The Fife Arms Hotel: Ein schottisches Juwel!
Virginia

Hotels sind heute größtenteils seelenlose Übernachtungsbunker, die genutzt und danach schnell wieder vergessen werden. Besondere Unterkünfte, die eine Übernachtung zum Erlebnis machen und dauerhaft in Erinnerung bleiben findet man selten. Das The Fife Arms in Schottland ist ein solches Juwel – im Sommer 2019, nur wenige Monate nach seiner Neueröffnung, habe ich das außergewöhnliche Grand Hotel entdeckt und mein Herz daran verloren. von Virginia

The Fife Arms Hotel: Es lockte die Nähe zur Royal Family

The Fife Arms blickt auf eine wechselhafte Geschichte zurück, in der lange nicht alles Glanz und Gloria war. Erbaut wurde das viktorianische Gebäude im 19. Jahrhundert vom Earl of Fife – auf einem Grundstück von über 28 Hektar Fläche – und diente viele Jahre als recht bescheidenes Inn im 450-Seelen-Dorf Braemar in den schottischen Highlands. 1856 wurde das Fife dann, nur einen Steinwurf von Schloss Balmoral (hier vorgestellt) entfernt, als First-Class-Hotel eröffnet und Besucher mit dem Slogan „Her Majesty’s Highland Home and the famous scenery of the Highlands of Aberdeenshire“ gelockt. Das Timing hätte nicht besser sein können, denn im gleichen Jahr bezogen Queen Victoria und Prinz Albert das frisch errichtete Balmoral Castle in der Royal Deeside. Touristen begeisterte neben der Nähe zur Royal Family auch die pittoresken Landschaften der Deeside und Cairngorms – heidebewachsene Hügel, unergründliche Seen, Hochmoore und ausgedehnte Birken- und Tannenwälder sowie die hervorragenden Jagd- und Lachsgründe. Ein zusätzlicher Publikumsmagnet waren die jährlich stattfindenden Braemar Gatherings unweit des Fife Arms.

The Fife Arms Hotel

The Fife Arms Hotel

The Fife Arms Hotel

Das wunderschön gestaltete Buch über das The Fife Arms stammt übrigens aus der Feder von Dominic Bradbury

Die goldenen Zeiten hielten bis zum 2. Weltkrieg

Seit 1848 wohnten auch Queen Victoria und Prinz Albert alljährlich den Highland Games in Braemar bei; eine royale Tradition die bis heute Bestand hat. Mit den stetig wachsenden Besucherzahlen wuchs auch das Fife Arms um einige Anbauten. 1897 wurde der Architekt Alexander Marshall Mackenzie mit einer radikalen Umgestaltung des Hotel beauftragt, was erneut zahlreiche Um- und Anbauten mit sich brachte und dem Gebäude zu seinem heutigen Erscheinungsbild verhalf. Queen Victoria beehrte das Fife regelmäßig und engagierte es 1885 gar als Caterer für ein Bankett auf Schloss Balmoral anlässlich der Hochzeit ihres jüngsten Kindes, Prinzessin Beatrice mit Prinz Henry von Battenberg. Seit 1889 konnte das Fife Arms offiziell damit werben, in Diensten der königlichen Familie zu stehen – „By Special Appointment to Her Majesty the Queen“. Die goldenen Zeiten für das Fife Arms hielten über den Ersten Weltkrieg bis in die Zwanziger Jahre hinein an, in denen es sich weiterhin mit zahlreichen royalen Besuchern schmücken konnte. Während des Zweiten Weltkriegs kam der Hotelbetrieb vollständig zum Erliegen, das Gebäude wurde vom Kriegsministerium requiriert und das Hotel erst nach einer Komplettrenovierung 1949 wieder eröffnet.

