschmir ist schließlich ein Luxus-Gut das uns Jahrzehnte begleiten sollte! Das vergisst man bei solchen Preisen gerne.
Habt Ihr schon Erfahrungen mit den Schals und Tüchern von FRAAS gemacht?
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