Lady-Blog liest: Julian Fellowes – Eine Klasse für sich
Sybille

Ja, ich gebe es zu: Als ich jünger war, wollte ich unbedingt einen englischen Lord heiraten – mit großem Landhaus, Park, vielen Tieren und allem was dazu gehört. Ich schreibe diese Idee der Beeinflussung durch Serien wie Charles Sturridges „Wiedersehen mit Brideshead“ zu, die ich geliebt habe. Dass sich mein Jungmädchen-Traum nicht erfüllt hat, finde ich nach der Lektüre von „Eine Klasse für sich“ allerdings gar nicht mehr so tragisch. von Sybille

Ein Landgut und ein mysteriöser Brief

Der Autor Julian Fellowes nimmt den Leser mit auf eine Reise in das England der 60er Jahre. Mittelpunkt der Geschichte ist der steinreiche Damian Baxter, der erfahren hat, dass er bald sterben wird. Er hat nie geheiratet und lebt mit seinen Hausangestellten auf einem luxuriösen Landgut. Seit 20 Jahren treibt ihn jedoch ein anonymer Brief um. Er deutet an, dass Baxter einen Sohn hat. Doch der einzige, der ihm helfen kann die Wahrheit herauszufinden, ist ein Mann mit dem er seit Jahrzehnten verfeindet ist: der Erzähler der Geschichte.

Eine meiner Lieblingsstellen aus Eine Klasse für sich:

Der heutigen Jugend käme es merkwürdig vor, dass ich mich so stark von meinen Eltern lenken ließ, aber vor vierzig Jahren war alles anders. Man hatte schon einmal keine Angst vor dem Älterwerden. Fernsehmoderatoren mittleren Alters mussten niemandem vorheucheln, sie teilten Geschmack und Vorurteile ihrer jugendlichen Zuschauer, um sich bei ihnen beliebt zu machen. Natürlich trennten uns politische Ansichten, Klassenzugehörigkeit und in geringerem Maße als heute auch die Religion, aber die entscheidende Kluft verläuft heute zwischen den Generation von 1968 – den Älteren – und der Generation vier Jahrzehnte später – den Jungen.

Julian Fellowes - Eine Klasse für sich

Feinster englischer Humor

Der anonyme Erzähler erhält vom kranken Baxter eine Liste potentieller Absenderinnen – alles ehemalige Geliebte. Er besucht die fünf Frauen und begegnet dabei immer wieder seiner eigenen Vergangenheit: Der Welt des Adels, die in den 60er Jahren langsam obsolet wurde. Julian Fellowes beschreibt diese untergehende Welt mit feinstem englischen Humor und nimmt dabei das Benehmen und die Intrigen der Oberschicht mit Feinsinn unter die Lupe. Ganz nebenbei erfährt der Leser viel Interessantes über das damalige London. Das hat gerade in diesen Tagen, da London brennt, für mich etwas zutiefst Nostalgisches.

Oscar-gekrönter Drehbuchautor

Bei allem Sarkasmus wirft Fellowes, der selbst gehobenen Kreisen entstammt, einen fast sanften Blick auf den Menschen. Er zeigt, dass die Oberfläche einer Person nicht ihrem Inneren entsprechen muss und dass man im Nachhinein viele Dinge besser versteht. Mit Eine Klasse für sich betritt Fellowes kein völliges Neuland: Als Oscar-gekrönter Drehbuchautor beschreibt er in Gosford Park* das Klassensystem und die Herrschaft-Diener-Beziehungen britischer Adliger der 30er Jahre. Auch die hochgelobte Serie Downton Abbey* stammt aus seiner Feder. Und Ihr könnt sicher sein, dass sie in meinem Einkaufswagen landet, sobald sie auf Deutsch zu haben ist.

Die gebundene Ausgabe von Julian Fellowes „Eine Klasse für Sich“ kostet 22,99 Euro. Wer auf die günstigere Taschenbuch-Ausgabe warten möchte, kann sich die Zeit mit Fellowes erstem Roman Snobs* vertreiben.

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1 Kommentar
  • Julian Fellows ist in der Tat klasse! Wir freuen uns schon riesig auf den Zweiten Teil von Downton Abbey. Auch wenn es hier um die Damen der Schöpfung geht, so interessiert sich vielleicht der eine oder andere für die Herrenkleidung in Downton Abbey oder Gosford Park. Wir haben jedenfalls beide Fellows Produktionen etwas genauer unter die Lupe genommen.

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