The Fife Arms Hotel

Manuela und Iwan Wirth vom The Fife Arms Hotel

Die heutigen Besitzer des Fife Arms Manuela und Iwan Wirth vereinen unter seinem Dach mehr als 16.000 Kunstobjekte

The Fife Arms heute: Einzigartige Mischung aus Tradition & Design

Das Fife Arms wechselte in den Folgejahren mehrfach den Besitzer; Zwei Feuer verwüsteten es in den 1970ern und hinterließen enorme Schäden. In den 80er-Jahren kam es schließlich, völlig heruntergekommen, zu seinen heutigen Besitzern: Manuela und Iwan Wirth. Das Schweizer Galeristenpaar zählt als Miteigentümer der Galerie Hauser & Wirth mit sieben Niederlassungen weltweit zu den bekanntesten Kunstexperten – das sieht man auch im Fife Arms! Die Wirths haben das Traditionshotel nicht nur mit viel Liebe zum Detail restauriert, sondern mit ihrer außergewöhnlichen Innenraumgestaltung auch eine einzigartige Mischung aus Tradition, Kunst, Geschichte und Design geschaffen, die seinesgleichen sucht! Die SZ bezeichnet das Interieur sehr passend als „Spagat zwischen neo-viktorianischem Pomp und zeitgenössischen In-situ-Installationen einer internationalen Künstlerriege“. So findet Ihr im Fife Arms neben einer originalen detailgetreuen Zeichnung eines Hirschen von Queen Victoria ein Selbstbildnis von Picasso. Minimalismus sucht man vergeblich – die Gestaltung ist exzentrisch, überwältigend, alle Sinne ansprechend und inspirierend.

The Fife Arms HotelIm Fife Arms kontrastieren rustikale Hirschgeweihe, arrangiert zu einem gigantischen Kronleuchter, mit modernen Schwarz-weiß Fotografien von Sir Celil Beaton, konkurrieren klassischer Tartan und Tweed mit leuchtendem Schiapirelli-Pink, ringen abstrakte Kunst und zeitgenössische Ölgemälde in Goldrahmen um die Aufmerksamkeit des Betrachters

The Fife Arms Hotel

Die Bar Elsa’s ist der italienisch-französischen Modeikone Elsa Schiaparelli gewidmet (hier vorgestellt), die in den 1950ern aufgrund ihrer freundschaftlichen Verbindungen zu dem 16. Laird of Invercauld zu einem ständigen Gast des Hauses zählte

Jedes Zimmer ist individuell gestaltet

Auch die Zimmer sind weit entfernt von Massenabfertigung: Jeder Raum ist individuell nach ausgesuchten Themen gestaltet. Da gibt es die Croft-Rooms, mit Namen wie The Farmer und die Scottish Culture Rooms, wie The Jacobite Risings; die Nature and Poetry Rooms widmen sich z.B. dem Schriftsteller Robert Louis Stevenson. Hinzu kommen die Royal Suites, unterteilt in Queen Victoria und The Indian Suite sowie die Victoriana Suites, wie z.B. Prince Albert. In der Queen Victoria Suite findet Ihr ein wahrhaft königliches und sehr traditionelles Ambiente mit waldgrünen Tapeten und goldenem Liliendruck, formale Familienportraits der Royal Family und gar ein paar antike gerahmte Strümpfe von Queen Victoria vor. Die Indian Suite wartet hingegen mit opulenten nachtblau-goldenen Tapeten von William Morris, Perserteppichen und Bildern mit indischen Szenerien auf – eine Hommage an Mohammed Abdul Karim, der mehr als 12 Jahre als Sekretär in Diensten von Queen Victoria stand (2017 als „Victoria & Abdul“ mit Judi Dench verfilmt). Die Nature and Poetry Rooms sind schlichter gestaltet, nichtsdestotrotz einzigartig schön mit viel Naturholz und besonderen themenbezogenen Details, wie gerahmten Heidekraut und Gemälden der schottischen Heidelandschaften.

The Fife Arms Hotel Braemar

The Fife Arms Hotel

In den Suiten treffen Historie und Moderne aufeinander – ein Highlight für alle Kunstbegeisterten!

