Sybilles Bücherschau: Drei Bücher über die Zwanziger Jahre
Sybille

Die Zwanziger Jahre haben mich schon als Kind fasziniert. Woran das lag? Vielleicht daran, dass meine Oma immer wieder die wunderbaren Schlager dieser Zeit hörte, von „Ausgerechnet Bananen“ bis zu „Was machst Du mit dem Knie, lieber Hans“, und ich merkte, wie gut gelaunt sie dabei war. Als ich größer wurde, galt meine Bewunderung dann vor allem der Literatur und Kunst der 20er Jahre. Auch heute noch gehören die 1920er Jahre mit zu den spannendsten Jahrzehnten des letzten Jahrhunderts, auch wenn ich natürlich weiß, dass sie nicht für alle „golden“ waren. von Sybille

1. Thomas Bleitner: Frauen der 1920er Jahre

Einen kleinen Einblick in die Roaring Twenties gewähren drei Bücher, die ich Euch heute vorstellen möchte. Starten wir mit dem opulenten Bildband „Frauen der 1920er Jahre“, in dem sich Thomas Bleitner legendären Frauen wie Coco Chanel, Josephine Baker, Zelda Fitzgerald, Elsa Schiaparelli oder Lee Miller widmet. Anhand dieser hochinteressanten Persönlichkeiten zeigt der Hamburger Autor, wie emanzipiert die Frauen der 1920er Jahre bereits sein konnten. Sie machten den Flug- und Führerschein, rauchten und tranken, griffen zur Kamera, wurden Hollywoodstars, entwarfen eine neue Mode, welche die Frauen vom Korsett befreiten, eroberten die Bühnen, Ateliers und den Sport. Zahlreiche Fotografien u.a. von Edward Steichen, Man Ray oder Claude Cahun lassen das Lebensgefühl jener Zeit lebendig werden.

Thomas Bleitner: Frauen der 1920er Jahre

„Frauen der 1920er Jahre“ ist im Elisabeth Sandmann Verlag erschienen und kostet 38 Euro

2. Uwe Westphal: Modemetropole Berlin

In Berlin entstand bereits im frühen 19. Jahrhundert ein Modezentrum mit zahlreichen florierenden Konfektionsfirmen. Diese erlebten in den 20er Jahren eine neue Blüte, denn der Berliner Chic kam international in Mode. Wohlhabende Frauen kauften ihre Kleider bei Manheimer (wird als Männerlabel gerade wiederbelebt), Gerson oder Wertheim. Die glamouröse Modewelt hatte aber Schattenseiten: Für die Betriebe schufteten Tausende arme Frauen in Heimarbeit. Im „Dritten Reich“ wurden viele Unternehmen „arisiert“, die Inhaber beraubt, vertrieben oder ermordet. Die Faschisten produzierten biedere Kleidung, ihrem Frauenbild entsprechend. Die vertriebenen Modemacher, darunter Kürschner, Zeichner, Näher, Zuschneider wurden in den Konzentrationslagern ausgebeutet und die entstandene Mode teuer an NS-Größen verkauft. In „Modemetropole Berlin“ zeigt Uwe Westphal die Geschichte der Berliner Modeindustrie auf und schildert mit vielen Bildern, Modeskizzen und Zeitungsartikel dieses wichtige Stück Kulturgeschichte.

Uwe Westphal: Modemetropole Berlin

„Modemetropole Berlin“ ist im Seemann-Hentschel Verlag erschienen und kostet 28 Euro

3. Victor Margueritte: La Garçonne

Ich bin immer wieder erstaunt, wie überaus modern, freizügig und emanzipiert viele Bücher aus den 1920er Jahren sind. Eines davon ist „La Garçonne“ von Victor Margueritte, das kurz nach seinem Erscheinen zum Bestseller und in 12 Sprachen übersetzt wurde. Die Heldin ist Monique Lerbier. Diese Tochter aus gutem Hause will den für sie vorgesehenen Mann nicht heiraten. Sie bricht mit ihrer Familie, entwickelt sich zur unabhängigen Geschäftsfrau und stürzt sich als „Garçonne“ (also ein androgyner Frauentyp) mit Leidenschaft ins rauschhafte Leben der Pariser Boheme – freie Liebe und Opium inklusive. Der Begriff Garçonne tauchte 1892 erstmals in den Schriften des Schriftstellers Joris Karl Husymans auf und erlangte insbesondere durch Marguerittes Roman von 1922 Bekanntheit. Der Roman ist eine faszinierende Zeitreise ins Paris des letzten Jahrhunderts. Besonders beeindruckt hat mich, wie sehr der männliche Autor für die Freiheit der Frauen und die Gleichberechtigung der Geschlechter plädiert.

Victor Margueritte: La Garçonne

La Garçonne ist bei Ebersbach & Simon erschienen und kostet 22 Euro

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