Frau Herhoffer, was ist eigentlich Luxus?
Sybille

Am 6. Juni findet der Luxury Business Day in München statt. Das Thema ist „Luxus digital“. Denn das optimale Zusammenspiel aller Offline- und Online-Tools ist eine der größten Herausforderungen für Premium- und Luxusanbieter. Wir haben uns mit Petra-Anna Herhoffer, der Initiatorin der Veranstaltung und Gründerin des Beratungsunternehmens Inlux, über Luxus, Tradition und Nachhaltigkeit im Internetzeitalter unterhalten. von Sybille

Frau Herhoffer, was ist eigentlich Luxus?

Luxus ist ein individuelles Wunschkonzept. Das kann sich auf Materielles, wie Schmuck oder Möbel aus der Manufaktur beziehen, aber auch auf Abstraktes, wie etwa Werte. Unternehmen müssen bei ihren Marketing- und Kommunikationsstrategien beides kombinieren, abgestimmt auf Zielgruppe und Kulturkreis. Eine generelle Definition von Luxus gibt es für mich nicht.

 Ist Luxus in Zeiten der Eurokrise überhaupt noch zeitgemäss?

Unbedingt. Luxus bezieht sich ja nicht nur auf den Konsum, sondern bedeutet ja auch das Streben nach einem besseren Leben und nach Unabhängigkeit. Gerade in Zeiten wie diesen ist Luxus sehr wichtig. Da das Geld auf der Bank nicht mehr sicher ist, wird es ausgegeben oder angelegt. Es gibt hier zwei Ausprägungen. Einmal hedonistischer Art, d.h. Geld wird für Dinge wie Mode ausgegeben. Zum anderen wird Geld in bleibende Werte investiert, z.B. in Uhren oder Immobilien. Daher hat die Luxusbranche im Moment zweistellige Zuwachsraten. Und neue Märkte werden diskutiert, zum Beispiel Afrika.

Wie können denn Luxusprodukte, die man ohne Zweifel auch gerne mit allen Sinnen erleben möchte, überhaupt online verkauft werden?

Online ist ein komfortabler Zugang in die Shopping-Welt. Der eindeutige Vorteil des Internet-Shoppings ist der Zeitgewinn. Man kann damit abends auf dem Sofa das Kleid für die bevorstehende Cocktailparty ordern. Sinnlich ist das Erlebnis natürlich nicht, aber ungemein praktisch. Allerdings vernachlässigt leider auch der Einzelhandel im Moment das Thema Sinnlichkeit. Da besteht eindeutig noch Nachholbedarf.

Wer kann sich Luxus leisten?

Reiche, Super-Reiche, altes Geld, neues Geld, aber auch Menschen mit einem mittleren Einkommen. Laut diverser Studien gilt jeder, der sich einmal im Leben ein Luxusprodukt leistet, als Luxuskonsument. Luxus sollte auch dahin gebracht werden, wo die Leute ihn sich nicht leisten können. Wir müssen hier auf anderen Wegen Teilhabe an Schönheit generieren.

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Fotos: Petra-Anna Herhoffer

Wie gewinnt ein Luxusunternehmen online Kunden?

Indem es Social Media nutzt. Der Einstieg kann etwa mit ungewöhnlichen, spannenden Videos erfolgen, die die Produkte visualisieren und durch Musik emotional aufladen. Dazu gehört dann natürlich auch die Interaktion im Netz. Ein  schönes Beispiel ist der Imagefilm von Cartier.

Sind Nachhaltigkeit und Luxus vereinbar?

Auf jeden Fall. Ich verweise da gerne auf die Discounter wie KIK, aber auch H&M oder Zara. Bei denen gehört die Wegwerfmentalität zur Verkaufsstrategie. So werden Ressourcen verschwendet und die Umwelt verschmutzt. Bei Luxusprodukten ist das völlig anders. Sie überdauern zum Teil Generationen. Bei den Herstellern herrscht ein großer Respekt vor den Ressourcen und der handwerklichen Herstellung. Sie wissen, dass auch in der Produktion Lebenszeit steckt, was mit einem hohen moralischen und ethischen Standard einhergeht. Als Beispiel möchte ich Dedon nennen: Die Fasern, aus denen die Möbel hergestellt werden, sind recycelbar, die Mitarbeiter auf den Philippinen werden übertariflich bezahlt.

Aber gerade in Deutschland wird Luxus ja eher versteckt, oder?

Gerade in Deutschland entwickelt sich in diesem Bereich im Moment viel. Der deutsche Luxusmarkt wächst weiterhin. Allerdings muss die Branche noch mehr Öffentlichkeitsarbeit betreiben. Und man muss sehen, dass Luxus auch viel Sinnvolles initiieren kann. Ein Unternehmen, wie z.B. Cartier, kann ein Museum gründen usw. Auch die Wachstumsmärkte, wie China, müssen in den nächsten 10 Jahren weiter bearbeitet werden. Hier liegt noch viel Potenzial. Allerdings muss gerade in diesen Ländern noch einiges im Bereich Online passieren.

Das Konsumverhalten ändert sich. So wird heute etwa von jungen Familien kein komplettes Tafelservice mehr gekauft. Wie können Traditionsunternehmen überleben?

Indem man z.B. den Begriff „Service“ modern interpretiert. So hat das Porzellanunternehmen Hering Berlin frei kombinierbares Porzellan entwickelt, das sich ganz einfach auf die individuelle Familiensituation abstimmen lässt. Dazu kommt hohe Qualität und gutes Handwerk. Hersteller von Luxusgütern haben die Pflicht, ihre Tradition zu pflegen und zu innovieren. Sie können nicht im einmal erreichten Zustand verharren. Außerdem müssen sie ständig ihr Design und Portfolio überprüfen. Und um junge Leute zu gewinnen, müssen sie auf jeden Fall Social Media nutzen.

Luxus wird also bleiben?

Herhoffer: Luxus wird es immer geben. Ich rechne nicht mit einem Rückfall in den Kommunismus.

Frau Herhoffer, wir danken Ihnen für das Gespräch.

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