Gelesen und gehört: Die Spieluhr von Ulrich Tukur
Sybille

Wenn Schauspieler Bücher schreiben, dann handelt es sich meistens um Autobiographien (die von Ghostwritern erstellt werden). Doch wenn ein Multitalent wie Ulrich Tukur ein Buch verfasst, dann tut er es selbst und es handelt sich tatsächlich um Literatur. Seine jetzt vorgelegte Novelle Die Spieluhr ist nicht sein erstes Buch. Vor einigen Jahren erschien bereits der Erzählband Die Seerose im Speisesaal. Und weil dieses Buch mich so begeisterte, und ich außerdem ein wirklich großer Fan von Ulrich Tukur bin, musste ich mir auch „Die Spieluhr“ sofort zulegen. von Sybille

Ein Schloss, das nur durch eine Zeitschleuse zu finden ist…

Tukur ließ sich für seine Erzählung vom Film Séraphine (2008) inspirieren, in dem es um die vergessene Malerin Séraphine de Senlis geht und er selbst die Rolle des Kunstsammlers Wilhelm Uhde verkörpert. In der Novelle spinnt Tukur das Drehbuch auf eine Weise weiter, die zwischen E.T.A Hoffmann, Edgar Allan Poe und ganz normaler Alltagsrealität und -sprache irrlichtert. Die Geschichte: Ein Regieassistent verschwindet, berichtet nach seinem Wiederauftauchen von merkwürdigen Begebenheiten in einem alten Schloss und bringt sich schließlich um. Auf der Spurensuche begibt sich der Schauspieler, und gleichzeitig Erzähler des Buchs, ebenfalls in das Schloss, das allerdings nur durch eine Zeitschleuse zu finden ist. Er wird ins Jahr 1944 versetzt, trifft einen musikalisch hochbegabten, aber unheimlichen Knaben, eine überirdisch schöne Marquise und erkennt am Ende, dass der Regieassistent „die Schönheit gesucht, einen Blick ins Paradies geworfen hat und dann in die Hölle gefahren ist“.

Fazit: Etwas enttäuschend, aber…

„Die Spieluhr“ ist eine Zeitreise in die unterschiedlichsten Epochen, in Märchenwelten, die sich hinter Gobelins und Gemälden befinden. Das ganze Hin und Her zwischen den Ebenen und Identitäten hat mich beim ersten Lesen ziemlich verwirrt, was allerdings auch daran gelegen haben mag, dass ich mich im Vorweihnachtsstress nicht richtig auf das Buch einlassen konnte. Allerdings fand ich auch manche Metapher unglücklich gewählt, manchen Ebenenwechsel nicht nachvollziebar, so dass ich beim ersten Lesen etwas enttäuscht war. Zum Glück schenkten mir Freundinnen das „Spieluhr“-Hörbuch, so dass ich mir die Geschichte vom Autor selbst vorlesen lassen konnte. Die Stimme von Tukur nimmt einen so gefangen, dass man über eventuelle Ungereimtheiten ganz einfach hinweghört.

Die Spieluhr von Ulrich Tukur„Die Spieluhr“ von Ulrich Tukur ist mit seiner Goldprägung auf Textil und einem Lesebändchen sehr aufwändig gestaltet. Wenn Euch fantastische, leicht versponnene Geschichten gefallen, dann ist es das richtige Buch für Euch. Allen anderen lege ich sowohl die Hörbücher Die Spieluhr und Die Seerose im Speisesaal ans Herz

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2 Kommentare
  • Ulrike Sokul sagt:

    Werte Lady,

    „Die Spieluhr“ von Ulrich Tukur finde ich sowohl sprachlich-inhaltlich wie äußerlich ganz herausragend! Wenn ich aus meiner Buchbesprechung:

    http://leselebenszeichen.wordpress.com/2014/01/29/die-spieluhr/

    zitieren darf:

    „Auch äußerlich hat dieses faszinierende Buch viel zu bieten:
    Es ist in puderig-blaugrünes Leinen gebunden, mit einem floralen Motiv im Goldprägedruck als Titelbild, die Vorsatzblätter sind aus schwarzem, atlasseidig anmutendem Papier, die Serifen-Typographie » Centaur « ist reizvoll antiquarisch, gleichwohl gut und sehr klar leserlich. Das Verlagslogo ist unauffällig, beinahe unsichtbar ins Leinen eingeprägt, und es gibt ein LESEBÄNDCHEN. Ich liebe Lesebändchen, sie sind schön, praktisch und luxuriös.

    Die Gestaltung (von Sabine Wimmer, Berlin) des Buches läßt es wie ein neues, altes Buch erscheinen, das gut in ein Buchhändlerschaufenster von 1913/14 gepaßt hätte. Angesichts unserer plakativen, bildinflationären Sehgewohnheiten ist diese Buchgestalt von wohltuender Unaufdringlichkeit und harmoniert ausdrücklich mit dem feinsinnigen Text.“

  • Sybille sagt:

    Liebe Ulrike,

    das ist eine wunderbare Beschreibung der Buchgestaltung. Vielen Dank dafür!

    Sybille

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