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Wo vermutet Ihr eine der größten privaten Modesammlungen? In Paris? In Mailand? Falsch geraten: Man findet sie in der deutschen Provinz. Und zwar im Schloss Meyenburg in der Prignitz (Brandenburg). Seit 2006 beherbergt das Schloss die Sammlung von Josefine Edle von Krepl. Auf mehr als 1.000 Quadratmetern zeigt sie hier ca. 350 Kleider – und das ist nur ein Zehntel ihrer Sammlung. Jedes dieser Stücke hat sie eigenhändig, liebevoll restauriert. von Sybille
Josefine Edle von Krepls aufregende Lebensgeschichte
Den Anfang der Sammlung machten zwei Kleider: Ein schwarzes Satinkleid, das die Großmutter ihr mit 13 Jahren schenkte. Und das raffiniert geschnittene Brautkleid ihrer eleganten Mutter aus Wien. Die beiden Stücke setzten die Maßstäbe für die Sammlung: Kleidung muss eine Geschichte haben und getragen worden sein.
Josefine Edle von Krepl hat eine aufregende Lebensgeschichte hinter sich. Schon als Teenager wird die in Pankow aufgewachsene von Krepl von der Sammelwut gepackt und bringt regelmäßig von ihr aufgestöberte Kleidungsstücke mit nach Hause. Sie studiert Mode- und Kostümdesign in Berlin, arbeitet als Moderedakteurin und eröffnet später unter dem Label „Josefine“ eine eigene Boutique. Kurz vor dem Mauerfall verlässt sie mit ihren Söhnen und ihrer wertvollen Kleidersammlung die DDR. In Westberlin übernimmt sie den Antikmodeladen „Falbala“. Hier war schon Modeschöpfer Jean-Paul Gaultier zu Gast und auch Donna Karan war regelmäßige Besucherin. Dann wurde der Ort Meyenburg auf sie aufmerksam und bot ihr das Schloss mietfrei als Ausstellungsraum an.
Details aus dem Modemuseum auf Schloss Meyenburg in der Prignitz
Mode & Lebensgefühl
So ungewöhnlich wie die Geschichte der Sammlung ist auch das Ausstellungskonzept. Von Krepl will die Textilien mit „allem Drum und Dran“ zeigen. Dementsprechend sind die Kleider dem historischen Kontext zugeordnet. Die einzelnen Stücke werden von Accessoires, Mobiliar, historischen Fotografien und eingespielter Musik begleitet. So erhält man nicht nur einen optischen Eindruck der Mode, sondern kann auch das Lebensgefühl des Jahrzehnts erahnen. Die Mode-Zeitreise beginnt im Kellergewölbe des Schlosses mit Gesellschaftskleidung des beginnenden 20. Jahrhunderts und endet in den 70er Jahren. Das Design der nachfolgenden Jahrzehnte liegt von Krepl nicht, denn die Kleidung wurde zur Massenkonfektion und hat damit keine eigene Geschichte mehr. Ausführlich widmet sie sich der Nachkriegsmode.
Prominente Ausstellungsstücke
Das ist besonders verdienstvoll, denn dieser Zeitraum wird meistens nur in Kurzform abgehandelt. Die sogenannten Notstandskleider verdeutlichen jedoch die Improvisationskunst der Schneiderinnen und einen ausgeprägten Willen zur Schönheit auch in Zeiten des Mangels. Aus Lederresten wurden kunstvolle Taschen hergestellt, durchgelaufene Schuhe mit Autoreifen erneuert. Brautkleid bestanden aus Gardinenstoff oder Fallschirmseide, Männeranzüge wurden zu Damenkostümen oder Hosen umgearbeitet. Schloss Meyenburg beherbergt übrigens auch einige Kleidungsstücke von Berühmtheiten. So fand ein Abendkleid der Ufa-Schauspielerin Brigitte Helm samt Plattenspieler und Zigarettenspitze den Weg in die Ausstellung. Auch ein Kostüm von Jackie Kennedy zählt zu von Krepls Besitztümern.
Die Ausstellung ist von Dienstag bis Sonntag 11 – 17 Uhr geöffnet
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