The Fife Arms Hotel: Produkte mit Tartan und Tweed

Tipp: Der The Fife Arms Shop

Ein Gestaltungsmerkmal findet sich in allen Räumen gleichermaßen: der markante Haus-Tartan in Grün- und Rottönen sowie der Haus-Tweed in gedeckten Braun-, Rot- und Grüntönen. Beide Designs entspringen dem Designstudio von Araminta Campbell (hier gestern vorgestellt), wurden exklusiv für das Fife Arms entworfen und King Charles III., damals noch Prince of Wales, bei der Neueröffnung im Januar 2019 geschenkt. Einen Seidenschal im Fife Arms Tartan, den Ihr im hauseigenen Onlineshop sogar kaufen könnt, trug Queen Camilla 2020 zum 75. VE-Day in Braemar. Mein persönliches Highlight ist der ausnehmend schöne Ghillies Tweed des Fife Arms, den Ihr mittlerweile in zahlreichen Produkten im Shop – on- und offline – erwerben könnt. Ich selbst habe mich vor Ort mit einer hochwertigen Picknickdecke und einer handlichen Thermosflasche mit Tweedbezug beschenkt.

Für mich: Ein ganz besonderes Hotel!

Was mir bis heute in Erinnerungen geblieben ist, ist der herzliche und ungezwungene Umgang im The Fife Arms Hotel: Jeder ist willkommen und obgleich es ein sehr luxuriöses Ambiente ist, fühlte es sich nicht steif oder formell an. Das kommt auch darin zum Ausdruck, dass der Dorfpub „The Flying Stag“ ans Hotel angegliedert ist. Der inzwischen einzige Pub des Ortes ist Zentrum der Geselligkeit und des Austausches in gleichsam rustikalem wie historischen Ambiente. Auch arbeiten viele Dorfbewohner im Hotel und bei diversen Gestaltungsdetails im Hotel wurden die Menschen vor Ort einbezogen, zum Beispiel stammen die vielen Geweihe an den Wänden von Jägern aus Braemar. Das finde ich sehr besonders! Für mich spricht das Fife Arms zudem alle Sinne an – es gibt überall etwas zu entdecken. Ich habe mich teilweise sogar etwas überfordert gefühlt, weil ich die vielen Eindrücke, Stilmixe und Kunstobjekte gar nicht auf einmal erfassen konnte. Für Minimalisten wie mich schon eine kleine Herausforderung, aber eine wirklich wunderschöne!

The Fife Arms Hotel in Tweed Time von Theresa Baumgärtner

Und wenn Ihr noch nicht genug vom Fife Arms habt: Theresa Baumgärtner gewährt Euch in ihrem Buch „Tweed Times“ weitere wunderschöne Einblicke! Bild-Credit: Melina Kutelas und Tweed Time/ Brandstätter Verlag

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2 Kommentare
  • Lony sagt:

    Liebe Virginia, was für ein wundervoller Bericht, was für ein Traum-Hotel, was für ein traumhaft schönes Buch. Ich habe hin- und her recherchiert, Himmel, ist dieses Buch sündhaft teuer (anscheinend zum Großteil auch vergriffen) – aber es ist ein absoluter Schatz, davon bin ich überzeugt. Ich habe es mir nun bestellt, Weihnachten & Geburtstag zusammen und ich freue mich so, es bald in meinen Händen halten zu dürfen. Das Bild von den neuen Besitzern, die das Hotel schlussendlich so wunderbar wieder hergerichtet haben… da sind zwei Hunde zu sehen. Der linke sieht ja aus, wie unserer – da muss ich mal recherchieren, ob dies auch ein Lagotto Romagnolo ist ;-) Ich bin wirklich verliebt in Deinen (Euren) Blog, der ist sowas von nach meinem Geschmack! So schön klassisch und bodenständig und nicht so schnelllebig, wie der ganze Rest heutzutage. Eine Perle unter den Blogs sozusagen! :-) Habt eine schöne Restwoche! Liebe Grüße vom Niederrhein sendet Lony x

  • Virginia sagt:

    Liebe Lony,

    tausend Dank für deinen lieben Kommentar!
    Dieser Beitrag lag hier mir besonders am Herzen, da ich mich tatsächlich sehr in dieses wunderschöne Fleckchen verliebt habe. In dem Buch gibt es, so wie im Hotel selbst, so unglaublich viel zu entdecken – du wirst hoffentlich ganz viel Freude beim Schmökern haben!

    Herzlichst,
    Virginia

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