Wossen Asserate: Blumen sind ein ideales Geschenk!
Dani

„Blumen sind ein besonders ehrwürdiges, wahrhaftig rituelles Geschenk: Sie sind teuer, verwelken schnell und haben keinerlei praktischen Nutzen“ schreibt der äthiopische Prinz Asfa-Wossen Asserate in „Manieren“, einer Betrachtung europäischer und deutscher Umgangsformen. Große Blumenkörbe sind als Zeichen der Liebe oder Bewunderung leider aus der Mode gekommen. Nichtsdestotrotz freut sich jede Lady über Blumen – über die richtigen Blumen.

Blumen als Symbol

Was hat die Rose an der Zimmerdecke eines Römers mit der geschnitzen Rose am Beichtstuhl eines Katholiken gemeinsam? Sie ist ein Zeichen für Schweigsamkeit. Blumen waren in Europa schon immer mit großer Symbolik behaftet. Sub rosa, von lateinisch unter der Rose, bedeutet unter vier Augen. Noch bekannter sind die Ausdrücke etwas durch die Blume oder unverblümt zu sagen, es also unverschlüsselt mitzuteilen. Blumen waren die Erkennungszeichen ritterlicher Familien im Kampf. Die Rosenkriege zwischen den englischen Hochadelsfamilien weiße (York) und rote Rose (Lancaster) gingen in die Geschichte und Sprache ein. Nicht weniger symbolbehaftet ist die rote Nelke der Sozialisten.

Die Sprache der Blumen

Die Kunst, mit der Auswahl bestimmter Blüten eine Herzensbotschaft mitzuteilen, entstand im 18. Jahrhundert. Das umfangreiche Zeichensystem glich einer Fremdsprache. Heute ist die Sprache nur noch weniger Blumen bekannt: Rote Rosen stehen für die Liebe, Lilien für die Reinheit, Narzissen für die Eitelkeit und Kornblumen für die Hoffnung. Die Orchidee war einst die Lady unter den Blumen: selten, elegant und teuer. Ihre geschwungene Form entsprach der Jugendstilästhetik, ihre Zucht gehörte zu den bevorzugten Hobbies des Landadels. Ladies trugen Orchideen als Corsage, Gentlemen mit Schnurbart und Monokel verzierten ihr Jackenknopfloch mit einer Blüte.

Prinz Asfa-Wossen Asserate über Blumen in seinem Buch „Manieren“Pfingstrosen einem Blumenmarkt in Kopenhagen

Blumensträuße: Mittelgroß, mittelmäßig

Noch heute werden ungewöhnliche Studiengänge als Orchideenfächer bezeichnet. An der Pflanze jedoch ist nicht mehr vieles außergewöhnlich: Jedes Blumengeschäft führt heute Orchideen, selbstverständlich „dankbare Sorten“. Wenig aufregend sind auch die meisten Blumensträuße: Mittelgroß, mit einer ungeraden Anzahl an Blüten und jede Menge Grünzeug. Kam in den 60ern kein Strauß ohne Nelken aus, stehen heute Gerbera für diese Art von Mittelmäßigkeit. Die Aufgabe von Aspargus übernehmen Farne und Palmblätter.

Pfingstrosen und Phlox, Rittersporn und Ranunkeln

Leider wird die alte Regel im Zweifel einfarbige Sträuße zu verschenken von den Stilverbrechern nicht beherzigt. Statt eines Straußes gelber Rosen, Tulpen und Narzissen erwartet den Beschenkten eine bunte Mischung überzüchteter Exoten. Ganz nach dem Motto: Blumen die nicht in der Natur vorkommen, sind besonders wertvoll. Dabei gilt wie so oft: Weniger ist mehr. Kaum ein Florist kann die Ästhetik eines frischgeschnittenen Feldblumen- oder Bauerngartenstraußes übertreffen. Vor allem im Norden schätzt man eine Zusammenstellung aus Pfingstrosen, Flieder, Rittersporn, Ranunkeln und Phlox, großzügig gruppiert in einem alten Milcheimer oder einer Keramikkanne.

Prinz Asfa-Wossen Asserate über Blumen in seinem Buch „Manieren“

Eine Ranunkel umgeben von Viburnum Opulus Roseum (Schneeball), ein Blütenstrauch des Bauerngartens

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2 Kommentare
  • Barbarella sagt:

    „Eine Frau ohne Geheimnisse ist wie eine Blume ohne Duft.“ sagte Maurice Chevalier einmal. Eine Blume ohne Duft ist aber genauso unerträglich wie eine Frau ohne Geheimnisse.

    Liebe Männer: Beweist dem äthiopischen Prinz, daß er Recht hat und beschenkt Eure Liebste mit etwas ohne praktischen Nutzen. Etwas, daß die Seele erfreut und den Augen schmeichelt.

  • Tom Vogt sagt:

    Die Sprache der Blumen, das ist eine tolle und romantische Idee. Am liebsten Eigenschaften an Blumen festmachen kann interessant werden. Gerade wenn den Charakter einer Person damit beschreiben möchte.

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