Die Lady-Frage: Duzen oder Siezen?

„Frau Mayer, kannst Du mal gucken, was die Kartoffeln kosten?“ – Es ist eine der Knigge-Fragen schlechthin und trotzdem ist sie im Alltag nicht immer leicht zu beantworten: Wann duzt sich eine Lady, was siezt sie sich?

Seit Weihnachten ist es so weit: Mein Freund und die Mutter meines Onkels (und damit Nenn-Oma) sprechen sich gegenseitig nicht mehr mit „Frau Voss“ und „der junge Herr“, sondern mit Gretel und Luitpold an. Nach dem obligatorischen Anstoßen auf das errungene „Du“ durfte er ihr sogar einen Kuss auf die Wange geben. So wie es für Oma Gretel selbstverständlich war sich mit ihm zu siezen, so war es für meine Eltern selbstverständlich ihm sofort das Du anzubieten. Doch wie halten wir es, wir Ladys zwischen 20 und 35?

Privat und im Beruf

Im Privatleben gilt generell: Die ältere Person bietet der Jüngeren das Du an und bis zu diesem Punkt wird gesiezt. Bei Menschen einer Altersklasse liegt es an der Dame dem Herren das Du anzubieten. Es ist jedoch sicherlich kein Stilbruch, wenn es dann doch der Herr ist, der fragt.

Im Berufsleben bietet prinzipiell der Höhergestellte das Du an. Alter und Geschlecht spielen offiziell keine Rolle. Oft wird sich abteilungsintern geduzt. Bei manchen Firmen gehört das Duzen zur Corporate Identity des Unternehmens und auch Kunden werden geduzt. Wichtig ist, dass ein Du, das auf einer Firmenfeier oder einem Betriebsausflug angeboten wurde am nächsten Arbeitstag nicht unbedingt noch aktuell ist. Im Zweifel bitte weiter siezen oder nachfragen, ob denn das Angebot noch gilt.

In der Uni

Unter Studenten wird sich im Allgemeinen geduzt, Dozenten und Professoren werden generell gesiezt. Teilweise entscheiden die Studenten, ob sie mit Vor- oder Nachnamen angesprochen werden wollen. Es ist allerdings so, dass auch im Falle des Vornamens das „Sie“ bleibt. Diese Sitte nennt sich „Hamburger Sie“, sie wirkt freundlich und wahrt dennoch Distanz.

Im Gegensatz zur Schule gilt jedoch nicht mehr die Regel, dass gesiezt wird, wer vorne steht. Junge Wissenschaftliche Mitarbeiter (meist Doktoranden) kennen „ihre“ Studenten manchmal aus dem eigenen Studium oder haben Freunde, die noch studieren. Ein Sie fällt hier schwer, also wird sich in Seminaren geduzt. Anbieten muss es der Dozent!

Im Teil 2 erfahrt Ihr etwas über das Golfplatz-Du, das Duzen im Internet und die Rücknahme des Du. Habt Ihr auch eine Lady-Frage? Dann sendet sie mir einfach per E-Mail an info@lady-blog.de.

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3 Kommentare
  • Anita sagt:

    Liebe Constanze,

    eine sehr knifflige Lady-Frage! Ich stand auch schon oft vor dem Problem, und verfahre definitv auch lieber nach dem Prinzip siezen – es gibt nichts peinlicheres als zu früh zu duzen.

    Alles Liebe,

    Anita

  • Robert sagt:

    Sehr geehrte Damen in diesem Forum,

    mit Interesse habe ich diesen Beitrag über das Duzen oder Siezen gelesen. Ich habe gehört, dass das „Hamburger Sie“ (also „Sie“ und Vorname) wieder in Mode sein soll. Im Alltag begegnet einem diese Art der Anrede jedoch aktuell noch eher selten. Könnten Sie sich vorstellen, das „Hamburger Sie“ zu nutzen? Und wenn ja, bei welchem Anlass? Ich freue mich auf einen Austausch zu diesem Thema.

    Mit herzlichen Grüßen,

    Robert

  • Thomas sagt:

    Ich war viele Jahre mit einer deutlich älteren Frau zusammen. Allerdings haben wir nicht zusammen gelebt, sondern ich war sozusagen ihr Hausfreund. Trotzdem waren wir fast täglich zusammen. Natürlich hatten wir auch Sex, aber auch sonst lief es wie in einer „normalen“ Partnerschaft. Ich habe auch bei ihr tapeziert, war mit ihr einkaufen, wir sind zusammen ausgegangen und auch in den Urlaub gefahren. Allerdings hat sie immer darauf bestanden, dass ich sie sieze, während sie mich von Anfang an geduzt hat. Heute denke ich, dass dies die Grundlage dafür war, dass mein Respekt und die Achtung vor ihr dadurch niemals gelitten hat und von Beginn an immer hoch war. Natürlich ist das für Außenstehende sicher schwer nachvollziehbar und sowas muss auch immer von beiden Partnern getragen werden. Bei uns jedenfalls hat die Beziehung dadurch keinen Schaden genommen – im Gegenteil!

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