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In meiner Lieblingsbuchhandlung Eckart in Gütersloh bin ich vor kurzem auf den Bildband Drawing Fashion* gestoßen. Das Titelbild machte mich stutzig, denn ich konnte es nicht mit meiner bisherigen Vorstellung von Modezeichnungen vereinbaren. Beim Blick in die opulent ausgestatteten Seiten verstand ich jedoch schnell, dass Modeillustrationen nicht nur als Grundlage für Kleidungsentwürfe dienen, sondern eine eigene Kunstgattung darstellt. von Sibylle
Ein besonderes Bild von Mode
Drawing Fashion zeigt die Werke berühmter Modeillustratoren der letzten 100 Jahre. Die Auftragsarbeiten für die Vogue, die Gazette du Bon Ton oder Harper’s Bazaar sprechen dabei stets für sich. Nur zum Auftakt der einzelnen Kapitel wird der Stil des jeweiligen Illustrators kurz beschrieben. Drei Kapitel behandeln Zeichner, die von den Anfängen des 20. Jahrhunderts bis in die 1960er Jahre prägend waren, etwa Erté, Cecil Beaton oder René Bouchée. Im Anschluss erhält der Leser Informationen über vier der wichtigsten Illustratoren der Moderne: Antonio, Mats Gustafson, François Berthoud und Aurore de la Morinerie.
Ausdruck des Zeitgeistes
Besonders beeindruckten mich die nahezu schwebenden Pastelle des Schweden Mats Gustafson. Ich finde es wunderbar, wie er das Wesen eines Kleidungsstückes mit wenigen Pinselstrichen aufs Papier bringt. Ganz anders ist der Stil von Antonio. Er zeichnet sehr exakt und scheint nahezu jede Kunstrichtung zu beherrschen. Vor allem seine Frauendarstellungen im Fernand-Leger-Stil sind umwerfend. Aber auch von den Zeichnungen aus den 30er und 40er Jahren könnte ich stundenlang schwärmen. Die Modeillustrationen zeigen nicht nur Kleidungsstücke, sondern verkörpern in der Form der Darstellung immer auch den Zeitgeist des Jahrzehnts, in dem sie entstanden sind.
Inspirierender als Fotos
Fotografien stehen die Zeichnungen in keiner Weise nach, auf mich wirken sie sogar individueller und inspirierender. Ich finde es daher sehr schade, dass die Kunst der Modeilllustration mit dem Siegeszug der Fotografie an Bedeutung verlor. Waren sie in den Illustrierten der 1960er Jahre noch eine Selbstverständlichkeit, so liefen die Fotos ihnen in den folgenden Jahrzehnten mehr und mehr den Rang ab. In letzter Zeit wird der Charme der Modeillustration zum Glück wiederentdeckt. Die Kunstwerke werden nicht nur in vielen Magazinen abgedruckt. Auch online findet man interessante Beispiele – etwa auf den Blogs von Danny Roberts, Caitlin Shearer, Lula oder Katarina Kühl.
Drawing Fashion ist bei Prestel erschienen und kostet 59 Euro – eine Investition, die sich auf jeden Fall lohnt
*Affiliate-Link, d.h. wir werden bei einem Kauf am Umsatz beteiligt
- Der Lady-Blog liest: FASHION – Illustration Now!
- Ausstellungstipp: Fashion Drive – Mode in der Kunst
- Von Meisterhand gezeichnet – Wenn Designer zeichnen
Danke für den Tipp. Ist zwar ein happiger Preis von knapp 60 Euro aber scheint sich zu lohnen. Illustrationen sind sowieso eine Kunstform für sich. Schön das es dazu ein gesammeltes Werk gibt.